Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
diesem Wissenstand zu lassen.
»Ich werde nach Berlin reisen müssen, um mit Caro die Abwicklung zu besprechen. Wir haben noch haufenweise fertige Kleider und Stoffe. Von hier kann ich wenig machen. Das heißt, du musst dich an diesen Tagen allein um die Kleine kümmern. Was meinst du, wann kann ich für zwei Tage weg?« Tobias verspricht, sich mit Julian abzusprechen und mir am Abend Bescheid zu geben.
»Mach dir keine Sorgen. Ab Mai brummt das Geschäft«. Im Mai bist du mit deiner Yacht drei Raten bei der Bank im Rückstand. Soweit werde ich es nicht kommen lassen.
Seit Monaten schnuppere ich erstmals wieder Großstadtluft. Mürrisch hat Tobias zugestimmt, zwei Tage auf Clara aufzupassen. Nein, mitnehmen konnte ich meinen kleinen Engel wirklich nicht. Ich muss mich auf unseren Rettungsplan konzentrieren. Caro zeigt mir über 300 fertige Kleider und sie hat noch Stoffreserven für weitere dreihundert.
»Das ist ein Vermögen, Caro! Das müssen wir dringend und schnell zu Geld machen.« Den Vorschlag, die Sachen bei eBay zu verramschen, lehne ich pikiert ab. Von Boutique zu Boutique zu fahren ist auch keine Lösung. Schließlich habe ich nur zwei Tage Zeit.
»Und wenn du sie nun doch dem Sender anbietest. Der Clausen hatte es dir doch auf deiner Hochzeit angeboten.«
»Stimmt. Und ich habe ihn arrogant abgebügelt und ihm gesagt, er soll seine Fett-weg-Unterwäsche verkaufen. Wir machen jetzt in Kunst.« Ich ärgere mich über meine überhebliche Reaktion. Damit habe ich die Tür zum Teleshopping endgültig zugeschlagen.
»Ruf ihn doch mal an und gehe mit ihm Essen. Vielleicht wiederholt er sein Angebot ja nochmal.« Widerwillig nehme ich mein Handy in die Hand und wähle Clausens Nummer.
»Ich bin auf Stippvisite in Berlin. Gehen wir auf eine Kohlroulade?« Clausen stimmt zu und wir verabreden uns für den frühen Abend.
»Was führt dich nach Berlin? Nimmst du dir eine Auszeit von Mann und Kind? Hast du es dir endlich überlegt und fängst endlich eine Affäre mit mir an?«
»Na, du gehst aber ran.« Ich erzähle von Tobis neuer Firma und lüge, dass sich die Balken biegen über mein Mode Label.
»Dein Sohn fährt die Kosmetik gegen die Wand!«, sagt Clausen im ernsten Ton. »Innerhalb von zwei Jahren haben es deine Produkte vom Bestseller zum Ladenhüter gebracht. Ich sage es dir im Vertrauen, wir werden den Vertrag mit ihm nicht verlängern.«
»Wer oder was kann dich umstimmen?« Ich weiß, dass Peer Clausen auf diesen Moment gewartet hat. Er gab mir damals unmissverständlich zu Verstehen, dass der Zug abgefahren ist, wenn ich gehe. Wenn er mir jetzt noch den Korb um die Ohren haut, den ich ihm einst auf seine Annäherungsversuche gegeben habe, werde ich ihm eine der viel zu weich gekochten Salzkartoffeln ins Gesicht drücken. Aber er sagt: »Du weißt, dass die Linien nur mit dir zu verkaufen sind. Komm zurück und übernehme einmal im Monat die Präsentationen. Dann bleibt alles beim Alten.« Ich überlege. Frederik wird sicherlich nichts dagegen haben. Tobi bestimmt.
»Peer, ich denke ernsthaft über dein Angebot nach. Aber beides wird mir zu viel. Du weißt, dass Clara mich braucht. Das Modelabel und die Kosmetik überfordern mich. Ich bin schließlich keine vierzig mehr.«
»Du brauchst nicht wieder die Karte mit deinem Alter auszuspielen. Außerdem weiß ich Bescheid. Deine Kleider laufen nicht mehr. Berlin ist ein Dorf. Also hör auf! Von mir aus kannst du sie online bei uns verkaufen. Sprich morgen mit unserer Marketingabteilung. Vielleicht nehmen sie dich noch mit einer Seite ins Kundenmagazin auf. Aber auf Sendung gehst du mit diesen Karnevalskostümen nicht.«
»Richtig sexy bist du, wenn du so bestimmend bist.«
»Machst du mich an?«
»Ich sage nur, wie es ist. Danke Peer! Du bist ein echter Freund.«
Tobi und Clara erwarten mich schon auf dem Flughafen und ich berichte gleich im Auto von meinem Treffen mit Clausen. Schlagartig ändert sich Tobias Laune. Mit versteinerter Miene setzt er die Fahrt fort. Am Haus angekommen, schickt er Clara hinaus zum Spielen mit den Nachbarkindern. Sie soll nicht hören, was er mir zu sagen hat.
»Du fängst wieder beim Sender an? Du sagst zu, ohne zuvor mit mir darüber zu sprechen? Und was wird mit Clara? Soll ich jetzt den Hausmann geben, wie es dein Steffen fünfundzwanzig Jahre gemacht hat? Mit mir nicht, Marie! Mach das wieder rückgängig oder wir haben
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