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Auslegware

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Titel: Auslegware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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langen, schlanken Fingern, die nervös am Kleid herumzupften.
    Ich sah wieder hoch und ihm geradewegs in die Augen, die mich fixierten, als erwarteten sie etwas von mir. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen was.
    Wollte er unbedingt das Waschbecken benutzen, an welchem ich schon seit einigen Minuten stand, obwohl es noch drei weitere gab?
    Ich rückte unbewusst zur Seite, auf meinen Lippen eine Entschuldigung, die jedoch kaum zu verstehen war.
    „Hat dir die Show gefallen?“, wollte er/sie wissen. Aufgrund seiner Aufmachung entschied ich mich kurzerhand, er/sie als Frau zu betrachten. Ich war verwirrt, fühlte mich mit der Situation überfordert. Es war meine erste persönliche Begegnung mit einem Travestiekünstler. Ich bemerkte beinahe panisch, dass ich damit nicht umgehen konnte. Aus welchen Gründen auch immer. Es verunsicherte mich, solche Leute nicht sofort in eine Kategorie einsortieren zu können. Erst als ich die passende Schublade für Mary gefunden hatte, ging es mir leichter.
    Ich nickte verlegen, obwohl ich von der Show so gut wie gar nichts mitbekommen hatte. Aber das musste sie ja nicht wissen.
    Marys Stimme klang für deren Aufmachung absolut unpassend. Sie war tiefer, als man es für eine Frau erwartete, jedoch für einen Mann zu hoch. Mein Herz begann zu klopfen, als ich merkte, dass meine Entscheidung dadurch ins Wanken geriet. Mary war eindeutig ein Kerl.
    Verwirrt versuchte ich mich in einem Lächeln und suchte nach einem Ausweg. Ich wollte nicht mit ihm reden. Es brachte mich total durcheinander.
    Zum Glück kam mir das Pärchen aus der Ecke zu Hilfe, das auf Mary aufmerksam wurde. Erfreut, den Künstler auf der Toilette anzutreffen, verwickelten sie ihn in ein Gespräch, was mir die einmalige Gelegenheit bot, einfach zu entschwinden.
    Erleichtert marschierte ich Richtung Partyraum zurück.
    Auf dem Weg kam ich am Eingang zum Hinterzimmer vorbei und entschied mich, ohne zu zögern, dem einen Besuch abzustatten. Vielleicht befand sich dort eine willige Seele, die mit blankem Hintern nur darauf wartete, dass ich mich seiner annahm. Ich brauchte jetzt mehr denn je irgendjemanden. Egal wen, aber ich brauchte unbedingt Erfolge – wenigstens einen.
    Frust keimte in mir auf. Ich würgte ihn gewaltsam nieder. Nein, ich wollte mich nicht unterkriegen lassen. Nicht heute, wo ich meinem bisherigen Dasein den Krieg erklärt hatte.
    Im Hinterzimmer ging es ziemlich zur Sache. Überall hingen Pärchen oder auch Dreier zusammen und vergnügten sich miteinander. Ein paar Männer lehnten auch nur passiv an der Wand, an Stützen oder Trennwänden, um andere Paare bei ihrem Tun zu beobachten, während ihre Hand in der eigenen Hose steckte. Es war ziemlich dunkel, man konnte kaum etwas sehen, vor allem, wenn man aus dem Partyraum kam, wo einem ständig die Blitzlichter und die Lasershow blendeten. Ich schlenderte durch die Gänge, ließ meinen Blick über die Vorgänge schweifen, die links und rechts von mir abgingen, auf der Suche nach einem willigen Hintern. Doch die meisten der herumstehenden Männer waren darauf aus, einen geblasen zu bekommen, jemanden zu vögeln, oder einfach nur zu beobachten. Das erkannte ich an dem Blick, mit dem ich eingeschätzt wurde. Mir war nach leichtem Spiel, nicht nach nervendem Kampf um die Oberhand.
    So wanderte ich einige Minuten lang ziellos herum, ohne fündig zu werden. Der Geruch nach Männerschweiß, Parfüm und Sperma überwältigte mich beinahe. In meiner Hose tobte bereits der Bär. Mit jeder Minute, die ich länger hier verbrachte, wurde es unerträglicher. Ich tendierte schon dazu, mich zu einem der Männer zu stellen, denen es genügte, andere zu beobachten, nur um mir einen runterholen zu können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
    Ja, warum hatte ich überhaupt ein schlechtes Gewissen? Warum fühlte ich mich unwohl dabei, es mir selbst zu tun? Weil ich einen Unbekannten dazu auserkoren hatte, es mir zu besorgen?
    Wenn ich heute erfolglos blieb, würde ich zwangläufig zuhause nachholen, wozu ich hier im Klub nicht gekommen war.
    Auf einmal stand Mary wieder vor mir.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und konnte ihn nur anstarren. In der Halbdämmerung des Hinterzimmers wirkte er weitaus weniger feminin und zerbrechlich, in seinem knöchellangen weißen Kleid, eher wie ein unheilvolles Gespenst. Ich widerstand der Versuchung, zurückzuweichen und abermals davonzulaufen.
    Mary war eindeutig ein Kerl und wahrscheinlich der einzige hier im Klub, der

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