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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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Arbeit geleistet.“
    „Ja, leider“, sagte ich unglücklich. „Den Schlüssel hat eine ältere Frau aufgehoben. Bei ihr bin ich eingebrochen.“
    Nils nahm mir die Rotweinflasche aus der Hand und führte sie an seinen Mund. Erst nach einer ganzen Weile setzte er sie wieder ab.
    „Aber die Frau von der Autovermietung hat uns einen Ersatzschlüssel gegeben.“
    „Hat sie? Ich war mir nicht sicher.“
    „Er ist in der Seitenkonsole des Autos. Ein Automechaniker hätte den Smart leicht öffnen können.“
    Ich verzog zerknirscht das Gesicht. „So rational habe ich in diesem Moment leider nicht gedacht.“
    „Du hättest dich auch einfach aus dem Staub machen können. Der Mietwagen ist schließlich auf mich zugelassen.“
    Schuldgefühle krochen in mir hoch. „Ja, hätte ich. Aber auf dem Schlüssel befinden sich unsere Fingerabdrücke. Es wäre bestimmt nicht gut gewesen, wenn die alte Frau ihn zu Polizei gebracht hätte.“
    „Sehr umsichtig von dir.“
    „Ja?“
    „Nein. Das war ironisch gemeint! Wie bist du überhaupt in das Zimmer hineingekommen?“
    „Über ein Baugerüst. Die alte Frau hatte das Fenster aufgelassen. Ich dachte, das wäre ein Zeichen.“
    Nils griff sich an die Stirn.
    Ich schwieg betreten. Hmpf!
    Er drückte mir die Rotweinflasche in die Hand.

    In diesem Moment schoss ein gleißender Strahl durch die Luft. „Da!“ Ich griff nach Nils Arm. „Eine Sternschnuppe! Ich habe noch nie eine gesehen! Unglaublich!“
    „Du darfst dir etwas wünschen!“
    „Stimmt!“ Ich wurde ganz aufgeregt. Meine erste Sternschnuppe! Schnell kniff ich die Augen zusammen.
    Ich wünsche mir, dass Giuseppe mir einen Heiratsantrag macht und ich möchte ein Kind von ihm.
    Ja! Ein Heiratsantrag und ein Kind. Perfekt! Hoffentlich war es nicht zu unverschämt, mir gleich zwei Dinge auf einmal zu wünschen. Nein, bestimmt nicht. Das eine war schließlich die logische Schlussfolgerung aus dem anderen. Oder etwa nicht? Aber wollte ich wirklich einen Heiratsantrag von Giuseppe? Unwillkürlich musste ich an meinen Traum denken. An den Traum von der Hasenranch. In den letzten 24 Stunden waren so viele Zeichen auf mich eingeprasselt. Vielleicht war dieser Traum auch ein Zeichen! Ein Zeichen dafür, dass Giuseppe und ich einfach nicht zusammenpassten. Schließlich hätte er eben fast seine dralle Begleiterin geküsst. Zumindest hatte es so ausgesehen. Oder hatte ich seine Geste missverstanden?
    Eine große Ecke meines Herzens weigerte sich, den nüchternen Tatsachen ins Auge zu sehen und hoffte immer noch auf ein Missverständnis. Ich mochte Giuseppe, wir verstanden uns gut, wir hatten die gleichen Interessen. Und wo bitte schön, sollte ich mit Mitte dreißig noch einen Ersatz für ihn herbekommen? Nein, es durfte nicht vorbei sein!
    Verloren Wünsche eigentlich ihre Wirkkraft, wenn man zu lange darüber nachdachte? Mann! Warum hatte ich mich nicht besser vorbereitet? Ich wusste doch, dass hier heute Abend ziemlich viele Sternschnuppen durch die Luft flitzen würden. Da hätte ich mir doch schon im Auto ganz in Ruhe meinen Wunsch überlegen können.
    „Schau, noch eine Sternschnuppe!“ Nils stupste mich an.
    Ich öffnete kurz die Augen, um sie gleich darauf wieder zu schließen. Zum Glück! Das Schicksal schien mir eine weitere Chance zu geben.
    Ich möchte einen Heiratsantrag und ein Baby – möglichst innerhalb des nächsten Jahres.
    Besser! Oder hatte ich diesen Wunsch zu allgemein formuliert? Da konnte mir das Schicksal ja jeden x-beliebigen anschleppen. Lothar Matthäus zum Beispiel.
    Die nächste Sternschnuppe kam herangesaust und verglühte im Nirgendwo. Ob ich wohl noch einen weiteren Wunsch äußern sollte? Zum Beispiel, dass ich Ring und Kind nur von jemand haben wollte, der über 1,80 groß war und Angela Merkel nicht für ein Mitglied einer Girlband hielt. Nein, ich beließ es lieber bei dem einen Wunsch. Sicher war sicher. Außerdem hatte die eine Sternschnuppe wohl eine Art Kettenreaktion ausgelöst, denn innerhalb der nächsten Minuten sah ich gleich mehrere der Lichterscheinungen durch die Lüfte jagen. Und es wäre bestimmt vermessen, sich bei jeder einzelnen etwas zu wünschen.
    Hingerissen schaute ich in den Sternenhimmel. Was für ein wundervolles Schauspiel! Auch Nils schien fasziniert.
    „Hast du dir auch etwas gewünscht?“, fragte ich ihn.
    „Hmmm!“
    „Verrätst du es mir!“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Hat so jemand wie du überhaupt noch Wünsche?“, stichelte ich.
    Nils verdrehte

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