Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
allmählich leid. » Dürfte ich Sie bitte fragen, wo Sie hinwollen und was Sie mit den Anhängern zu tun beabsichtigen?«, wiederholte er mit deutlich mehr Nachdruck.
» Wir fahren bloß herum.« Jon machte mit dem Finger eine kreisende Geste. » Herum. Durch die Gegend hier.«
Evren wurde allmählich sauer auf diesen Kerl, allerdings war er nicht befugt, ihn aufzuhalten. » Bitte bedenken Sie, dass hier noch weitere Militärfahrzeuge unterwegs sind«, sagte er. » Die Fahrer einiger unserer schwereren Fahrzeuge haben nur eine eingeschränkte Sicht. Ein Zusammenstoß mit einem großen Kampfpanzer wäre unerfreulich für Sie.«
Die nur wenig verschleierte Drohung schien auf den Amerikaner keinerlei Eindruck zu machen. » Ich werde es den anderen ausrichten«, sagte er locker. » Danke für den Tipp. Dann also tschüss.« Und der Konvoi setzte sich in Bewegung.
» Was sollen wir tun, Hauptmann?«, fragte der türkische Hauptfeldwebel.
» Veranlassen Sie, dass die Kontrollpunkte mir die Position der Amerikaner durchgeben, sobald sie diese passieren«, sagte Evren. » Und sorgen Sie dafür, dass jemand ihnen folgt.« Der Hauptfeldwebel entfernte sich mit schnellen Schritten.
Über öffentliche Straßen umfuhr der Humvee-Konvoi den Stützpunkt bis zu dessen Nordseite. An einer Einmündung passierten sie einen Kontrollpunkt der türkischen Armee, wo sie kurz angehalten wurden, damit die Soldaten einen Blick ins Innere der Fahrzeuge werfen konnten. Sie wurden jedoch weder länger aufgehalten noch durchsucht. Anschließend fuhren sie ein paar Meilen weiter in nördlicher Richtung, verließen dann die Fernstraße und setzten ihren Weg Richtung Norden quer über ein morastiges freies Feld fort. Hier waren in den Boden Pfähle gerammt und dazwischen gelbes Absperrband mit den Worten » Vorsicht« und » Betreten verboten« gespannt worden. Es handelte sich um die Absturzstelle der XC -57 von Scion Aviation International. Offenbar hatte die türkische Rakete das Flugzeug nicht direkt getroffen, sondern die Annäherungszünder die Gefechtsköpfe nahe der außen auf dem Rumpf des Flugzeugs angebrachten Triebwerke zur Explosion gebracht, zwei von ihnen glatt abrasiert und das Flugzeug zu Boden trudeln lassen. Es war mit seiner linken Frontpartie aufgeschlagen, wodurch der größte Teil seiner linken Tragfläche sowie die linke Seite der Bugpartie eingedrückt worden waren. Der Rest des Flugzeugs hingegen hatte, so konnte man sagen, nur moderate Beschädigungen erlitten. Die rechte Flugzeugseite war weitgehend unbeschädigt.
Am Absperrband stand ein einzelnes russisches Pionierfahrzeug, und daneben schoben zwei türkische Soldaten Wache. Das Pionierfahrzeug hatte einen auf der Ladefläche montierten Kran sowie vorn eine Schaufel ähnlich wie bei einer Planierraupe. Die Soldaten warfen ihre Zigaretten fort, als sie den Konvoi nahen sahen, und griffen zu ihren tragbaren Funkgeräten. » Hayir, hayir«, rief einer von ihnen, mit den Händen abwinkend. » Durun! Gidin!«
Jon Masters stieg aus dem Humvee und stapfte durch den Morast hinüber zu den Soldaten. » Guten Morgen! Günaydin!«, rief er. » Wie geht’s? Spricht einer von euch Englisch?«
» Nicht herkommen! Nicht hierbleiben!«, rief der Soldat. » Tehlikeli! Ist gefährlich hier! Yasaktir! Verboten!«
» Nein, es ist überhaupt nicht gefährlich«, erwiderte Jon. » Das da drüben ist mein Flugzeug, müssen Sie wissen.« Er klopfte sich auf die Brust. » Meins. Es gehört mir. Ich bin hier, weil ich ein paar Teile mitnehmen und das Flugzeug untersuchen möchte.«
Der erste Soldat schwenkte seine Arme abweisend vor dem Gesicht hin und her, während der zweite zu seinem Gewehr griff, nicht, um es anzulegen, aber doch so, dass es für alle deutlich sichtbar war. » Kein Zutritt«, sagte der erste streng. » Verboten.«
» Sie können mir nicht verbieten, mein eigenes Flugzeug zu untersuchen«, sagte Jon. » Ich habe eine Erlaubnis der irakischen Regierung. Sie beide sind nicht einmal Iraker. Mit welchem Recht halten Sie mich hier zurück?«
» Kein Zutritt«, wiederholte der erste Soldat. » Gehen Sie. Gehen Sie zurück.« Er nahm sein tragbares Funkgerät und begann hineinzusprechen, während der zweite sein Gewehr in einer unmissverständlichen Drohgebärde diagonal vor den Körper nahm. Als der erste seine Meldung über Funk beendet hatte, machte er eine Handbewegung, so als wollte er ein kleines Kind verscheuchen, und brüllte: » Gehen Sie jetzt. Siktir git!
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