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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Küchenhilfe. Und andere Verwandte war Abwäscherin. Kein Geld, viel Arbeit. Danke.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht.«
    »Sicher. Tomatenküche ist aber auch kein Vergnügen zum Putzen.«
    »Ich … Ich muss trotzdem in die Redaktion.«
    »Sage ja nicht, dass meine Arbeit immer Vergnügen sein muss. Ich mache sie schon. Manchmal aber denke ich, ich gehe zurück nach Bosnien und bin wieder Lehrerin. Jetzt ist Frieden. Zumindest so was Ähnliches.«
    Ich sehe Vesna irritiert an. »Du warst nie Lehrerin in Bosnien. Das hast du nur deinen ersten Kunden erzählt, damit sie dich mit mehr Respekt behandeln.«
    Vesna lässt sich, wie üblich, nicht beirren. »Ich will ja auch nicht wirklich zurück nach Bosnien. Nur das nicht.«
    Ich trabe aus der U-Bahn-Station in Richtung »Magazin«. Gemeinsam mit einigen anderen Zeitschriften des Verlages ist unsere Redaktion seit kurzem in einem neuen Tower in der Wiener Innenstadt untergebracht. Von außen sehr schick und viel Glas. Von innen sind die Büros klein, und einen guten Ausblick hat man nur von den oberen Etagen. In den unteren Stockwerken werden die Fenster von den Abgasen grau. So gesehen macht es auch nichts, dass sich zum Schutz der Klimaanlage kein Fenster öffnen lässt. Auf einem mehrere Meter hohen Schild, das geschickt in die Fassade eingepasst ist, steht geschrieben: »MAGAZIN – Lesen Sie DAS!« Mein Schreibtisch befindet sich im ersten Stock.
    Ich trödle etwas, obwohl es kindisch ist. Als freie Mitarbeiterin habe ich nur dann Anwesenheitspflicht, wenn ich einen Journaldienst übernommen habe. Heute habe ich keinen solchen Dienst. Trotzdem müssen bis zur nächsten Ausgabe noch einige Seiten gefüllt werden. Zum Glück ist Sommer, also ist für den Kleinkram wie Veranstaltungshinweise und die tollsten Events der Woche eine Ferienpraktikantin zuständig. Kontrollieren muss ich sie freilich schon. Das Mädel schaut drein, als könne es nicht bis drei zählen. So dünn ist diese Praktikantin, dass ich jedes Mal Angst habe, sie umzublasen. Aber irgendwie ist sie mit jemandem von der Geschäftsführung verwandt. Wie die Gastronomiekritikerin. Wenn ich schon in unserem Blatt keine Chance habe, vielleicht in einem anderen? Allerdings: In Österreich ist die Zeitschriftenszene nicht eben vielfältig, und Tageszeitungen leisten sich niemanden, der davon lebt, über Restaurants, Essen und Trinken zu schreiben. Und überhaupt: Warum sollte jemand ausgerechnet mich nehmen?
    Ich grüße den Portier, er ignoriert mich wie meistens. In seiner strikten Hierarchie stehe ich so tief unten, dass sich ein Gruß für ihn nicht lohnt. Anders war es nur die paar Male, als ich im Zusammenhang mit Kriminalfällen sogar im Fernsehen vorgekommen bin. Da hat er sich verneigt. Nicht so sehr wie vor dem Herausgeber, aber fast ebenso wie vor dem Chefredakteur.
    Einmal mehr bedauere ich es, dass ich in einem Großraumbüro arbeite. Gerade heute hätte ich Lust auf etwas Privatheit gehabt. So aber schiebt mir mein Kollege vom Nachbarschreibtisch einen Zettel herüber und murmelt undeutlich: »Dieser Schauspieler, den du interviewt hast, hat angerufen.« An seinem Mund hängen Brösel, die wohl von dem angebissenen Big Mac neben ihm stammen, ein Stück von der Tomate fällt auf das Blatt mit der Telefonnummer. Offenbar werde ich diese verdammten Tomaten nie wieder los.
    »Was wollte er?«
    »Dass irgendwas doch nicht geschrieben wird.«
    Ich seufze. Leute, die im Nachhinein nicht gesagt haben wollen, was sie gesagt haben, gehen mir auf die Nerven. Außerdem ist der Seitenspiegel bereits fixiert, das Interview fertig und in der richtigen Länge eingepasst. Nehme ich jetzt etwas weg, muss ich wieder etwas anderes dazugeben.
    Der neue Salzburger Jedermann entschuldigt sich vielmals. Er meint, er möchte das, was er über seine Lebensgefährtin gesagt hat, doch nicht so sagen. Ich denke nach, kann mich an die Passage aber nicht erinnern. »Was, bitte?«, frage ich.
    »Dass ich mir gut vorstellen kann, mit ihr ein Kind zu haben. Heute kann ich mir das nicht vorstellen.«
    Ich schlucke die Frage hinunter: »Und morgen können Sie sich das vielleicht wieder vorstellen?« Ich verspreche, den Satz zu streichen.
    Droch nähert sich wie so oft völlig lautlos von hinten. Aber heute erschrecke ich nicht, er hat sich in meinem Bildschirm gespiegelt. Schuhe machen meistens ein Geräusch, Rollstühle, wenn sie gut gewartet sind, nicht. Ich schwenke auf meinem Schreibtischsessel herum und grüße ihn. Er

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