Ausgeliefert: Roman (German Edition)
sie gezählt. Das ist eine Primzahl.«
Holly lachte und beugte sich zu ihm hinüber. Schlug mit ihrer ausgestreckten Hand klatschend auf seine.
»Das ist unser Lieferwagen«, sagte sie. »Keine Frage.«
»Können Sie den Fahrer sehen?«, fragte McGrath.
Der Pilot kippte die Maschine etwas zur Seite, um besser sehen zu können.
»Das ist Stevie«, rief Holly zurück. »Ganz sicher. Wir haben ihn!«
»Hat dieses Ding hier Waffen?«, fragte Webster.
»Zwei schwere Maschinengewehre«, sagte der Pilot. »Aber
ich werde sie nicht einsetzen. Das darf ich nicht. Das Militär darf sich nicht in die Arbeit der Vollzugsbehörden einschalten.«
»Können Sie mit diesem Ding flach und gerade fliegen?«, erkundigte sich Reacher. »Mit fünfzig Meilen in der Stunde? Vielleicht sechzig? Ohne zu viele Fragen zu stellen?«
Der Pilot lachte. In den Kopfhörern klang es blechern und verzerrt.
»Ich kann dieses Ding fliegen, wie auch immer Sie wollen«, erklärte er. »Wenn der General es erlaubt, natürlich.«
Johnson nickte. Reacher beugte sich vor und hob die Barrett vom Boden auf. Schnallte sich los und richtete sich halb auf, stand gebückt da. Winkte Holly zu, mit ihm den Platz zu tauschen. Sie kroch vor McGrath hinüber, und Reacher ließ sich auf ihrem Sitz nieder. Er spürte, wie die Night-Hawk langsamer wurde und tiefer ging. Er zog Hollys Sitzgurte etwas heraus und befestigte sie locker um seine Hüfte, beugte sich nach hinten, um die Türsicherung zu lösen. Zog dann am Türgriff, worauf die Tür nach hinten glitt.
Plötzlich strömte die Luft orkanartig in die Kabine, und der Hubschrauber drehte sich halb zur Seite, glitt wie ein auf vereister Fahrbahn ins Rutschen geratener PKW durch die Luft. Der grüne Lieferwagen war jetzt ein Stück unter und hinter ihnen, vielleicht sechzig Meter entfernt. Der Pilot regulierte seine Geschwindigkeit, bis er gleich schnell wie der Lieferwagen war, und stellte die Maschine etwas zur Seite, so dass Reacher gerade auf die Straße sehen konnte.
»Wie ist das?«, fragte der Pilot.
Reacher drückte seinen Mikrophonknopf.
»Klasse«, sagte er. »Kommt etwas?«
»Ein Fahrzeug in Richtung Norden«, meldete der Kopilot. »Wenn das durch ist, haben Sie auf zehn Meilen freie Bahn.«
»Hinten etwas?«, fragte Reacher. Er sah das nach Norden fahrende Fahrzeug unter ihnen vorbeihuschen.
McGrath streckte den Kopf in den Orkan hinaus. Zog ihn wieder ein und nickte.
»Hinten alles klar«, sagte er.
Reacher hob die Barrett an die Schulter. Lud durch. Aus einem in Bewegung befindlichen Fahrzeug auf ein anderes, ebenfalls in Bewegung befindliches Fahrzeug zu schießen, ist nicht gerade die beste Garantie für einen Treffer, aber die Entfernung betrug weniger als siebzig Meter, und sein Ziel war etwa sechs Meter lang und zwei Meter breit, also bereitete ihm das keine Sorgen. Er richtete das Fadenkreuz auf einen Punkt im hinteren Drittel des Daches. Er ging davon aus, dass die Vorwärtsbewegung des Lieferwagens und der Fahrtwind die Kugel mitten in den Laderaum bringen würde. Dann ging ihm durch den Kopf, ob wohl die Matratze immer noch dort war.
»Warten Sie«, schrie Webster. »Was ist, wenn Sie sich täuschen? Was ist, wenn er leer ist? Das ist schließlich nur eine Vermutung, oder? Die ganze Geschichte ist eine einzige Vermutung. Wir brauchen Beweise, Reacher! Sicherheit.«
Reacher sah sich nicht um. Ließ das Auge am Zielfernrohr.
»Blödsinn«, sagte er leise, konzentrierte sich. »Das wird alles an Bestätigung sein, was wir brauchen.«
Webster packte ihn am Arm.
»Sie dürfen das nicht«, sagte er. »Sie könnten einen Unschuldigen töten.«
»Blödsinn«, sagte Reacher erneut. »Wenn er unschuldig ist, werde ich ihn ja nicht töten, oder?«
Er schüttelte Websters Hand ab. Drehte sich zu ihm um.
»Überlegen Sie doch, Webster«, sagte er. »Beruhigen Sie sich. Denken Sie logisch. Der Beweis kommt, nachdem ich geschossen habe. Wenn er eine Bombe transportiert, werden wir das wissen. Wenn er bloß frische Luft herumfährt, wird ihm nichts Böses zustoßen. Er hat dann bloß ein weiteres Loch in seinem verdammten Lieferwagen. Nummer einhundertvierzehn.«
Er wandte sich wieder der Tür zu. Hob erneut das Gewehr. Erfasste sein Ziel. Aus reiner Gewohnheit wartete er, bis er ausgeatmet und sein Herz geschlagen hatte. Dann drückte er ab. Es dauerte das Tausendstel einer Sekunde, bis der Knall des Schusses sein Ohr erreichte, und siebzigmal so lang, bis die große, schwere Kugel
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