Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

gehen.«
    Und in dem Wohnwagen, mit dem sie solche kleinen Ausflüge unternahmen, war für ein drittes Kind kein Platz, dachte Patrick. » Ja, ich denke, bis dahin werde ich wieder zuhause sein. Lass mich jetzt kurz sprechen mit…«
    » Er rennt gerade los, um den Bus zu kriegen. Ständig malt oder kritzelt er etwas in sein Notizbuch oder schreibt etwas hinein, und ich muss ihn ein Dutzend Mal ermahnen, dass er endlich gehen soll, weil er sonst den Bus verpasst. Und, bei dir alles in Ordnung?«
    » Ja, mir geht es gut. Allerdings gab es einen kleinen Zwischenfall, und ich wollte dir und Bradley kurz davon erzählen, bevor ihr…«
    » Gut. In der letzten Zeit kommt in den Nachrichten so viel über den Irak und die Türkei. Wir denken jeden Abend an dich, wenn wir die Fernsehnachrichten sehen.«
    » Ich denke auch die ganze Zeit an euch. Aber heute früh…«
    » Das ist nett. Ich muss los, Patrick. Ich habe heute Morgen Einstellungsgespräche mit ein paar pharmazeutisch-technischen Assistenten. Steve und die Kinder lassen dich ganz herzlich grüßen. Bis dann, tschüss.« Damit wurde die Leitung unterbrochen.
    So verliefen ihre Telefongespräche meistens. Ein paar wenige Worte mit seinem Sohn, anschließend irgendeine Klage sowie eine Bitte seiner Schwester oder seines Schwagers, gefolgt von einem gehetzten Abschiedsgruß. Nun gut, was erwartete er? Er hatte einen Sohn im Teenageralter, der den größten Teil seines Lebens entweder kreuz und quer durch das Land geschleppt wurde oder bei irgendwelchen Verwandten untergebracht war. Allzu oft bekam er seinen Dad nicht zu sehen, es sei denn im Fernsehen oder in der Zeitung, und dann üblicherweise im Zusammenhang mit einer barschen Kritik oder einem fragwürdigen Einsatz bei irgendeiner globalen Beinahe-Katastrophe. Sicher, seine Verwandten kümmerten sich um Bradley, aber sie hatten ihr eigenes Leben und betrachteten Patricks Eskapaden nicht selten als dessen Art, dem ganz gewöhnlichen Familienleben zu Hause zu entfliehen.
    Wegen seiner Gehaltsüberweisung rief er bei der Hauptgeschäftsstelle von Scion in Las Vegas an, wo man ihm versicherte, der Scheck wäre » in der Post«, obwohl das Gehalt stets per E-Banking ausbezahlt wurde. Dann wurde er zu Kevin Martindale durchgestellt, dem ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten und jetzigen stillschweigenden Eigentümer von Scion Aviation International.
    » Hallo, Patrick. Sie hatten einen harten Tag, wie ich höre.«
    » Rau wie Sandpapier, Sir«, sagte Patrick. Sandpapier war eines jener Codeworte von Scion Aviation International– wurde es in einer Korrespondenz oder einem Gespräch benutzt, bedeutete dies, dass sie entweder unter Druck standen oder abgehört wurden.
    » Verstehe. Tut mir leid, dass Ihr Vertrag aufgekündigt wurde. Ich werde versuchen, die Dinge von hier aus zu regeln, aber es sieht nicht gut aus.«
    » Wissen Sie schon, ob man mich verhaften wird?«
    » Irgendwann im Laufe des morgigen Tages oder am Tag darauf. Ich habe den Haftbefehl nicht gesehen, aber ich gehe davon aus, dass er in Kürze zugestellt wird.«
    » Die Türken haben unsere gesamte Kommunikation gestört. Wir hatten keine andere Möglichkeit, als das Flugzeug auszuschalten.«
    » Zerbrechen Sie sich deswegen nicht den Kopf. Tun Sie einfach, was man von Ihnen verlangt, und verhalten Sie sich ruhig. Ihre Frachtmaschine sollten Sie allerdings woanders hinbeordern. Im Irak ist sie nicht sicher.«
    » Wir werden sie für den Abtransport benötigen.«
    » Das ist riskant. Die Türken sind sicherlich scharf auf sie. Sie werden versuchen, sie sich beim Durchqueren ihres Luftraums zu schnappen.«
    » Ich weiß.«
    » Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Haben Sie sonst noch was für mich?«
    » Irgendwas ist schiefgelaufen mit meiner Gehaltszahlung. Eine bereits vor Tagen getätigte Überweisung ist wieder zurückgerufen worden.«
    » Da ist nichts schiefgelaufen«, sagte Martindale. » Man hat unsere Konten eingefroren. Da bin ich ebenfalls dran. Allerdings wird das jetzt, da mehrere Ministerien und sogar das Weiße Haus in die Geschichte verwickelt sind, noch ein Weilchen dauern. Zerbrechen Sie sich deswegen nicht den Kopf.«
    » In Ordnung, Sir.« Patrick beendete das Telefonat. Na schön, an Schlaf war im Augenblick nicht zu denken, also schaltete er seinen Laptop ein. Er hatte gerade im Internet zu surfen begonnen, um die Nachrichten aus der Welt dort draußen zu lesen, als er einen Anruf bekam. » McLanahan hier.«
    » Patrick? Ich