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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Auspuffrohr.
    Dreieinhalb Kilo hochexplosiver Sprengstoff gegen zehn Tonnen Flugzeug, aber der Sprengstoff gewinnt immer. Reacher sah, wie der Steuerbordmotor sich auflöste, und dann flog das hintere Rotorgehäuse davon. Fragmente des Antriebsstrangs wurden abgerissen und wurden davongeschleudert, und dann löste der Rotor sich ab und kreiselte wie in Zeitlupe davon. Die Chinook kam einen Augenblick
lang zum Stillstand und fiel dann mit dem Schwanz voran, nur durch den wild aufbrüllenden vorderen Rotor etwas abgebremst, und kreiselte langsam zur Erde hinunter, so wie ein leckes Schiff langsam unter die Wasserfläche gezogen wird.
     
    Holly hörte den Helikopter. Hörte, wie das Geräusch lauter wurde. Dann kam die Explosion und das schrille Kreischen des vorderen Rotors, der den Sturz abbremste. Dann hörte sie nichts mehr.
    Sie stemmte den Ellbogen in ihre Krücke und hinkte zu der diagonal verlaufenden Trennwand. Der Gefängnisraum war mit Ausnahme der Matratze völlig leer.
     
    »Nur eine Frage«, sagte Webster. »Wie lange können wir das geheim halten?«
    General Johnson gab keine Antwort. Auch sein Adjutant blieb stumm. Websters Blick wanderte zu Garber weiter. Der blickte grimmig.
    »Nicht sehr lang«, sagte er.
    »Aber wie lang?«, bohrte Webster. »Einen Tag? Eine Stunde?«
    »Sechs Stunden«, erklärte Garber.
    »Warum?«, wollte McGrath wissen.
    »Übliche Vorgehensweise«, erklärte Garber. »Sie werden natürlich den Absturz untersuchen. Normalerweise würden sie einen weiteren Hubschrauber ausschicken. Aber nicht, wenn mit Beschuss vom Boden aus gerechnet werden muss. Also werden sie auf der Straße von Malmstrom kommen. Sechs Stunden.«
    Webster nickte. Drehte sich zu Johnson herum.
    »Können Sie sie aufhalten, General?«, fragte er.
    Johnson schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich nicht«, sagte er. Seine Stimme klang resigniert. »Sie haben gerade eine Chinook verloren. Ich kann nicht anrufen und sagen, tut mir einen Gefallen, geht dem nicht nach. Ich könnte es wahrscheinlich versuchen, und sie würden mir vielleicht sogar zunächst den Gefallen tun, aber dann würde etwas durchsickern und wir stünden wieder dort, wo wir angefangen
haben. Wir würden damit vielleicht eine Stunde gewinnen.«
    Webster nickte.
    »Sieben Stunden, sechs Stunden, was macht das schon für einen Unterschied?«, sagte er.
    Darauf antwortete niemand.
    »Wir müssen jetzt handeln«, sagte McGrath. »Vergessen wir das Weiße Haus. Wir können nicht länger warten. Wir müssen sofort etwas unternehmen, Leute. In sechs Stunden fliegt uns die ganze Chose hier um die Ohren. Und wir verlieren sie.«
    Sechs Stunden sind dreihundertsechzig Minuten. Die ersten zwei davon vergeudeten sie, indem sie stumm dasaßen. Johnson starrte ins Leere. Webster trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Garber starrte McGrath mit verzerrter Miene an. McGrath starrte auf die Landkarte. Milosevic und Brogan standen mit ihren Frühstückstüten und den Styroporbechern in der Hand da.
    »Kaffee, wenn jemand welchen will«, sagte Brogan.
    Garber winkte ihn zu sich.
    »Wir können gleichzeitig essen und planen«, sagte er.
    »Landkarte«, stieß Johnson hervor.
    McGrath schob ihm die Landkarte über den Tisch. Alle beugten sich vor. Der Bann war gebrochen. Noch dreihundertachtundfünfzig Minuten.
    »Die Schlucht ist etwa vier Meilen nördlich von uns«, sagte der Adjutant. »Wir haben lediglich acht Marines in einer LAV-25.«
    »Ist das ein Panzer?«, fragte McGrath.
    Der Adjutant schüttelte den Kopf.
    »Ein leichter Straßenpanzer«, sagte er. »Light Armored Vehicle  – LAV. Acht Räder, keine Ketten.«
    »Schusssicher?«, fragte Webster.
    »Ja«, nickte der Adjutant. »Die können damit bis nach Yorke fahren.«
    »Wenn er durch die Schlucht kommt«, wandte Garber ein.
    Johnson nickte.
    »Das ist die große Frage«, sagte er. »Wir müssen uns das ansehen.«
     
    Für McGraths Zivilistenblick sah der LAV wie ein Panzer aus, nur dass er acht Räder und keine Ketten hatte. Der Rumpf war aus schrägen Panzerplatten zusammengeschweißt, und oben war ein Turm mit einer Kanone. Der Fahrer saß vorn, der Kommandant im Turm. Im hinteren Teil saßen zwei Reihen von je drei Marines Rücken an Rücken an Schießscharten. Jede Schießscharte hatte ihr eigenes Periskop. McGrath konnte sich gut vorstellen, wie das Fahrzeug ins Gefecht polterte, unverletzbar und vor Waffen starrend. In die Schlucht hinunter, auf der anderen Seite wieder hinauf, über die

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