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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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frage ich besorgt. »Hier heiraten doch keine Thronfolger!«
   »Mach dir über die Kosten keine Gedanken. Ich habe das Appartement verkauft. Ich will, dass du die schönste Feier aller Zeiten bekommst.« Ich freue mich auf unsere Gäste. Neben der Familie und Freunden aus dem Ort haben auch ehemalige Geschäftspartner und Kollegen ihr Kommen zugesagt. Viele dieser lieben Menschen habe ich lange nicht gesehen. Ich bin schon seit Monaten offiziell die Frau an Tobis Seite, aber erst mit diesem Fest soll es richtig komplett werden. Am Abend vor dem großen Ereignis liegen wir wach im Bett.  
   »Ich hab dich so lieb.«
   »Mehr fällt dir zu mir nicht ein?«, lacht er und zieht ein kleines Buch, in das er seit Tagen heimlich schreibt aus dem Nachtschrank und übergibt es mir mit den Worten: »Ich wollte es eigentlich morgen vor all unseren Gästen vorlesen, aber ich fürchte es ist nicht ganz jugendfrei.« Ich knipse die Nachttischleuchte an und lese die erste Seite. Warum ich dich so liebe
   »Lies du vor«, juche ich und setze mich auf. Die nächste halbe Stunde lache, weine und schäme ich mich.
   »Gut, dass du es mir allein vorgelesen hast.«

Das Fest ist unbeschreiblich schön. Sophie spricht lange mit Frederik. Sie hat vor, ihm ihre Anteile an der Kosmetikfirma zu übertragen und will ihn bitten, ihre Nachfolge anzutreten. Meine Schwester will in den wohlverdienten Ruhestand treten. In einem Anflug von Glückshormonen schlage ich vor, die Firma im Ganzen an ihn zu übertragen.
   »Es ist keine schlechte Idee, wieder nach Hamburg umzusiedeln. So kann ich mich besser um die Kinder und um Papa kümmern«, sagt er.
   »Dein Vater braucht deine Hilfe nicht. Kümmere dich ums Geschäft. Dahinten stehen die Leute vom Sender. Es ist eine gute Gelegenheit, über weitere Aufträge zu sprechen«, sagt Sophie und schickt ihren Neffen auf Akquisition. Ich tanze mit Clausen.
   »Willst du deine Mode nicht bei uns verkaufen«, fragt der Chef vom Teleshopping Sender.
   »Verkaufe du deine Paillettenshirts und deine Fett-Weg-Unterwäsche. Wir machen weiter in Kunst.« Als Steffen abklatscht, um noch einmal mit seinem alten Mädchen zu tanzen, fragt er: »Und du hast wirklich Lust, in deinem Alter noch einmal die Mutter für so ein kleines Kind zu spielen?«
   »Ich spiele nicht Steffen. Ich bin es!«.

Tobias spannt die Hochzeitscollage auf einen Rahmen und hängt das neue Bild zusammen mit mir an die Wand. Die kahle weiße Wand beginnt sich füllen. Die Nachsaison hat begonnen und ich bin froh, dass der Ort wieder den Einheimischen gehört. Auf einen Plausch fahren wir zu René und treffen auf Nane. Verheult sitzt sie an einem Einzeltisch und trinkt einen Kaffee. Der Wiener hat sie um ihr Vermögen gebracht. Der Hotelkomplex, in den sie ihr ganzes Geld investiert hat, bestand nur auf dem Papier. René lehnt ihre Bitte nach einem Job ab.
   »Was ist mit deinem Haus in Hamburg?«
   »Alles weg«, heult sie. Ihr bleibt nur Norberts Wagen, den sie gegen das Flugticket eingetauscht hatte. Aber der gehört ihr nicht einmal und sie kann ihn nicht zu Geld machen. Tobias Mitleid hält sich in Grenzen. Ich aber gehe zum Geldautomaten und helfe ihr mit Bargeld aus. Nane will ihren Neustart in Hamburg angehen. Freunde hat sie in Frankreich keine mehr. Für ihre Bekannten aus dem Yachtclub ist sie eine Persona non grata.
   »Ich war eine gutversorgte Ehefrau mit drei kostbaren Ringen an jedem Finger. Hättest du mich nicht aufgestachelt, wäre mein Leben noch in Ordnung. Was bin ich jetzt? Eine brandverletzte Frau ohne Geld, ohne Mann und ohne Dach über dem Kopf. Es ist alles deine Schuld«, schimpft Nane. Sie nimmt die Geldscheine vom Tisch und verlässt das Lokal.
   »Die spinnt doch«, sagt René und Tobias fragt: »Das nimmst du dir doch nicht zu Herzen?«
   »Ich wünsche ihr viel Glück.« Das Thema Nane und Südfrankreich hat sich erledigt.

 

Mitgefühl

»Jetzt ist es soweit«, denke ich leise, als ich den Stapel Post durchsehe. Ich bin schon darauf gefasst. Es ist für mich nicht ungewöhnlich, nach einer Periode von Glück und Zufriedenheit, gleich wieder etwas auf den Deckel zu bekommen. Finanzielle Sorgen gehörten bisher nicht dazu.
   »Mamam, wann kommt Papa?« Ich schaue auf die Uhr.
   »Er wird gleich kommen, mein Spatz«. Clara läuft in die Küche und klettert auf die Fensterbank. Von dort hat sie den besten Blick auf die steile Hausauffahrt. Die

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