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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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gekommen, dass er sich eine um einiges jüngere Zuckerbäckerin angelacht hatte. Na ja, wie ich dir schon erzählt habe, besser, man lässt sich mit niemandem aus der Branche ein. Hab ich seither auch nicht mehr getan.«
    »Von deinem Ex warst du damals schon geschieden?«
    »Schlimmer, da haben wir gerade in Scheidung gelebt. Keine einfache Sache. Wenn, dann kommt es bei mir dick.«
    »Und Manninger?«
    »Der war Single. Überzeugter Single. Irgendwann einmal ist auch er verheiratet gewesen, aber das hat nicht lange gehalten. Unser Job verträgt sich nicht so gut mit Beziehungen. Aber jetzt scheint er ja seine große Liebe gefunden zu haben. Ich gönn es ihm, glaube mir.«
    Die Tür der Bar steht auch jetzt in der Nacht weit offen. In der schmalen Gasse hat sich die Hitze des Tages konserviert, einige Leute stehen am Gehsteig, reden und lachen, so, als ob sie sich noch lange nicht voneinander verabschieden möchten. Ein Song von Frank Sinatra klingt nach draußen. Das passt zu Rosa Flieder. Schmalzig oder nicht – ich mag solche Lieder auch, vor allem nach Mitternacht, und wenn es in Wien endlich einmal so warm ist wie im Süden.
    Ich bin daran gewöhnt, vieles allein zu tun. Zumindest war ich es in der Zeit vor Oskar. Allein in eine Bar zu gehen hat mich aber immer eine gewisse Überwindung gekostet. Man wird angestarrt, taxiert oder, schlimmer noch, man wird gar nicht wahrgenommen. Heute passiert mir Zweiteres.
    Natürlich ist auch hier der Mord Gesprächsthema Nummer eins. Ich sehe den Fernsehkoch Udo Baumann, Traum aller Schwiegermütter. Der Chef vom Solid ist da. Der Typ hinten in der Ecke mit dem Model, das ihn um einen halben Kopf überragt, ist der Eigentümer vom Wiener Schmäh. Hübscher Name für ein Lokal. Flüchtig kenne ich sie alle, so, wie eben eine Lifestylejournalistin Topköche samt ihrem Anhang kennt.
    Die Bar ist gerammelt voll. Natürlich, in einer der Nischen sitzt mein Freund vom »Blatt« und tratscht mit einigen jungen Männern, die aussehen, als seien sie aus der Werbebranche. Sie wirken so uniform und langweilig wie mittelgut gestylte Reklame.
    Zwei Frauen verabschieden sich voneinander mit viel Gekreische und neben das Gesicht gehauchten Küsschen. Tussis. Wahrscheinlich bin ich ungerecht und beneide sie bloß um ihre Figur, ihr Alter, um was weiß ich noch alles. Na ja, schöne Beine hat die eine jedenfalls nicht, auch wenn der Chef vom Solid sie begierig anstarrt. Gewisse Männer fahren eben mehr auf simple Signale als auf tatsächliche Reize ab.
    Die beiden stöckeln in unterschiedliche Richtungen davon, niemand hat sie – außer mit Blicken – aufgehalten.
    Ich drücke vorsichtig an meinem verletzten Daumen herum. Billy hat ihn desinfiziert und neu verbunden. Die Wunde hat nach nicht viel mehr als einem Ritzer ausgesehen, wäre nicht wenigstens das dramatisch blutgetränkte Leukoplast gewesen, ich hätte mich wegen meiner Wehleidigkeit in Grund und Boden geniert. Mir ist etwas schwindlig. Nachwirkung der beiden großen Schnäpse? Auswirkung des dumpf schmerzenden Pochens – kleiner Kratzer hin oder her?
    Ich sehe mich nach jemandem um, der mich in ein Gespräch ziehen möchte, und finde niemand. Okay, dräng dich an die Bar, bestell dir ein Glas Rotwein. Rosa Flieder erkennt mich, sie nickt mir sogar halbwegs freundlich zu.
    Ich nippe an meinem Glas und versuche Gesprächsfetzen aufzuschnappen, aber der Geräuschpegel ist einfach zu hoch. Jemand greift mir von hinten an die Schulter.
    »Mira Valensky, wie schön, Sie wieder einmal zu sehen«, sagt er und küsst mich auf beide Wangen.
    Nur langsam dämmert mir, wer der Küsser sein könnte. Chefkoch im KaReh – schrille Namen sind momentan in der Wiener Lokalszene in. Ich habe ihn vor einigen Monaten für eine Reportage über die Partys der Reichen und Schicken interviewt, KaReh übernimmt auch Caterings.
    »Schon gehört, was bei uns los ist?«, kommt er sofort zur Sache. »Aber das ist ja nicht ganz Ihr Metier.«
    Ich nicke brav, besser, man gibt sich so harmlos wie möglich. »Schlimme Sache«, antworte ich.
    »Vor Urzeiten habe ich mit Bachmayer sogar gemeinsam gekocht, im alten Sacher.«
    »Ich wusste nicht, dass er gelernter Koch war.«
    »Ist auch niemandem aufgefallen, er hat schon mit Anfang zwanzig die Seite gewechselt und ist Kritiker geworden. Als Koch hat er nicht besonders viel Zukunft gehabt. Ohne etwas Schlechtes über Tote sagen zu wollen, natürlich.«
    »Warum hat er keine Zukunft gehabt?«
    »Na das merkt man

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