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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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den Wurf eines Schlüssels überhaupt als Körperverletzung bezeichnen? Schließlich war Giuseppe kaum etwas passiert. Zumindest hatte es für mich aus der Entfernung so ausgesehen.
    In diesem Moment erhob sich die ältere Frau und ging davon. Meinen Autoschlüssel immer noch fest in der Hand. Schnell folgte ich ihr mit einigen Metern Abstand und schloss mich, damit meine Beschattung möglichst unauffällig war, einem italienischen Pärchen an. Er sah aus wie eine etwas faltigere Kopie von George Clooney, während der Stil der Frau, nun ja, sehr professionell wirkte. Unter einer krausen Dauerwelle blitzten dicke weiße Plastikcreolen hervor, der schwarze Rock war zu kurz, der rote Pulli zu eng, die Strumpfhose zu gemustert und, was dem schauerlichen Ensemble noch die Krone aufsetzte, zwischen Rock und Strumpfhose blitzte ein Streifen weißer Haut hervor. Ich seufzte traurig! Warum konnte Angela nicht so aussehen? Dann hätte ich vielleicht über die ganze Angelegenheit lachen können.
    Das ungleiche Pärchen tat mir den Gefallen, eine ganze Zeitlang hinter der alten Dame herzumarschieren, doch kurz nach der Arena hielten sie vor einem Louis Vuitton-Geschäft an und bewunderten dessen Auslagen. Die alte Dame dagegen bog in eine kleine, menschenleere Gasse ein, die durch an langen Kabeln befestigte Lampen in schummriges Licht getaucht wurde. Sie hätte den perfekten Hintergrund für eine Szene aus einem Jack the Ripper-Film bieten können, wäre die düster-romantische Atmosphäre nicht durch ein Baugerüst und die grellgelben Leuchtbuchstaben des Hotels Milano empfindlich beeinflusst worden.
    Um keinen Verdacht auf mich zu lenken, blieb ich am Anfang der Gasse vor einem kleinen Restaurant stehen. Die Trattoria Tre Marchetti hatte neben einer eindrucksvoll teuren Speisekarte, die mit klangvollen Kreationen wie Tangliatelle Al Limone con ragù di mare lockte, auch eine eindrucksvolle Sammlung von Guide-Michelin-Aufklebern vorzuweisen. Über einer mit goldenen Blättern und Weinreben verzierten Tür waren zwei Äste mit Lichterketten angebracht, daneben baumelten getrocknete Trauben an einem Holzstock herunter. Im Inneren erwarteten den hungrigen Gast kleine weiß gedeckte Tische und viel Kerzenlicht. Mir knurrte der Magen.
    Mittlerweile hatte die ältere Frau das Hotel Milano betreten und ich folgte ihr bis zu dessen Eingangstür.
    „Du hast dir dein kleines Liebesnest bestimmt einiges kosten lassen, mein lieber Giuseppe“, dachte ich sarkastisch, denn obwohl sich das Hotel nur als Drei-Sterne-Unterkunft auswies, wirkte es ausgesprochen nobel. Vor dem Hotel lud eine Lounge-Möbel-Gruppe den Raucher zum Verweilen ein und durch die breite Glasfront konnte ich einen Blick auf Rezeption und Bar werfen. Direkt an der Fensterfront befand sich eine schmale Bank mit zwei großen Computerbildschirmen, vor denen Lederhocker standen. Das gesamte Hotelinnere war in Mahagonibraun und Creme gehalten. Zwei moderne Kristalllampen an der Wand vervollständigten das stilvolle Bild.
    Von meinem Aussichtspunkt sah ich, wie die ältere Frau sich an der Rezeption von einem freundlich aussehenden, etwas dicklichen Inder ihre Zimmerkarte geben ließ und über eine mit einem gestreiften Teppich bezogene Treppe nach oben schritt. Schnell huschte ich ihr hinterher. Sie verschwand in Zimmer 101.
    Unentschlossen stand ich vor der Tür. Wenn ich sie darum bitten wollte, mir meinen Autoschlüssel zurückzugeben, wäre jetzt die beste Gelegenheit! Doch als ich mich gerade dazu durchgerungen hatte, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, die Hand bereits zur Faust geballt und erhoben hatte, überkamen mich Zweifel. Denn wie sollte ich meine Schlüssel-Attacke erklären, ohne wie eine komplett durchgeknallte, hysterische Irre zu wirken und damit meine Zukunft mit Giuseppe für immer zu zerstören? Gar nicht, erkannte ich deprimiert und wandte mich wieder ab.
    Mit gesenktem Kopf schlich ich nach unten.

    Als ich gerade das Hotel verlassen wollte, vibrierte es in meiner Hosentasche. Mein Handy! Ein Blick auf das Display zeigte mir, dass Lilly mich erreichen wollte.
    „Aaaaah, gut, dass du an dein Handy gehst“, begrüßte sie mich, kaum dass ich auf das grüne Telefonsymbol gedrückt hatte. „Fee hat mir geschrieben, dass du in Italien bist. Zusammen mit Nils Schöneberger. Stimmt das?“
    „Ja, stimmt.“ Erschöpft ließ ich mich auf einen der Lounge-Sessel im Raucherbereich sinken.
    „Ich liebe Nils Schöneberger“, quietschte Lilly.
    „Du

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