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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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1776 die amerikanische Revolution aufgehalten.«
    Reacher sah sich in dem kleinen, mit Brettern verkleideten Raum um und fröstelte.
    »Das ist nicht die amerikanische Revolution«, sagte er.
    »Nein?«, fragte Borken. »Wo ist der Unterschied? Die Menschen damals wollten Freiheit von einer tyrannischen Regierung. Und das wollen wir auch.«
    »Aber ihr seid Mörder«, sagte Reacher.
    »Das waren die 1776 auch«, sagte Borken. »Die haben Menschen getötet. Das etablierte System hat das auch als Mord bezeichnet.«
    »Ihr seid Rassisten«, sagte Reacher.
    »Genau wie 1776«, meinte Borken. »Jefferson und seine Sklaven? Die wussten, dass Schwarze minderwertig sind. Damals verhielten sie sich genauso wie wir jetzt. Aber dann sind sie die neuen Rotröcke geworden. Langsam, über die Jahre hinweg. Und uns kommt es jetzt zu, dafür zu sorgen, dass es wieder so wird, wie es hätte bleiben sollen. In Freiheit leben oder sterben, Reacher. Das ist ein edles Ziel. Das war es immer, finden Sie nicht?«
    Er beugte sich vor, und seine Leibesfülle presste sich gegen den Schreibtisch. Beide Hände streckte er hoch in die Luft, und seine farblosen Augen glänzten.
    »Aber 1776 hat man Fehler gemacht«, sagte er. »Ich habe die Geschichte studiert. Der Krieg hätte vermieden werden können, wären beide Seiten vernünftig gewesen. Und man sollte immer den Krieg vermeiden, glauben Sie nicht auch?«
    Reacher zuckte die Schultern.
    »Nicht unbedingt«, sagte er.
    »Nun, Sie werden uns helfen, ihn zu vermeiden«, sagte Borken. »Das ist meine Entscheidung. Sie werden mein Abgesandter sein.«
    »Ihr was?«, fragte Reacher.
    »Sie sind unabhängig«, erklärte Borken. »Keiner von uns. Ohne persönliche Motive. Ein Amerikaner wie die, ein aufrechter Bürger, ohne Strafregister. Ein intelligenter Mann mit guter Auffassungsgabe. Ihnen entgeht nicht so leicht etwas. Man wird auf Sie hören.«
    »Ihr was?«, fragte Reacher noch einmal.
    »Wir sind hier organisiert«, erklärte Borken. »Wir sind darauf vorbereitet, eine Nation zu sein. Das müssen Sie verstehen. Wir haben eine Armee, wir haben einen Staatsschatz, wir haben finanzielle Reserven, wir haben Gesetze, wir haben Demokratie. Ich werde Ihnen all das heute zeigen. Ich werde Ihnen eine Gemeinschaft zeigen, die auf die Unabhängigkeit
vorbereitet ist, die darauf vorbereitet ist, in Freiheit zu leben oder zu sterben, und die nur noch ein Tag von diesem Ziel trennt. Und dann werde ich Sie nach Süden schicken, in die Vereinigten Staaten. Sie werden denen sagen, dass unsere Position stark und deren Position hoffnungslos ist.«
    Reacher starrte ihn bloß wortlos an.
    »Und Sie können denen von Holly erzählen«, fuhr Borken ruhig fort. »Holly in ihrem speziellen kleinen Raum. Sie können denen von meiner geheimen Waffe erzählen. Meiner Versicherungspolice.«
    »Sie sind verrückt«, sagte Reacher.
    In der Hütte wurde es still. Stiller als still.
    »Warum?«, flüsterte Borken. »Warum bin ich verrückt? Warum genau?«
    »Sie denken nicht logisch«, sagte Reacher. »Ist Ihnen nicht klar, dass Holly überhaupt nicht zählt? Der Präsident wird Johnson schneller ersetzen, als Sie mit den Augen zwinkern können. Die werden Sie zerdrücken wie ein Insekt, und Holly wird einfach ein weiteres Opfer sein. Sie sollten sie mit mir zusammen zurückschicken.«
    Borken schüttelte sein mächtiges Haupt, er wirkte glücklich und selbstsicher.
    »Nein«, sagte er. »Das wird nicht geschehen. Holly ist mehr als bloß die Tochter ihres Vaters. Hat sie Ihnen das nicht gesagt?«
    Reacher starrte ihn an, und Borken sah auf die Uhr.
    »Wir müssen jetzt gehen«, sagte er. »Es ist Zeit, dass Sie unsere Gesetze in Funktion erleben.«
     
    Holly hörte die leisen Schritte vor ihrer Tür und glitt von ihrem Bett. Das Schloss öffnete sich mit einem Klicken, und der junge Soldat mit der Narbe auf der Stirn trat ins Zimmer. Er hielt sich einen Finger an die Lippen, und Holly nickte. Sie hinkte zum Bad und ließ die Dusche laut in die leere Wanne plätschern. Der junge Soldat folgte ihr und schloss die Tür hinter sich.
    »Wir können das nur einmal am Tag machen«, flüsterte Holly. »Sie werden argwöhnisch, wenn sie die Dusche zu oft hören.«
    Der junge Mann nickte.
    »Wir verschwinden heute Nacht«, sagte er. »Am Morgen geht es nicht. Wir müssen alle an der Verhandlung gegen Loder teilnehmen. Ich komme, kurz nachdem es dunkel geworden ist, mit einem Jeep. Wir fliehen in der Dunkelheit. Nach Süden. Riskant,

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