Ausgefressen
war.«
»Dann ist Atze Neumann also bei einem Handgemenge mit Ihnen getötet worden?«, fragt Phil. Erstaunlich, was mein Partner sich da so alles zusammenreimt. Da kann ich noch einiges lernen.
Hanno nickt. »Ich habe geahnt, dass Bea etwas bedrückt. Eines Tages hat sie mir einen Brief zugesteckt, in dem sie mich beschwor, zu verschwinden. Ihr Mann habe von einer dubiosen Frau den Auftrag bekommen, mich zu töten. Und nach Lage der Dinge würde er das auch tun.«
»Warum haben Sie nicht die Polizei eingeschaltet?«
»Ich musste befürchten, dass ich Bea in Gefahr bringe. Außerdem wollte ich wissen, wer die dubiose Frau war, die mir nach dem Leben trachtete.«
»Sie sind also zu dem Treffen gegangen und dort Atze begegnet. Allein?«
Von Sieversdorf schüttelt den Kopf. »Das dachte ich. Aber Bea war auch da. Zum Glück, denn wie Sie schon richtig vermutet haben, kam es zu einem Handgemenge. Wenn Bea nicht zur Stelle gewesen wäre, dann wäre ich jetzt nicht mehr am Leben. Zwei Schüsse lösten sich. Der eine streifte mich, der andere tötete Atze. Ich hatte nicht vor, ihn zu erschießen. Schließlich sollte er mir sagen, wer seine Auftraggeberin war.«
Phil lehnt sich zurück. »Und Sie denken nun allen Ernstes, dass Ihre eigene Tochter Atze beauftragt hat, Sie umzubringen?«
»Ich bin mir sogar sicher«, erwidert Hanno. »Sie ist geldgierig und gefühlskalt. Der Luxus, den ich ihr biete, reicht ihr nicht. Das hat sie mir schon mehrmals zu verstehen gegeben. Sie will alles. Mein ganzes Hab und Gut.«
»Hab ich ja gleich gesagt«, werfe ich ein. Phil bedenkt mich mit einem langen Blick, und ich beschließe, vielleicht doch besser die Klappe zu halten.
»Kommen wir jetzt … ins Gefängnis?«, fragt Bea tonlos.
Phil sieht sie an. »Ich bin kein Richter. Nicht einmal Polizist. Ich kann Sie beide also weder festnehmen noch verurteilen.«
Bea schöpft Hoffnung. »Dann … würden Sie uns … vielleicht gehen lassen?«
»So einfach ist das auch wieder nicht«, entgegnet Phil. »Aber gesetzt den Fall, ich vergesse diese Begegnung und die Beule an meinem Kopf: Was würden Sie beide tun?«
»Das ist sehr einfach«, erwidert Hanno. »Wir verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Ich habe im Ausland noch ein paar Reserven, von denen Constanze nichts weiß. Es ist nicht viel, aber Bea und ich könnten davon irgendwo ganz gut leben. Wir brauchen keine Reichtümer. Und in ein paar Jahren kann Constanze mich für tot erklären lassen und offiziell das Erbe antreten. Dann hat sie endlich, was sie will.«
»Sie würden sie davonkommen lassen?«, fragt Phil erstaunt. »Mitsamt Ihrem Geld? Obwohl sie versucht hat, Sie umzubringen?«
Hanno zuckt mit den Schultern. »Ich bin ein alter Mann. Ich war lange genug reich, um zu wissen, dass es im Leben auf andere Dinge ankommt. Die Zeit, die mir noch bleibt, möchte ich mit Bea verbringen. Das ist alles, was ich noch will. Sie hat mir ein spätes Glück geschenkt. Das kann man mit Geld nicht aufwiegen.«
Bea lächelt ihn an.
»Außerdem, was wäre die Alternative? Ich habe gegen Constanze nichts in der Hand. Wenn ich jetzt nach Hause käme, würde sie die treusorgende Tochter spielen und auf eine neue Gelegenheit warten, meinem Leben ein vorzeitiges Ende zu setzen. Das ist mir zu ungemütlich. Und auch zu riskant.«
Phil nickt nachdenklich. »Was wäre, wenn Sie ihr beweisen könnten, dass sie den Mord in Auftrag gegeben hat?«
»Wie soll das gehen? Der einzige Zeuge ist tot.«
Phil wiegt skeptisch den Kopf hin und her. »Aber Constanze weiß nicht, ob Atze wirklich der einzige Zeuge war. Sie hat mich ganz offensichtlich nur deshalb angeheuert, weil sie herausfinden will, ob jemand belastendes Material gegen sie in Händen hat. Sie weiß also, dass Atze tot ist. Aber sie weiß nicht, ob Bea ihr noch gefährlich werden könnte.«
»Deshalb müssen wir ja auch verschwinden«, erwidert Hanno. »Constanze ist alles zuzutrauen, auch, dass sie Bea aus dem Weg zu räumen versucht.«
Phil lehnt sich vor. »Es sei denn, es würde uns gelingen, Constanze nachzuweisen, dass sie den Mord in Auftrag gegeben hat.«
Von Sieversdorf und Phil schauen sich an, dann begreift der alte Mann.
»Sie wollen Bea als Lockvogel benutzen. Kommt überhaupt nicht in Frage!«
Bea hebt den Kopf und wirkt irritiert. »Moment, Hanno! Wir wissen doch noch gar nicht, was er will. Außerdem habe ich da wohl auch ein Wörtchen mitzureden, oder?«
»Das ist viel zu gefährlich, Liebling. Glaub
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