Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

Wie ist das bei Ihnen? Würden Sie mich auch gerne sehen?«
    Das Glühen seiner Wangen verdichtete sich zu einem heißen Knoten in seiner Brust. Er atmete tief durch, bevor er antwortete: » Würde ich wirklich sehr gern, Gia.«
    » Mary ist tatsächlich Ihre Schwester und nicht Mrs. McLanahan?«
    » Tatsächlich meine Schwester. Meine Frau Wendy ist schon vor mehreren Jahren verstorben.« In Wahrheit war ihr der Kopf von einer durchgeknallten russischen Terroristin in Libyen fast abgetrennt worden. Aber darauf mochte er gegenüber Gia nicht genauer eingehen.
    » Tut mir leid, das zu hören. Kann ich nicht raufkommen?«
    » Ich… Ich weiß nicht, wie lange ich noch hier sein werde«, sagte Patrick.
    » Und über das Warum können Sie nicht reden?«
    » Nicht am Telefon.« Es entstand erneut eine Pause, bis Patrick hastig sagte: » Morgen Abend werde ich es wissen, Gia. Dann machen wir etwas aus und treffen uns.« Er zögerte, fragte dann: » Äh, es gibt doch nicht etwa einen Mr. Cazzotto, oder?«
    » Ich hatte mich schon gewundert, ob Sie nicht nachfragen würden«, sagte Gia mit einem beruhigten Unterton in der Stimme. » Die meisten Männer, denen ich zufällig begegne, fragen erst danach nach einem Ehemann.«
    » Wonach?«
    Sie lachte. » Also, wenn Sie möchten, dass ich Ihnen das in allen Einzelheiten schildere, machen Sie es sich erst mal gemütlich.«
    » Verstehe schon.«
    » Wie auch immer, bevor ich abschweife: Es gab einmal einen Ehemann– bis ich dann zur Air Force zurückgekehrt bin und Werk 42 zugeteilt wurde. Er ist in der Bay Area bei unseren zwei Kindern geblieben, einem Mädchen und einem Jungen im Teenageralter. Haben Sie Kinder?«
    » Einen Jungen. Er ist gerade dreizehn geworden.«
    » Dann wissen Sie ja, wie hart es ist, so weit weg zu sein.«
    » Ja.« Wieder entstand eine Pause, wie zur wortlosen Bestätigung des neuen Bundes zwischen ihnen. Schließlich sagte Patrick: » Ich gebe Ihnen Bescheid, wie sich die Dinge hier entwickeln, und erzähle Ihnen alles darüber, sobald wir uns sehen.«
    » Ich werde auf Nachricht von Ihnen warten.«
    » Dürfte ich Ihnen noch eine Frage stellen?«
    » Ich habe die ganze Nacht Zeit für Sie.«
    » Woher haben Sie meine Handynummer? Sie ist nicht öffentlich.«
    » Oh, eine Geheimnummer? Tja, da fühle ich mich doch gleich privilegiert. Ich habe bei Scion Aviation angerufen, und Ihr Freund David Luger hat sie mir gegeben. Ich nahm an, Sie hätten nichts dagegen.«
    » Ich bin ihm etwas schuldig.«
    » Ich hoffe doch, im positiven Sinn.«
    » In sehr positivem Sinne.«
    » Ausgezeichnet. Gute Nacht, Patrick.« Und damit beendete sie das Gespräch.
    Tja, dachte Patrick, dieser Tag bot wirklich jede Menge Überraschungen, gute wie schlechte. Zeit, sich aufs Ohr zu hauen und abzuwarten, was der morgige für ihn bereithielt…
    Just in diesem Augenblick klopfte es an der Tür. » Patrick? Ich bin’s«, hörte er Jon Masters sagen. » Ich habe den Bericht über ›Loser‹ Nummer eins dabei, den Sie sehen wollten.«
    » Kommen Sie rein, Jon«, sagte Patrick. Er hatte um keinen Bericht gebeten. Was also mochte da los sein? Er hörte, wie die äußere Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, dann, wie jemand die innere Tür öffnete. » Das hätte doch Zeit bis morgen früh gehabt, Jon, aber wo Sie nun schon mal…«
    Er schaute zur Tür und sah dort neben Jon Masters den irakischen Oberst Yusuf Jaffar stehen, den Kommandeur des Alliierten Luftwaffenstützpunkts Nahla!
    Patrick legte einen Finger an die Lippen, und Jaffar gab mit einem Nicken zu erkennen, dass er verstanden hatte. » Wie wär’s mit einem Kaffee, Jon? Ist löslicher, schmeckt aber ganz erträglich.« Er nahm einen Zettelblock heraus und schrieb: ????
    » Klar, Muck, ich werd’s mal versuchen«, sagte Jon. Auf den Zettel kritzelte er: Neuer Kunde. Patrick riss überrascht die Augen auf und starrte Jaffar an, der, die Hände hinter dem Rücken, einfach im Türdurchgang stand. Er wirkte ungeduldig. » Hier ist der Bericht«, sagte Jon. » ›Loser‹ Nummer eins hat Code eins. An Bord der Transportmaschine befindet sich ein ganzer Haufen Ersatzteile, für die wir im Augenblick keine Verwendung haben. Was wir brauchen, ist Platz, um unsere Ausrüstung abzutransportieren. Der ›Loser‹ kann einen Großteil davon aufnehmen, aber wir benötigen noch mehr.«
    » Darüber werden wir uns den Kopf zerbrechen, wenn das Transportflugzeug eintrifft«, sagte Patrick. Auf den Zettel schrieb er: Scion