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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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KaReh-Chefkoch. »Wir haben bis zwölf, eins gearbeitet, dann bis fünf gesoffen und sind am nächsten Tag wieder pünktlich auf die Minute angetreten. Wem man etwas angesehen hat, der ist doppelt so hart drangekommen.«
    Legendenbildung wie in jeder Branche, denke ich mir. Andererseits, Kochen ist tatsächlich auch harte körperliche Arbeit und bedeutet Stress, das habe ich in letzter Zeit selbst gemerkt. Kein Wunder, wenn man sich danach noch etwas entspannen will, fortgehen, tratschen … Meist ohnehin wieder über einschlägige Themen. Die Köche rund um mich sind zwischen vierzig und fünfzig, sie scheinen offenbar noch einiges auszuhalten. Es ist halb zwei. Weder das Solid noch das KaReh sind so groß, als dass der Küchenchef bloß Befehlsgeber sein könnte. Und was es heißt, in einer Großküche wie der des Royal Grand sechzig, siebzig Leute einzuteilen, das hat mir Billy beiläufig erzählt. Knochenarbeit und Kopfarbeit und Zeitdruck. Ich sehe mir die Helden rundum an.
    »Den Capriati hat es übrigens auch bös erwischt«, tratscht der Solid-Chef munter weiter. »Zwei Sterne in Rekordzeit, fast war er schon am dritten dran.«
    »Weiß ich, immerhin hat er bei mir angefangen.«
    »Salmonellen sind nicht wirklich gut fürs Image. Eine Razzia des Lebensmittelinspektorats, ein Zeitungsartikel. Armer Bub. Hat sich wohl übernommen. Seine Eltern sollen ja reich sein, aber mit nicht einmal dreißig ein eigenes Lokal aus dem Boden zu stampfen, das war eben doch zu viel. Hat wohl nicht genug Huhn verkauft in letzter Zeit.«
    »Aber dass er so dumm ist und die Salmonellenhühner wirklich in den Müll wirft?«
    »Wo soll er sie denn im zweiten Bezirk bestatten? Außerdem war das ja nicht die einzige Geschichte. Die Küche dürfte nicht auf dem neuesten Stand sein, letzte Woche erst haben sie eine Gasexplosion gehabt, bei der die ganze Bude fast in die Luft geflogen wäre. Weiß ich von Marina Klein, du weißt schon, das ist die mit den kurzen roten Haaren und den langen Beinen. Sie ist Gardemanger dort.«
    »Im ›Magazin‹ ist die Geschichte auch gestanden.«
    Ich schrecke hoch. Anders als die Kochveteranen bin ich am Ende dieses Tages ziemlich geschafft.
    »Dein Blatt«, klopft mir der Solid-Chef auf die Schulter.
    Nur, dass ich die Sache leider nicht mitbekommen habe. Da hab ich das eigene Magazin wieder einmal viel zu wenig gründlich gelesen. Daniel Capriati gilt als einer der neuen jungen Kochstars, ich kenne ihn nur von Bildern. Schmal, groß, dunkel, er sieht fast zu gut aus, um auch gut zu sein. Mehr so ein Pin-up-Koch.
    »Vielleicht war es bei der Billy Winter und bei Capriati gleich: Der Feind lauert in der eigenen Küche. Aber wer ist es?«
    Der Chef des Solid legt noch nach: »Der Capriati ist selbst schuld, würde ich einmal sagen. Ganz schön abgehoben. Oder hat er sich hier etwa schon einmal blicken lassen?«
    Die meisten schütteln den Kopf.
    Nur Udo Baumann, der Fernsehkoch der Nation, protestiert: »Ich hab ihn hier schon gesehen. Er hat eben viel zu tun. Und was er kocht, ist wirklich gut.«
    Einige lachen. »Wieder einmal der heilige Udo!«, ruft jemand. Baumann steht im Geruch, schon fast zu nett zu sein, zu allen freundlich, blitzsauber, bescheiden, mit einer glücklichen blonden Frau und zwei Kindern im Schulalter. Ich finde ihn langweilig. Und seine Sendung auch. Jedenfalls: Der »heilige Udo« will nicht so lange durchhalten und verabschiedet sich. Das sollte ich auch schön langsam tun, um dann in Ruhe daheim Tratsch, Gerüchte und Fakten voneinander zu trennen. Viel Neues habe ich nicht erfahren. Einen Versuch starte ich noch.
    »Hat Bachmayer in letzter Zeit Streit gehabt?«
    Der Chefkoch vom KaReh schüttelt den Kopf über so viel Naivität. »Nicht mit uns, natürlich nicht. In einem Monat kommt sein neuer Gastronomieführer heraus. Niemand will bei ›Fine Food‹ Punkte verlieren. Also halten wir schön fein den Mund und denken uns unseren Teil. Wenn’s um so etwas geht, sind wir eine feige Bande.«
    »Klug, nenn es einfach klug«, grinst der vom Wiener Schmäh.
    »Es muss ja keiner von euch gewesen sein, der ihn ermordet hat.«
    »Herzlichen Dank auch.«
    »War er irgendwie anders an dem Abend?«
    Rundum wird mir beteuert, dass er wie immer gewesen sei: etwas angetrunken, großsprecherisch, laut. Und natürlich hat man niemanden gesehen, der mit ihm in den Innenhof gegangen ist.
    Mir kommt der »Mord im Orientexpress« von Agatha Christie in den Sinn. Da schließen sich zwölf

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