Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
»Ich denke, dass ich dir keine Erklärungen mehr schulde. Wir leben seit einem halben Jahr getrennt.«
»Du bist noch immer meine Ehefrau.«
»Das lässt sich schneller ändern, als du denkst. Hier ist Titus. Füttere ihn nicht mit Salat. Davon bekommt er Durchfall.« Ich nehme meine Jacke und klingel mit dem Schlüsselbund, verschließe die Ladentür und steige in meine Ente. Mit einem lauten Hupen verabschiede ich mich bei meinen Leuten, die mir vom Stammtisch zum Abschied zuwinken.
Für die lange Autofahrt nach Hamburg nehme ich mir acht Tage Zeit. Ich fahre in kleinen Etappen und genieße den sonnigen Oktober. Das hätte ich früher nie gemacht. Allein Urlaub zu machen, war eine undenkbare Vorstellung. Ich übernachte in kleinen Landgasthöfen und schlemme mich durch das Angebot regionaler Köstlichkeiten. Handy und Notebook bleiben während der ganzen Zeit im Koffer verstaut. Ich habe die Wahl, entweder im Haus meines Sohnes zu wohnen oder Steffens Angebot anzunehmen. Ich wähle das Gästebett in der Wohnung meines Exmannes. Meines ersten Exmannes. Bald werde ich meine Ehemaligen mit Nummern bezeichnen müssen. Was soll‘s. Elisabeth Taylor war acht Mal verheiratet. Was sind da schon zwei gescheiterte Versuche. Ich bin bereit, mein Leben zu leben. Ohne auf die Befindlichkeiten vergangener Männer Rücksicht zu nehmen. Es wird Zeit, dass ich mich auf mich selbst konzentriere. Gern hätte ich meine Anreise noch um weitere Tage verlängert. Aber weil die Enkel Herbstferien haben und sie ihre Oma bereits erwarten, fahre ich das letzte Teilstück durch.
Ich komme gegen neun Uhr abends bei Steffen an. Er überfällt mich gleich mit einer Überraschung. Für die gemeinsame Zeit mit den Kindern, will er ein Ferienhaus an der Nordsee mieten. Seine Wahl fiel auf ein Bauernhaus in idyllischer Dünenlage in Dänemark, kurz hinter der deutschen Grenze.
»Da werden die Jungs ja vor Freude im Dreieck springen. Willst du Loris und Jasper zu Tode langweilen? Die Jungs wollen Action und abends auf die Piste gehen.«
»Sprichst du für die Enkel oder für dich?»
»Für uns. Auch dir altem Knochen würde ein bisschen Abwechslung gut tun!« Ich sehe in den Veranstaltungskalender für die Monate Oktober bis Dezember. Hamburg bietet viele Konzerte und andere Events, die mein Interesse finden.
»Das wird ein heißer Herbst, Steffen. Ich hoffe, du machst nicht wieder so schnell schlapp!« Er hält genau drei Abende durch. Danach zieht er die Gesellschaft von Maybritt Illner, Sandra Maischberger und Reinhold Beckmann vor.
Ende November habe ich schon alle Weihnachtsgeschenke zusammen. Das Fest mit der ganzen Familie wird vorverlegt und soll am zweiten Adventsonntag stattfinden. Frederik plant die Weihnachtsferien mit Frau und seinen vier Kindern in Florida zu verbringen. Er hat ein Haus mit eigenem Bootssteg auf Langzeit gemietet, das er auch während seiner Verkaufsshows für Kurzaufenthalte nutzt.
Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche. Es ist Sarah, die sich aus Frankreich meldet. Seit meinem Geburtstag ist es ernster zwischen ihr und Claire geworden. So oft wie möglich verbringen sie ihre freie Zeit zusammen. Ich freue mich so über ihr neues Glück. Wenn es jemand verdient hat, wieder zufrieden zu sein, dann meine Freundin Sarah.
»Marie, ich muss dir etwas beichten. Ich habe mich eingemischt. Es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders. Montagabend belauschte ich ein Gespräch zwischen Jennifer und Tobias. Diese kranke Kuh hat dich als alte Nymphomanin hingestellt, die rücksichtslos Männer anbaggert. Das konnte ich nicht unkommentiert stehen lassen. Ich habe ihr den Marsch geblasen.«
»Gut gemacht!«
»Aber das ist noch nicht alles. Ich habe Tobi über deine wahre Beziehung zu Mike informiert. René kam dazu und hat es bestätigt. Tobias ist aus allen Wolken gefallen und hat sich die Kante gegeben. Er ist seit drei Tagen blau und ich kümmere mich um Clara. Marie, komm nach Hause. Ich weiß nicht, ob er sich allein wieder einkriegt.«
»Auf keinen Fall!« Wenn er Sarah und René braucht, um sich überzeugen zu lassen, dann soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst.
»Er weiß doch wohl nicht, dass ich in Hamburg bin?«
»Er hat dich die ganze Zeit in Florida bei Mike vermutet! Steffen ist wohl nicht ganz unschuldig daran, dass er das denkt. Er selber hat Tobi den Floh ins Ohr gesetzt!« Unmöglich! Warum sollte Steffen das auch tun?
Der
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