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Titel: Auslegware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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angemeldet zu haben, den ich im ersten Moment eindeutig für eine Frau hielt. Er war zierlich, schmal gebaut, trug ein eng anliegendes Kleid mit einem hüfthohen Schlitz an der Seite, hochhackige Schuhe, und war so gekonnt geschminkt, dass ich meine Augen anstrengte, um in seinem Gesicht wirklich den Mann zu erkennen. Seine Gesichtszüge waren sehr feminin, wahrscheinlich durch Schminke und Make-up geradewegs so hingetrimmt. Mein Platz an der Bar war auch zu weit weg von der Bühne, um ihn genau zu erkennen. Seine Gesangsstimme war jedenfalls gut, höher, als man von einem Mann erwarten würde. Ich verstand nicht viel von diesen Dingen. In Musik war ich stets einer der Schlechtesten gewesen, da mir absolut das entsprechende Feeling fehlte, um die Töne richtig treffen zu können.
    Der oder die Künstlerin … nein, es war eindeutig ein Kerl … zog irgendwann sogar sein enges Kleid aus und zeigte einen sehr akrobatischen Tanz, begleitet von begeisterten Rufen, Klatschen und anerkennenden Pfiffen der Zuschauer. Ich verlor rasch das Interesse an der Darbietung und widmete mich wieder den Gästen. Denn mein Ziel für heute war noch nicht erreicht.
    Während ich meinen Blick über die Menge schweifen ließ, deren Aufmerksamkeit meist auf die Bühne gerichtet war, entdeckte ich ein Gesicht, das mir sehr bekannt vorkam. Ich fuhr vor Schreck zusammen, versuchte krampfhaft, mich in Luft aufzulösen – funktionierte schon rein logisch nicht. Die Person musste mich schon eine ganze Weile beobachtet haben und lächelte mich kühl an, als sich unsere Blicke trafen. Seufzend entspannte ich mich. Entkommen unmöglich. Es gab nur noch die Flucht nach vorn.
    Dort unter Hunderten von Homos traf ich ausgerechnet auf Holger.
    Er kam auf mich zu, breiten Schrittes, seine Daumen in gewohnter Manier in den Gürtelschlaufen und lehnte sich neben mir an den Tresen.
    „Eigentlich kann ich mich auf mein gutes Auge verlassen“, begann er das Gespräch. „Doch bei dir hat es gänzlich versagt.“
    Er beäugte mich mit einem Blick, den ich so nicht an ihm kannte. Für ihn war ich bis zu diesem Augenblick ein standfester Hetero. Mir wurde ganz anders, als ich die Absicht hinter diesem Scannerblick erkannte. Er katalogisierte mich, wie ich die anderen Männer abgeschätzt und einsortiert hatte. Sein Blick ließ sogar darauf schließen, dass er einem kleinen Tête-à-Tête im Hinterzimmer nicht abgeneigt war.
    Ich knurrte missmutig. Holger war der Letzte, den ich hier anzutreffen erhofft hatte und der wirklich allerletzte, mit dem ich mich zu einem lauschigen Plätzchen verziehen würde. Es würde mich in erhebliche Schwierigkeiten bringen, wenn dies im Baumarkt bekannt würde. Ihn hier anzutreffen überraschte mich trotz allem. Ich hatte ihn ebenso für einen Mann gehalten, der die Liebe zwischen Männern verabscheute. Vor allem nach seiner Bemerkung, als Marius das erste Mal in den Markt gekommen war.
    „Da geht es mir ganz ähnlich“, gab ich zurück und ließ meinen Blick über ihn gleiten. Er hatte sich wirklich in Schale geworfen. Ein schickes Hemd, das den kleinen Bauchansatz geschickt kaschierte und eine leicht schimmernde, schwarze Hose, die sicherlich viel Spielraum im Schritt bot. Ganz im Gegenteil zu meiner, die schon seit meinem Eintreten ziemlich gespannt war.
    Holgers Blick wurde finsterer. Seine Augenbrauen zogen sich über seiner Nasenwurzel zusammen. „Ich kann mich doch darauf verlassen, dass dies unter uns bleibt?“, ermahnte er mich. Seine Mundwinkel zuckten leicht, schienen sich nicht entscheiden zu können, gefährlich zu grinsen oder die Zähne fletschen zu lassen.
    Ich nickte. „Ich steh nicht auf Klatsch“, erwiderte ich. „Du?“
    Er schüttelte leicht den Kopf, hob seine Bierflasche an und hielt sie mir hin. Ich stieß mit meiner dagegen. Dann prosteten wir uns gegenseitig zu und tranken einen Schluck.
    Holger war schwul. Ich kringelte mich innerlich vor Lachen.
    „Das erste Mal hier?“, wollte er wissen.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. „Nein, nur schon lange nicht mehr. Hat sich einiges verändert.“
    Holger nickte, während er einen weiteren Schluck nahm. „Ja, auch das Publikum.“ Dabei warf er mir einen weiteren Scanblick zu. Mir wurde unbehaglich zumute. Holger zählt wahrlich nicht zu der Sorte, die sich leicht flachlegen ließen.
    Abgesehen davon würde ich mit ihm nichts anfangen, auch nichts Belangloses, wie einen harmlosen Quickie. Er war mein Arbeitskollege und so etwas ging selten

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