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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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davongekommen. Zwei Scheiben sind geborsten, das war alles. Zum Glück ist nichts Brennbares herumgestanden. Es war einfach ein Megaflash, und dann war es wieder vorbei. Wenn ich allerdings eine Stunde später gekommen wäre …« Er schüttelt den Kopf.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer da gegen Sie arbeiten könnte?«
    »Ich hab hin und her überlegt … Klar hat man Neider, wenn man so schnell zwei Sterne bekommt. Aber ich hab auch hart dafür gearbeitet.«
    »Mit den alteingesessenen Köchen haben Sie offenbar wenig Kontakt.«
    Daniel Capriati lächelt. »Stimmt, nicht sehr viel. Ein Zeitproblem. Außerdem nehmen die mich ohnehin nicht für voll. Da brauchst du nicht nur ein gewisses Alter, sondern auch ihre Sprüche und so. Die hab ich nicht drauf. Außerdem will ich auch einiges anders machen als sie.«
    Jetzt hat er sich in Fahrt geredet, keine Spur von Unsicherheit oder Schüchternheit mehr.
    »Klar gibt es beim Kochen Traditionen, auf die man aufbauen muss, sonst ist man ein Idiot. Aber man kann auch neue Wege gehen. Teilweise tun sie es. Der Manninger, der Billy das Restaurant weitergegeben hat, ist so einer. Im KaReh geht man auch etwas in die Richtung. Reduzieren, wenn Sie verstehen, was ich meine, die Essenz herausholen, mit hochwertigen bodenständigen Produkten arbeiten, sie neu übersetzen und interpretieren. Kein Schmäh, wie das teilweise bei der Nouvelle Cuisine war, nicht nur fürs Auge und weil’s schick ist. Außerdem kann auch in den Küchen intern vieles besser laufen. Die haben alle eine brutale Hierarchie kennen gelernt und glauben daran. Aber in einer so kleinen Küche wie bei uns ist das nicht möglich. Es geht auch partnerschaftlich. Klar, einer gibt die Linie vor, aber dieser Befehlston, das Nicht-widersprechen-Dürfen, das braucht man nicht. Das schadet.« Er hält abrupt inne. »Jetzt hab ich einen Vortrag gehalten, entschuldigen Sie, aber …«
    Ich schüttle den Kopf. »Es interessiert mich. Bei Ihnen in der Küche läuft es so gut, dass Sie sich nicht vorstellen können, es könnte sich jemand vom eigenen Team rächen wollen?«
    Capriati denkt nach, senkt seine langen, dunklen Wimpern. Er ist wirklich fast zu hübsch.
    »In der Praxis ist eben nicht immer alles, wie ich es in der Theorie gern hätte. Es hat Schwierigkeiten gegeben mit meinem Gardemanger. Sie tratscht gerne.«
    »Sie ist oft im Rosa Flieder.«
    »Dagegen ist nichts zu sagen, ich bin auch hin und wieder dort. Aber … Ich bin mir nicht sicher, ob nicht sie die Sache mit der Gasexplosion weitererzählt hat. Sie muss wissen, dass das schlecht für unser Image ist.«
    »Und die Salmonellensache?«
    »Traue ich ihr auf keinen Fall zu. Wir haben uns ausgesprochen, und jetzt funktioniert es wieder gut. Abgesehen davon: Gute Köche oder Köchinnen kriegt man nicht so leicht. Ich hab keine Lust, schon wieder jemandem beizubringen, was man bei mir können muss.«
    »Andere Feinde?«
    Capriati schüttelt langsam den Kopf. »Hab ich nicht. Neider, das schon, aber die spielen einem bestenfalls einen Streich, und das war kein Streich mehr.«
    Seltsam, dass sowohl er als auch Billy immer wieder von »Streichen« reden. Vielleicht sollten die beiden gemeinsam überlegen, wer hinter den Aktionen stecken könnte.
    »Haben Sie Lust, Billy und mich im Apfelbaum zu besuchen?«
    Er nickt sofort begeistert. »Es ist nicht weit von Wien entfernt, richtig? Ist am Mittwoch geöffnet?«
    »Ja, nur die Stimmung ist bei uns zurzeit nicht sehr gut.«
    »Bei mir hat das Geschäft auch nachgelassen. In den letzten Monaten waren wir fast jeden Abend ausgebucht. Die Macht der Medien oder so …«
    »Vielleicht ist aber auch schlicht Sommerflaute.«
    »Wer kann so etwas in unserem Geschäft schon genau sagen? Jedenfalls hab ich am Mittwoch Ruhetag. Wenn ich rechtzeitig aufstehe, die neue Speisekarte mache – ich wechsle sie einmal pro Woche – und dann einkaufen fahre … Gegen Abend könnte ich da sein. Wenn Billy Winter Zeit hat …«
    »Ich fürchte, Billy hat mehr Zeit, als ihr lieb ist. Unsere schaulustigen Gäste bestellen das Billigste und erwarten dafür, dass Ihnen eine neue Katastrophe geboten wird. Aber natürlich gibt es auch Stammgäste, die uns die Treue halten, die möchte Billy nun besonders verwöhnen. Und dann kommen immer wieder ein paar, die – man glaubt es kaum – von unseren Problemen gar nichts wissen.«
    Daniel Capriati grinst. »Manchmal nehmen wir uns alle zu wichtig. Sie reden übrigens so … Ich glaube, es hat Sie auch

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