Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

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    Nervös trank Hirsiz einen Schluck Wasser aus einem für die Kamera nicht sichtbaren Glas– mit erkennbar zittriger Hand und ohne ein einziges Mal direkt in die Kamera zu blicken. » Ich entschuldige mich aufrichtig bei dem türkischen Volk, dass ich zu diesen Maßnahmen gezwungen bin«, fuhr er nach einer beklommenen Pause fort. » Es bleibt mir keine Wahl, und ich bitte um Ihre Gebete, Ihre Geduld und Zusammenarbeit. Meine Regierung wird sich unermüdlich dafür einsetzen, den Terroristen Einhalt zu gebieten, Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen und unserer Nation die Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen. Ich fordere die Bürger der Türkei auf: Seid wachsam, unterstützt die Beamten von Regierung und Polizei, seid mutig und stark. Unser Volk hat dergleichen auch schon früher durchgemacht und ist jedes Mal stärker und klüger aus der Krise hervorgegangen. Und das wird auch diesmal so sein. Ich danke Ihnen.«
    Hirsiz warf die Blätter seiner Erklärung fort, als Premierministerin Akas auf ihn zutrat. » Das war die schwierigste Rede, die ich je gehalten habe«, meinte er.
    » Ich hatte gehofft, Sie würden es sich noch anders überlegen, Kurzat«, sagte sie. » Noch ist es nicht zu spät, nicht einmal jetzt.«
    » Ich muss es tun, Ayse«, sagte Hirsiz. » Für einen Kurswechsel ist es viel zu spät.«
    » Nein, ist es nicht. Lassen Sie mich Ihnen dabei helfen. Bitte.« Ein Referent reichte Akas eine Notiz. » Vielleicht hilft ja dies: Die amerikanische Botschaft bittet um ein Treffen auf höchster Ebene in Irbil. US -Vizepräsident Phoenix, der sich derzeit in Bagdad aufhält, möchte dabei zugegen sein, und auch die Außenministerin.«
    » Ausgeschlossen«, sagte Hirsiz. » Das lässt sich jetzt nicht mehr zurücknehmen.« Er überlegte einen Moment. » Wir können uns nicht mit ihnen treffen. Das Land befindet sich im Ausnahmezustand. Wir können die Sicherheit des Präsidenten und unserer Minister im Irak nicht garantieren.«
    » Aber wenn Sie dennoch teilnehmen würden, bin ich sicher, sie würden uns bei einem solchen Treffen umfangreiche militärische, technische und wirtschaftliche Hilfe anbieten– sie kommen nur selten mit leeren Händen«, sagte Akas. » Der amerikanische Botschafter hat bereits eine Mitteilung an das Außenministerium geschickt– wegen des Schadensersatzes für die Patriot-Raketen.«
    » Schadensersatz? Wofür? Was haben sie gesagt?«
    » Der Botschafter hat sich im Namen von Außenministerin Barbeau geäußert und gesagt, ein unbewaffnetes Aufklärungsflugzeug, betrieben von einer Privatfirma mit dem Auftrag, das Grenzgebiet im Nordirak zu überwachen, habe versehentlich ein, wie sie es nennen, ›unbeabsichtigtes elektronischen Störsignal‹ ausgesendet, was zum Abfeuern unserer Patriots geführt habe. Der Botschafter war überaus zerknirscht und meinte, er sei berechtigt, eine substanzielle Entschädigung beziehungsweise Ersatz für die Raketen anzubieten. Darüber hinaus bot er seine Unterstützung an bei der Beschaffung von Informationen über alle unbekannten Fahrzeuge oder Personen, welche die Grenze zur Türkei überqueren.« Hirsiz nickte. » Das ist eine großartige Gelegenheit, Kurzat. Sie können dieses Treffen abhalten und dann, sobald der amerikanische Vizepräsident eine Vereinbarung getroffen hat, das Ende des Ausnahmezustandes verkünden. Sie wahren Ihr Gesicht, und es kommt nicht zum Krieg.«
    » Wieder einmal gerettet von den Amerikanern, was, Ayse?«, sagte Hirsiz ausdruckslos. » Sind Sie so sicher, dass sie wirklich helfen wollen?« Er winkte einem Referenten, der ihm daraufhin ein sicheres Handy reichte. » Der Zeitplan wurde vorgezogen, General«, sagte er, nachdem er per Kurzwahl eine Nummer eingegeben hatte. » Setzen Sie Ihre Truppen in Marsch und lassen Sie Ihre Flugzeuge starten– jetzt sofort!«
    EINSATZZENTRALE, ALLIIERTER LUFTWAFFENSTÜTZPUNKT NAHLA, IRAK
    Am selben Abend
    » Sieht ganz so aus, als würden die Dinge da oben in der Türkei allmählich aus den Fugen geraten, was meinen Sie?«, sagte Kris Thompson. Er saß im Tank vor dem Terminal des Leiters der Sicherheitsdienste und verfolgte auf einem der großen Bildschirme an der Frontseite des Raumes, der stets einen amerikanischen Nachrichtenkanal zeigte, das