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Ausgefressen

Ausgefressen

Titel: Ausgefressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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Namen erinnern kann.
    Ich überlege fieberhaft, was jetzt zu tun ist. Irgendwie muss ich Bea und Hanno daran hindern, dieses Apartment zu verlassen. Aber wie?
    Mein Blick fällt auf die Balkontür. Sie ist auf einer Schiene gelagert. Eine ähnliche Konstruktion gibt es im Reptilienhaus. Die Glastür dort fällt ins Schloss, sofern man sie mit genügend Kraft zuzieht. Wenn es mir gelänge, Bea und Hanno eine Weile auf dem Balkon festzuhalten, dann könnte ich versuchen, Phil wiederzubeleben. Es ist nur eine kleine Chance, aber einen Versuch wert. Kurz entschlossen husche ich zur Balkontür und drücke mit aller Kraft gegen die äußere Kante des Rahmens. Doch so sehr ich mich auch bemühe, das Monstrum bewegt sich keinen Millimeter. Erschöpft sinke ich zu Boden. Im gleichen Moment erinnere ich mich daran, wie ich gerade dem Tod entronnen bin. Wieder schlage ich meine Krallen in den Holzboden, drücke die Schulter gegen den Rahmen und ziehe mich mit aller Kraft nach vorn.
    Ein winziger Ruck, und die Tür beginnt, über die Schiene zu gleiten. Erst langsam, dann immer schneller. Wieder und wieder schlage ich meine Krallen in den Holzboden und ziehe mich keuchend vorwärts. Dabei beobachte ich aus den Augenwinkeln Bea und Hanno. Noch sind die beiden in ihr Gespräch vertieft, aber gerade jetzt hebt Bea irritiert den Kopf und schaut zu mir herüber. Während sie große Augen bekommt und sich fast im gleichen Moment an Hanno vorbeidrängt, schlagen sich meine Krallen ein weiteres Mal in den Boden. Ich ziehe, rutsche ab, stolpere über die Schiene und stürze zu Boden. Sofort bin ich wieder auf den Beinen und sehe gerade noch, wie Bea ihre Hand ausstreckt, um die dahingleitende Tür aufzuhalten. Man hört das Kratzen ihrer Nägel auf dem Glas und ihr ebenso hysterisches wie erstauntes: »Nein!«
    Zu spät. Die Tür fällt ins Schloss, und mit dezentem Klacken wirbelt ein Hebel herum, der sie verschließt. Zugleich sackt die riesige Konstruktion ein paar Millimeter ab, und mit einem leisen Knautschen schieben sich die Gummidichtungen in die Türfüllung. Ein dumpfer Schlag gegen das massive Fenster besiegelt Beas Niederlage. Entgeistert lässt sie ihre Faust sinken und sieht mich an, als wäre ich ein Alien, der gerade im Begriff ist, sie auf einen anderen Planeten zu entführen. Der alte von Sieversdorf hat sich unterdessen auf einen Stuhl fallen lassen und starrt mich ebenfalls fassungslos an.
    Keine Ahnung, auf was für Ideen die beiden da draußen kommen, ich sollte mir jedenfalls nicht allzu viel Zeit lassen, um den zweiten Teil meines Plans in die Tat umzusetzen. Ich brauche Wasser, um Phil auf die Beine zu bringen. Als ich mich umsehe, fällt mein Blick auf die Hausbar. Ein paar Flaschen Hochprozentiges, Gläser, ein Eiskühler. Passenderweise ist Phil direkt vor der Bar zu Boden gegangen.
    Während ich zwei Flaschen Scotch öffne, um Phil das Zeug über den Kopf laufen zu lassen, wird von draußen ein Stuhl gegen die Balkontür geworfen. Erschrocken zucke ich zusammen. Der Stuhl federt zurück, das dicke Glas hat dem Aufprall standgehalten. Ich sehe, wie Bea den schweren Balkontisch in Position bringt, um mit diesem das Fenster einzuschlagen. Hanno redet auf sie ein. Sieht aus, als würde er versuchen, sie von dem Plan abzubringen. Ich befürchte, es wird ihm nicht gelingen.
    Rasch öffne ich noch zwei Flaschen Cognac und stoße sie um. Der Alkohol rinnt Phil nun in Strömen über den Schädel. Er wird gleich riechen wie eine Schnapsfabrik. Aber egal. Hauptsache, er kommt wieder zu sich. Na los, Phil! Du schaffst es! Du bist doch hart im Nehmen!
    Ein leises Stöhnen. Dann ein Husten. Gott sei Dank. Phil schüttelt den Kopf, stöhnt erneut und blickt sich um. Die letzten Reste Alkohol plätschern auf seinen Schädel. Mühsam stützt Phil sich ab, rollt zur Seite und setzt sich ächzend gegen ein Sofa. Er greift sich an den Kopf und dreht ihn vorsichtig zur Seite. Dabei fällt sein Blick auf den Balkon, wo Hanno und Bea stehen und das Geschehen reglos verfolgen. Phils Blick wandert zur Bar, wo ich inmitten umgekippter Alkoholika stehe und darauf hoffe, dass er den Schlag halbwegs unbeschadet überstanden hat. Ein banges Schweigen.
    »Hast du da noch irgendwo ’n Schluck für mich übrig?«, fragt er dann.
    Ich atme auf. Mein Partner ist wieder ganz der Alte.
    Zwei Drinks später sitzt Phil auf dem Sofa und kühlt seinen Schädel mit einem Eisbeutel. Zu seiner Rechten liegt die . 38 er, zu seiner Linken hocke ich auf

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