Ausgespielt
meinen morgendlichen Joggingrunden immer umkehrte. Das Areal ist auch nachts gut einsehbar und hell beleuchtet, und das Santa Teresa Inn liegt der Einfahrt zum Parkplatz genau gegenüber auf der anderen Straßenseite. Es gibt einen kleinen separaten Parkplatz am anderen Ende des Gebäudes, doch Reba hatte sich für den öffentlicheren Teil entschieden. Damit hatte sie eine für sie ungewöhnlich große Portion gesunden Menschenverstand bewiesen. Sie bestand darauf, dass das Treffen in fünfzehn Minuten stattfinden müsse, während er schwor, dass er es nicht unter einer halben Stunde schaffen könne. Darauf ließ sie sich schließlich ein. Ein Punkt für ihn.
Mir war mulmig zumute. Je mehr Zeit sie ihm ließ, desto wahrscheinlicher war es, dass er sich Beistand organisierte.
Darauf war sie offenbar auch schon gekommen. »Und Beck, eines noch: Wenn du irgendjemanden mitbringst außer Marty, kriegst du tierischen Ärger. Ja, gut, danke gleichfalls, du blöder Arsch!« Sie knallte den Hörer auf die Gabel und rammte die Hände in die Jackentaschen. »Mann, ich hasse ihn. So ein Wichser.«
Ich griff nach dem Hörer und nahm mir ein paar Münzen.
»Ich rufe Cheney an.«
Sie nahm mir den Hörer ab und legte ihn zurück. »Ich will Cheney nicht dabeihaben. Ich will niemanden dort sehen außer uns.«
»Das mache ich nicht mit. Sie und Beck können von mir aus alle Spielchen spielen, die Ihnen einfallen, aber ich steige aus«, erklärte ich.
»Okay. Schön. Verziehen Sie sich. Setzen Sie mich an meinem Auto ab, dann sind Sie mich los.« Damit drehte sie sich um und 415
ging davon.
Ich hatte gehofft, sie davon überzeugen zu können, dass wir Unterstützung brauchten, doch sie wollte nichts davon hören.
Ich blinzelte und sah aufs Straßenpflaster. Was hatte ich für eine Wahl? Mich ihr fügen oder das Risiko eingehen, dass … ja, was? Dass sie getötet oder verletzt wurde? Weil Marty den Computer gestohlen hatte, hatte sie angenommen, Beck sei derjenige gewesen, der die Entführung veranlasst hatte, aber was, wenn sie sich irrte? Es hätte auch Salustio Castillo gewesen sein können, der genauso viel zu verlieren hatte.
Möglicherweise bluffte Beck. Vielleicht hatte er nicht die leiseste Ahnung, wo Marty festgehalten wurde, und was dann?
Er brauchte sich nur den Koffer zu schnappen – was konnte sie ihm schon entgegensetzen? Ja, und was konnte ich tun, falls es hart auf hart kam? Gar nichts. Allerdings wusste sie genau, dass ich sie nicht im Stich lassen würde. Es stand zu viel auf dem Spiel.
Widerwillig folgte ich ihr. Die Autotüren waren verschlossen, und sie wartete mit abgewandtem Blick, während ich einstieg und meine Tasche auf den Rücksitz warf. Ich setzte mich hinters Lenkrad, beugte mich hinüber und öffnete die Tür auf ihrer Seite. Sie stieg ein, und so saßen wir erst einmal da. Ich hatte die Hände aufs Lenkrad gelegt und versuchte Zeit zu schinden, während ich mir auf der Suche nach einer Alternative den Kopf zerbrach. »Es muss doch irgendeinen besseren Ausweg geben.«
»Super. Spucken Sie’s aus. Ich bin dabei.«
Ich wusste keine Antwort. Das Treffen war für elf Uhr abends vereinbart, also in etwa fünfundzwanzig Minuten. Theoretisch hätte die Zeit gereicht, um bei mir zu Hause vorbeizufahren und meine Pistole zu holen. Fast hätte ich den Kopf aufs Lenkrad geschlagen. Was dachte ich mir eigentlich dabei? Eine Schusswaffe kam nicht infrage. Ich wollte ja auf niemanden schießen. Noch dazu wegen eines Computers. Völlig absurd.
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Aber andererseits … verdammt … andererseits … wenn Martys Telefon angezapft war, hatte das FBI garantiert auch Becks Telefonanschlüsse verwanzt. Bestimmt hatte ein FBI-Mann das Geplänkel zwischen Beck und Reba mitgehört, also waren sie vielleicht bereits unterwegs zu unserem Treffpunkt.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Reba auf ihre Uhr spähte. »Tick-tack. Tick-tack«, sagte sie. »Die Zeit läuft.«
»Wo Marty wohl ist?«
»Das hat Beck nicht gesagt. Schätzungsweise ganz in der Nähe.«
Frustriert schüttelte ich den Kopf. »Völliger Irrsinn, dass ich da mitmache.« Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss und fuhr rückwärts aus der Parklücke. »Sehen wir uns wenigstens vorher noch auf dem Gelände um – oder haben Sie das schon getan?«
»Nicht direkt. Wozu die Mühe? Sie sind doch die Expertin.«
Die Fahrt dauerte eine halbe Ewigkeit. Ich wechselte auf den Freeway, um schneller voranzukommen. Ein großer Fehler. Es herrschte
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