Aussicht auf Sternschnuppen
her, ich habe die Attentäterin gefunden!“
Das einzige, was ich hörte, war ein Auto, das mit quietschenden Reifen auf den Platz einbog und dort zum Stehen kam. Puh! Ich öffnete die Augen wieder und lugte vorsichtig hinter dem Sockel hervor.
Ein Krankenwagen war angekommen und hatte die Aufmerksamkeit der Menge von mir abgelenkt. Giuseppe und Angela stiegen ein und die Menschenansammlung löste sich in Sekundenschnelle auf. Nur die ältere Frau setzte sich auf eine Bank und sah dem davoneilenden Fahrzeug nach.
Ich merkte, wie sich mein Herzschlag verlangsamte und richtete mich schwerfällig auf. Ich hatte Glück gehabt! Wenn man in diesem Fall überhaupt von Glück sprechen konnte. Leider war mein Plan durch meine unüberlegte Aktion komplett durcheinander gekommen. Denn Giuseppe war weg, ich wusste nicht wohin, und somit würde ich so schnell nicht mehr erfahren, was es mit Angela auf sich hatte. Tja, das hatte ich wohl vermasselt!
Auch wenn ich als rationaler Mensch normalerweise nicht an Zeichen glaubte, so kam ich doch nach dieser Schlüssel-Attacke zu dem Entschluss, dass meine Reise nach Italien genau das war, was Fee mir schon von Anfang an gesagte hatte, nämlich eine riesengroße, völlig unüberlegte Dummheit, die ich bestenfalls mit irgendwelchen prämenstrualen Hormonstörungen erklären konnte. Gut, dass ich Nils darum gebeten hatte, mir das Auto zu leihen. Ich würde sofort zu ihm fahren und ihn bitten, mich an einem Flughafen oder Bahnhof abzusetzen, von wo aus ich so schnell wie möglich zurück nach Hause gelangen würde.
Das Auto! Mein Herzschlag, der sich gerade mühsam beruhigt hatte, setzte mit der Gewalt von Kriegstrommeln wieder ein. Denn bei meinem Plan hatte ich etwas Wesentliches übersehen: Mein Schlüssel war weg! Erneut erstarrte ich für einige Minuten zur Salzsäule. Doch dann stieg Ärger in mir auf. Ich trat wütend gegen den steinernen Sockel und rieb mir gleich darauf schmerzvoll meine rechten Zehen. Wie viel Pech konnte ein einziger Mensch an einem einzigen Tag überhaupt haben? Was sollte ich jetzt machen? Das Auto aufbrechen? Nein! Ich hatte keinsterlei Erfahrung darin und selbst wenn es mir gelungen wäre, es zu öffnen, so könnte ich es immer noch nicht starten.
Aber ich musste ruhig bleiben. Nachdenken. Bisher war mir noch für jedes Problem eine Lösung eingefallen. Vielleicht sollte ich zu Giuseppes Mitfahrerin gehen und sie nach meinem Autoschlüssel fragen. Das wäre die einfachste Lösung. Allerdings fiel mir keine Erklärung dafür ein, wie der Schlüssel aus meiner Hand an Giuseppes Stirn gekommen war, für die ich nicht mit einer Anzeige wegen Körperverletzung rechnen musste. Aber was war die Alternative? Nils anrufen und ihm sagen, dass ich den Autoschlüssel verloren hatte? Vielleicht konnte er Autos aufbrechen und kurzschließen. Zutrauen würde ich es ihm. Oder das Auto einfach stehen lassen und mir ein Taxi rufen! Im Grunde genommen konnte es mir schließlich egal sein, wie Nils nach Vinci kam. Für mich war die Italienfahrt an dieser Stelle beendet. Vielleicht wäre das wirklich das Beste! Mich ohne Rücksicht so schnell wie möglich auf den Weg zurück nach Hause machen!
Auf der anderen Seite war der Autoschlüssel als eine Art Tatwaffe zu bezeichnen. Und vielleicht brachte die ältere Frau ihn in ein Polizeirevier, um mit seiner Hilfe die Person zu fassen, die Giuseppe attackiert hatte. Vielleicht konnte anhand des Schlüssels auch das Fahrzeug, zu dem er gehörte, identifiziert werden und die Spur würde unweigerlich zu Nils und mir führen. Nein! Der Gedanke war unwahrscheinlich! Es gab allein in Verona Tausende von Smarts. Wie sollte die Polizei also herausfinden, dass der Schlüssel gerade zu unserem Leihwagen gehörte? Oder sahen deutsche Schlüssel etwa anders aus als italienische? Herrgottnocheinmal! Warum musste ich gerade den Autoschlüssel als Wurfgeschoss benutzen? Hätte ich nicht die Tüte Pfefferminzbonbons oder, besser noch, überhaupt nichts nach Giuseppe werfen können?
Dieser blöde Schlüssel! Meine und Nils Fingerabdrücke waren darauf! Die Spur würde also mit Sicherheit zu uns führen. Aber woher sollte die Polizei meine Fingerabdrücke haben? Sie hatten in ihrer Datei bestimmt nur Fingerabdrücke von Personen, die schon einmal polizeilich auffällig geworden waren. Und das war ich nicht! Aber vielleicht Nils! Und dann würde Nils ins Gefängnis kommen, weil ich aus Eifersucht meinen Freund attackiert hatte. Aber konnte man
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