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Ausländer

Ausländer

Titel: Ausländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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Verschwendung von Arbeitskraft und finanziellen Mitteln. Kaltenbach war zwar durchaus der Gedanke gekommen, dass ein solcher Test ihn einen Großteil seiner profitablen Beratungsarbeit kosten könnte. Aber andererseits würde ihn eine Entdeckung wie diese zu einem der angesehensten und bedeutendsten Wissenschaftler Deutschlands machen.
    Seine Forschungen hatten sich als enttäuschend ergebnislos erwiesen und waren Ende der 1930 er Jahre von Wissenschaftlern am Robert-Koch-Institut im Herzen Berlins übernommen worden. Seine Konkurrenten arbeiteten nach wie vor daran, doch auch sie schienen von einem Durchbruch weit entfernt zu sein. Jetzt hatte sich das Hauptinteresse des Instituts auf die Forschung an Zwillingen und Zigeunern verlagert, geleitet von seiner Kollegin Frau Doktor Karin Magnussen, die der Überzeugung war, am effektivsten lasse sich der rassische Ursprung einer Person an den Augen und insbesondere an der Farbe und Zeichnung der Iris feststellen.
    Kaltenbachs akademische Karriere war mit seiner Forschungsarbeit ins Stocken geraten. Um einen Direktoren- oder einen anderen hochrangigen Posten zu erlangen, würde er eine bedeutsame Entdeckung vorweisen müssen. Inzwischen vertrödelte er seine Zeit als stellvertretender Direktor, beschränkte sich auf die Lehrtätigkeit und lebte sehr gut von seiner Arbeit für die Behörden.
    Das Telefon auf seinem Tisch klingelte. Es war sein Freund Doktor Fischer vom Rasse- und Sicherheitshauptamt. Sooft die Arbeit es erlaubte, saßen sie gemeinsam in der einen oder anderen Kommission.
    »Hallo, Kaltenbach«, sagte er. »Ich habe ein höchst interessantes Exemplar für Sie. Einen jungen Burschen aus Warschau.Dreizehn Jahre alt. Klassisch nordische Züge. Er ist in Klosterheide und wartet dort auf eine Familie.«
    »Sehr großzügig von Ihnen, dass Sie an mich denken, Fischer«, seufzte Kaltenbach. »Aber ich will keinen Polacken. Meine Frau ebenso wenig. Liese hat keine Geduld mit ihnen. Sie sollten mal hören, wie sie mit den Mädchen im Heim spricht.«
    »Lassen Sie mich zu Ende erzählen, mein lieber Kaltenbach. Dieser hier ist so gut wie deutsch, nur seine Mutter hat ein wenig polnisches Blut. Natürlich beherrscht er Deutsch wie seine Muttersprache. Also kein mühevoller Sprachunterricht. Und nach den Ariertabellen hat er hervorragend abgeschnitten. Seine Schädelwerte könnten kaum besser sein. Ich denke, Sie sollten herkommen und ihn sich ansehen.«
    Die Verbindung war sehr schlecht, und Kaltenbach musste das Ganze ohnehin erst einmal mit seiner Frau besprechen. »Ich rufe Sie morgen zurück. Wo sind Sie gerade? Immer noch im Generalgouvernement? Wie ist die Nummer? Gut. Vielen Dank.«
    An diesem Abend dachten die Kaltenbachs, nachdem die Mädchen im Bett waren, über die Möglichkeit nach, die sich ihnen bot. »Reichsführer Himmler hat selbst gesagt, dass wir die Pflicht haben, nordisches Blut aus dem Osten zurückzuholen«, sagte Professor Kaltenbach. »Und sei es nur, um die Verluste auszugleichen, die es jetzt im Krieg gegeben hat.«
    Frau Kaltenbach war nicht überzeugt. »Ich weiß, dass du immer dagegen warst, dass ich arbeiten gehe. Aber meine Tätigkeit im Lebensborn-Heim ist mir sehr wichtig. Ich will sie nicht aufgeben, um für einen Polacken das Kindermädchen zu spielen. Außerdem müssen wir diese Wohnung finanzieren. Natürlich verdienst du gut mit deiner Beratertätigkeit, aber bis du einDirektorengehalt bekommst, brauchen wir mein Einkommen zusätzlich. Außer, du willst, dass wir nach Kreuzberg ziehen. Da gibt es jede Menge billigere Wohnungen.«
    Seine Frau konnte bissig sein. Kaltenbach blickte in ihre harten, stechenden Augen und konnte sich kaum noch daran erinnern, was er an ihr anziehend gefunden hatte, als sie noch jung waren. Sie waren kurz nach dem Weltkrieg Kommilitonen gewesen. Seine Eltern hatten die Verbindung nie gutgeheißen. Sie war die Erste aus ihrer Familie gewesen, die die Universität besuchte, während die Familie Kaltenbach bereits seit drei Generationen Universitätsprofessoren hervorgebracht hatte.
    »Der Junge ist dreizehn«, entgegnete Kaltenbach. »Der braucht kein Kindermädchen. Nur ein bisschen Führung, damit er den richtigen Weg findet.«
    »Und was ist mit den Mädchen?« Sie überging seinen Einwurf einfach. »Wie sollen sie sich mit einem solchen Jungen anfreunden?«
    »Sie werden begreifen, dass ›ein solcher Junge‹ mit offenen Armen in die Volksgemeinschaft aufgenommen wird. Sie kennen ihre

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