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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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mit dem Scheiß!«, schrie Selma und krallte dabei
ihre Nägel in Berenikes Fleisch, dass auch sie aufschrie, und völlig unpassend
spürte sie Selmas beruhigend warme Brüste an ihrer Seite. »Caro, das ist nicht
lustig!«, brüllte Selma. Einen Moment lang war es still. Totenstill. Und dann
eine weinerliche Stimme: »Ich bin es. Ich bin nicht Caro. Aber ich weiß –«
    »Ein Mann. Männer«, sagte Selma, »Feinde.«

Zwei
Druidentee
    »Adi! Was soll das! Erschreck uns nicht!« Selma
ging nicht gerade zimperlich mit dem etwa 20-Jährigen um, der im Dunkel vor
ihnen aufgetaucht war. Der Typ stand mit wehleidig verzogener Miene vor ihnen
und ließ die Arme hängen. Selbst für den Wald war seine Kleidung zu nachlässig,
abgerissen sogar. Selma leuchtete ihm mit ihrer Taschenlampe voll ins Gesicht.
Er hielt sich die rechte Hand vor die Augen.
    »Au, tu das weg!«, zeterte er mit einer Stimme, die für einen
Mann zu hoch war. Seine Lippen zuckten, setzten an, brachten aber kein weiteres
Wort heraus.
    Berenike musste husten. Dazu dieser Druck auf der Brust,
hoffentlich hatte sie sich nicht verkühlt. Es wäre kein Wunder. Einmal war es
schwül-heiß, dann kam wieder kalter Regen herunter. Sie sehnte sich nach ein
bisschen Yoga, einer Tasse Druidentee und danach, diesen Teufelswald zu
verlassen. Ja, Teufelswald. Etwas ging hier vor. Noch immer wimmerte der
Verrückte schwer Verständliches. Selma strich ihm über die Schulter.
    »Ich kenne Adi aus dem Frauenhaus«, raunte sie Berenike
zu. »Eigentlich heißt er Adrian, aber so nennt ihn kaum wer.«
    »Wald«, murmelte er, »es ist so dunkel im Wald.« Jetzt
sabberte er drauflos, als wollte er noch eine stundenlange Rede halten. Seine
dunklen Augen glänzten. Wie im Fieber, aber das war wohl nur das Licht der
Taschenlampe.
    »Adi, ich bin’s, Selma. Du kennst mich!«
    »Klar! Adi weiß, wer Selma ist!« Jetzt grinste er zaghaft und
klopfte sich mit dem Finger auf die Brust.
    »Du warst mit deiner Mama bei uns. Weißt du noch?«
    Er nickte.
    »Adi, pass auf. Wir suchen Caro. Vielleicht ist ihr was
passiert. Du kennst doch Caro?«
    »Natürlich kennt Adi Caro.«
    »Bist du ihr vielleicht begegnet?«
    Berenike beobachtete Adi. Heftig schüttelte er den Kopf. Da,
ein Geräusch. Aus dem Wald. Stimmen.
    Ein Zucken rannte durch Adis Körper, es hörte gar nicht mehr
auf.
    »Nein! Nein! Geh weg!« Die Hand vor Augen, taumelte er davon.
Selma und Berenike folgten ihm, so rasch sie konnten. Wieder knackten Äste
warnend. Irgendetwas griff nach Berenikes Fußgelenk. Hysterisch trat sie um
sich.
    Stimmen, tatsächlich. Sie näherten sich ihnen. Es waren
Frauenstimmen. Berenike erkannte Gerhild. Unerwartet zitterten ihre Knie vor
Erleichterung, sie stützte sich an einem Baumstamm ab, bemerkte eine Ranke, die
sich um ihren Knöchel verfangen hatte. Hektisch zerrte sie daran.
    »Ihr seid das!«
    Hinter Gerhild tauchte Ellen auf, die sich abwesend in ihre
blaue Strickjacke kuschelte, gefolgt von Rita. »Wir haben die Orientierung
verloren!«
    »No stress, ladies.« Berenike konnte die Anglizismen einfach
nicht abschütteln, zu sehr liebte sie England. Während ihrer Zeit als
erfolgsverwöhnte Eventmanagerin hatte sie sogar zwei Jahre dort gelebt. Die
Teeleidenschaft mochte daher kommen, sie hatte sie schon lang begleitet und war
in good old England so richtig zum Ausbruch gekommen. Heute trank sie auch sehr
gern Kräutertee, den sie selbst sammelte. »Ich weiß genau, dass wir geradeaus
gegangen sind. Hier lang geht es zurück zu der Lichtung. Am besten, wir gehen
gemeinsam zum Treffpunkt zurück.« Nicken rundum. »Ich werde uns Tee machen und
dann«, fing Berenike an, »dann …«
    »… dann taucht Caro vielleicht auf«, meinte Helena.
    »Meinst du?« Berenike sah sie an. Wieder Stille, während sie
im Dunkel losgingen, Adi friedlich zwischen ihnen, er schien sich ihnen
anvertraut zu haben.

     
    An der Lichtung standen Valerie und Denise, sie
froren offenbar beide.
    »Habt ihr Caro … ihr habt sie nicht …?« Ellen seufzte.
    »Nein.«
    »Wir auch nicht.«
    Banges Schweigen. Eine Ahnung von irgendwas.
    »Da fehlt eine von uns!« Ritas Stimme schraubte sich in
Tonlagen, die kaum zu ertragen waren.
    »Helena ist ins Dorf gegangen, sie hielt es nicht mehr aus.«
    »Allein?«
    »Ja, wir sind doch alle allein heraufgekommen.«
    »Aber da wussten wir nichts von Caro …«
    »Was soll denn schon sein? Sie kommt sicher noch.«
    Sie sahen sich an. Keine glaubte mehr so recht an einen

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