Ausgeträllert (German Edition)
Ende. Ein für alle Mal. Wenn hier erst mal alles sauber ist, dann kann ich auch gehen!«
»Hör auf damit. Petra. Hör auf«, schrie ich und blieb auf der Treppe stehen. Ich lauschte. Im nächsten Moment kreischte die Säge wieder auf. Ich rannte über den Hof. Aus dem Lieferanteneingang der Metzgerei kam Petra. Ich spurtete zur Hofeinfahrt. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sie mir nicht folgte, sondern in die Cateringküche ging. Was will sie da?, schoss es mir durch den Kopf. Ich wusste nicht, was ich zuerst tun sollte – auf die Straße rennen, nach der Polizei rufen oder hinter Petra hergehen, um sie davon abzuhalten, sich umzubringen. Ich sprang auf die Anlieferungsrampe und warf mich gegen die Tür. Sie schwang mit einem Mal auf. Ich verlor das Gleichgewicht und schlug der Länge nach hin. In der Küche war es heiß, es roch nach verbranntem Fett. Ich schaute mich um und sah, dass alle Gasbrenner und sämtliche Fritteusen liefen. Über Kurz oder Lang würde das Fett anfangen zu brennen, und dann würde binnen Minuten alles explodieren. Petra stand neben der größten Fritteuse, die wir hatten, und sagte: »Ich steck jetzt meinen Kopf da rein, was hältst du davon?«
»Gar nichts. Man tritt nicht mit einem schlechten Witz ab«, keuchte ich und kam wieder auf die Füße.
»Mein ganzes Leben ist ein schlechter Witz. Da kommt es auf einen mehr oder weniger nicht mehr an«, sagte Petra. »Ich könnte auch den Elektroschocker da reinhalten … oder diesen kleinen …?« Sie öffnete eine Schublade und holte einen der kleinen Bunsenbrenner heraus, die wir fürs Karamellisieren benutzten.
Es war höchste Zeit, etwas zu finden, womit ich sie k.o. schlagen konnte. Eine Pfanne, ein Topf, irgendetwas. Aber alles, was ich sah oder in Griffweite hatte, war aus Plastik. Wolfi hatte am Tag des Konzertes einen Plastiktag gehabt! Ich griff mir alles, was in meiner Nähe war, und warf es in Richtung Petra. Eimer, Schüsseln, Näpfe flogen durch die Küche. Petra wehrte sie mit einem Lachen ab. »Ich bin nicht beeindruckt, Maggie. Hau endlich ab und lass mich allein.«
»Nein. Erzähl mir, was passiert ist. Wir finden eine Lösung. Was soll denn Wolfi ohne dich machen. Hast du daran gedacht?«
»Der Wolfi ist versorgt. Er hat genug Geld. Man wird sich um ihn kümmern. Ich hab alles für ihn vorbereitet.« Sie drehte den Brenner auf und entzündete die Flamme.
»Das war klug von dir. Aber es hat keinen Sinn, sich umzubringen. Glaub mir. Und mach bitte den Brenner wieder aus.« Ich suchte in meinem Kopf verzweifelt nach Argumenten. Wie sagt man einer Frau, die alles verloren hat, dass das Leben weitergehen kann?
»Soll ich jemanden für dich anrufen?«, stotterte ich.
Petra schüttelte den Kopf. »Wen denn? Ich kann keinem mehr vertrauen. Stell dir nur vor – Gudrun wusste, dass der Günni alles seiner Schwester gegeben hatte. Glaubst du, die hat mir was gesagt? Nix. Die hat immer nur gemacht, was Günni wollte. Ich muss erst auf die Bank gehen, um zu erfahren, dass kein Geld mehr da ist. Frau Heibuch, sagt der Filialleiter zu mir, Frau Heibuch, es tut mir leid, aber ich kann Ihnen die tausend Euro leider nicht geben ... Vor allen Leuten!«
»Und du hast Gudrun entlassen«, sagte ich.
»Wenn ich erst mal alles aufgeräumt habe, dann ist endlich Ruhe, habe ich gedacht. Dann ist endlich Ruhe! Und jetzt hau endlich ab!«
Ich nickte. »Okay«, sagte ich, hechtete aber auf sie zu und riss sie zu Boden. Der Brenner flog durch die Luft, verpasste knapp eine der Fritteusen und landete im großen Waschbecken. Petra schlug mit dem Kettenhandschuh nach mir, aber ihr Körper zitterte und ihre Fausthiebe gingen ins Leere. Plötzlich fing sie an zu schluchzen. »Was sollte ich denn machen? WAS SOLLTE ICH MACHEN?! Als der Günni tot war, kommt die Britta zu mir und will den Wolfi, weil der eine Million erbt aus Günnis Lebensversicherung.« Sie schüttelte sich und raufte sich die Haare. Dann schlug sie mit den Fäusten auf den Fußboden ein.
»Petra?« Ich wollte, dass sie weiterredete. Solange sie mit mir sprach, war sie jedenfalls nicht tot.
»Britta wusste von der Lebensversicherung ... Günni hat ihr alles erzählt ... dass er zu Wolfis Gunsten abgeschlossen hatte. Falls ihm was passiert, wäre Wolfi für immer abgesichert. Und da hat sie zu mir gesagt: Ich krieg den Wolfi wieder, und sein Geld ... und da hab ich ihr die Kehle aufgeschlitzt. Keiner hat auf sie aufgepasst. Es war so einfach.«
»Wie bist du auf das Boot
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