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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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und stellt sich seitlich auf.
   »Siehst du schon was?« Didid..didid, tönt das Handy aus ihrer Jackentasche. Sie blickt nur kurz auf das Display und zieht eine Grimasse. »Dein Herr Sohnemann. Er ist schon wieder hektisch. Er hat die Jungs jetzt gerade mal eine halbe Stunde und dreht schon wieder am Rad. Ich muss jetzt aber. Nur noch eins. Bitte sage Hanna und Karl noch nichts vom Baby. Wir wollen sie Heiligabend mit der Nachricht überraschen.« Das sind eindeutig zu viele Informationen auf nüchternen Magen. Ich bin erschüttert. Im Sommer wollte Nadja doch endlich mit einer Ausbildung beginnen. Die erste Lehre musste sie wegen der Schwangerschaft abbrechen. Die Vorstellung, dass Frederik mit fünfundzwanzig Jahren Vater von drei Kindern sein wird, lässt mich erschauern. Sein Gehalt reicht doch jetzt schon vorne und hinten nicht aus. Ich muss es wissen, denn ich schustere seit der Geburt der Zwillinge Loris und Jasper monatlich einen erheblichen Betrag bei. Und dann will sie im schwangeren Zustand Snowboarden? Ich verstehe die Welt nicht mehr und gehe mich duschen. Mit geneigtem Kopf lasse ich mir das heiße Wasser auf den verspannten Nacken prasseln. Freude sieht anders aus. Ich nehme ein frisches Handtuch und wickel es um die nassen Haare und ziehe den gestreiften Morgenmantel über. Zornig stampfe ich die Treppe in das Dachgeschoss hinauf, um Steffen zu wecken.
   »Hier stinkt es ja wie im Pumastall!« Angeekelt öffne ich das Fenster und stelle mich ans Kopfende seines Bettes. »Wach auf! Ich will mit dir über den wahnwitzigen Plan deiner Eltern sprechen. Nadja war auch schon hier und hat eine Bombe platzen lassen. Wir werden wieder Großeltern! Hurra!« Laut knalle ich die Tür hinter mir zu. Er sollte jetzt wach sein. Es dauert eine halbe Stunde bis Steffen sich im Erdgeschoss sehen lässt. Ich trinke bereits den zweiten Becher Kaffee und telefoniere laut und aufgebracht mit meiner Schwester.
   »Ach Sophie, das ist doch Blödsinn. Wir können doch auch gemütlich im kleinen Kreis feiern. Seit einer Woche stecke ich in den Vorbereitungen für das Fest. Ich hab mich so auf euren Besuch gefreut.« Lautlos nicke ich in den Hörer. Steffen kann meiner Miene steigende Enttäuschung entnehmen. Als ich das Gespräch beende, trifft ihn mein vorwurfsvoller Blick. 
   »Das sind ja wunderbare Aussichten auf ein schönes Weihnachtsfest. Meine Mutter, Sophie und Lars bleiben über die Festtage in Portugal und Freddy fährt mit seiner Familie und deinen Eltern in den Schnee. Nadja hat bereits die Skisachen abgeholt.« Er zieht die Augenbrauen hoch und schenkt sich ohne weiteren Kommentar einen Becher Kaffee ein. Aus Erfahrung weiß er, dass es bei meiner angespannten Stimmung klüger ist, den Mund zu halten. Wütend reiße ich den Abholschein der Schlachterei von der Pinnwand und drücke ihn Steffen in die Hand.
   »Wenn du deine Stimme wiedergefunden hast, dann ruf beim Metzger an und mach die Bestellung rückgängig!« Ich gehe ins Bad, um mir die Haare zu föhnen. Mit einer blauen Jeans und einem schwarzen Rollkragenpullover bekleidet, stehe ich wenig später vor meinem Mann. Er wirkt genervt und redet sich mal wieder raus.
   »Da ist ständig besetzt. Ich gebe auf und gehe jetzt mit dem Hund raus. Hoffentlich hast du dich bis heute Abend wieder beruhigt. Letztendlich wollten Karl und Hanna uns nur eine Freude machen.« Das ist ihnen auf ganzer Linie misslungen, denke ich und stecke wütend den Abholschein in mein Portemonnaie. Wie immer werde ich mich selbst um die Angelegenheit kümmern und mache mich mit dem Wagen auf den Weg zum Schlachter und zur Vinothek.

Die Schlange vor dem Geschäft reicht bis auf die Straße. »Na, das geht ja gut los«, stöhne ich laut. Aber ich kann direkt vor der Tür einen Parkplatz ergattern. Soll das die Wende an diesem schrecklichen Tag sein?
   »Haben Sie noch etwas vergessen, Frau Simon?« Vor dieser freundlichen Frage, musste ich geschlagene 45 Minuten in der Warteschlange verbringen. Nach einer halben Stunde bestand Hoffnung, endlich gehört zu werden. Es war nur noch ein Kunde vor mir. Dieser Mann zeigte auf jede einzelne Aufschnittsorte in der Auslage.
   »Was ist das für eine Wurst? Vom Rind oder Schwein?« Er ließ sich nach ausführlicher Erklärung stets ein Stück zum Probieren reichen und verkündete danach seelenruhig, dass er davon gern eine Scheibe nehmen würde. Ich war kurz vor der Explosion. Die setzte auch prompt ein, als er

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