Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

gerade den großmäuligen Angeber mimen?«
    Wilhelms Gesicht verwandelte sich in eine zornige Fratze. Im Nu war er auf den Beinen und hätte vor Wut beinahe die Plastikflasche in seiner Hand zerdrückt. Er schob sich bis auf wenige Zentimeter an Patrick heran und stand ihm, wieder einmal, Auge in Auge gegenüber. Als Patrick ihn jedoch weder wegzuschieben versuchte noch zurückwich, wechselte Wilhelms Gesichtsausdruck von Zorn zu einem Raubtierlächeln.
    » Nicht schlecht, General«, sagte er und nickte. Er senkte die Stimme. » Von jetzt an, General, werde ich genau darauf achten, dass Sie genau das tun, wofür Sie unter Vertrag genommen wurden– nicht mehr und nicht weniger. Weichen Sie vom Pfad ab, und sei es nur um das Mösenhaar einer betagten Hure, werde ich dafür sorgen, dass Ihr hoch dotierter Vertrag aufgelöst wird. Ich habe so ein Gefühl, dass Sie nicht lange hier sein werden. Und sollten Sie einen meiner Leute in Gefahr bringen, werde ich Ihr kleines Herzproblem auf meine Weise lösen: indem ich es Ihnen herausreiße und Ihnen ins Maul stopfe.« Er wandte sich halb zu den anderen Anwesenden im Raum herum. » Ist mein verdammtes Briefing jetzt endlich so weit, Weatherly?«
    » Wir sind bereit, Sir«, antwortete einer der Offiziere wie aus der Pistole geschossen. Wilhelm schenkte Patrick ein weiteres höhnisches Grinsen, dann stampfte er davon, zu seinem Platz in der ersten Reihe. Mehrere Stabs- und Kompanieoffiziere hatten auf der einen Seite Aufstellung genommen, bereit, ihren Spruch aufzusagen. » Guten Tag, Gentlemen. Mein Name ist Lieutenant Colonel Mark Weatherly. Ich bin der Regimentskommandeur. Dieses Briefing ist als geheim eingestuft, Geheimhaltungsstufe NOFORN , und der Raum ist gesichert. Dieses Briefing wird die Ergebnisse einer Untersuchung des Regimentsstabs zu dem von der Firma Scion Aviation International vorgelegten Überwachungsplan zum Gegenstand haben, für die…«
    » Ja, ja, wir werden hier alle nicht jünger«, fiel Wilhelm ihm ins Wort. » Auf den ganzen Routinezirkus der Air Force kann der gute General hier verzichten. Kommen wir zur Sache.«
    » Jawohl, Sir«, sagte der Stabsoffizier und rief rasch die Powerpoint-Darstellung auf. » Das Ergebnis, Sir, besagt, dass wir mit der von Scion eingesetzten Technologie einfach noch nicht vertraut genug sind, um genau einschätzen zu können, wie effektiv sie ist.«
    » Sie haben es doch klar und deutlich dargelegt, oder etwa nicht, Weatherly?«
    » Schon, Sir, nur… Offen gesagt, glauben wir ihrer Darstellung nicht«, sagte Weatherly mit einem nervösen Seitenblick auf McLanahan. » Ein einziges Flugzeug soll ein Gebiet von über zwölftausend Quadratmeilen und einen Luftraum von mehr als einhunderttausend Kubikmeilen patrouillieren? Dafür wären zwei Global Hawks erforderlich– und Global Hawks können nicht den Himmel scannen, jedenfalls noch nicht. Und zwar nicht einmal im MIT -Überwachungsmodus mit dem größten Maßstab. Scion dagegen beabsichtigt, eine Bildauflösung von einem halben Meter bereitzustellen, jederzeit und für das gesamte Patrouillengebiet. Und das mit nur einem Flugzeug? Völlig ausgeschlossen.«
    » General?«, fragte Wilhelm mit einem leichten Feixen im Gesicht. » Möchten Sie etwas darauf erwidern?« Sich zu seinen Stabsoffizieren herumwendend, unterbrach er sich selbst und sagte: » Oh, ich bitte um Verzeihung, Ladys und Gentlemen, darf ich vorstellen: Patrick McLanahan, Lieutenant-General im Ruhestand und Vize von Scion Aviation. Sie haben vielleicht schon von ihm gehört.« Die verdutzten Mienen und heruntergeklappten Kiefer der anderen im Raum waren der deutliche Beweis, dass sie hatten. » Er hat sich entschieden, uns alle am heutigen Tag mit seiner erlauchten Anwesenheit zu überraschen. Die Bühne gehört Ihnen.«
    » Vielen Dank, Colonel«, sagte Patrick und erhob sich mit einem verärgerten Blick in Richtung Wilhelm. » Ich freue mich darauf, mit Ihnen bei diesem Projekt zusammenzuarbeiten. Ich könnte jetzt die Technik erläutern, die Dr. Jonathan Masters hier zur Verbesserung der Auflösung und Reichweite von Überwachungssensoren für Boden- und Luftziele entwickelt hat, denke aber, es wäre besser, sie Ihnen einfach zu demonstrieren. Machen Sie den Luftraum heute Abend frei für uns, und wir werden Ihnen zeigen, wozu wir imstande sind.«
    » Ich denke nicht, dass das möglich sein wird, General– wegen einer Operation heute Abend, von der wir eben erst erfahren haben.« Wilhelm wandte sich