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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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Leitung.
    „Nils, bist du noch dran?“
    „Ja.“
    „Sag etwas! Meine Telefonierzeit ist gleich um.“
    „Hast du getrunken oder Drogen genommen, Liebling?“, fragte Nils, wobei er das Wort Liebling nachdrücklich betonte.
    „Nein.“
    „Schade! Du bist also wirklich verhaftet worden?“
    „Ja! Und ich brauche deine Hilfe. Bitte komm her!“, flehte ich ihn an.
    Nils seufzte. „Na schön, ich rufe mir ein Taxi. Wo ist dieses Polizeirevier?“
    „Die genaue Adresse kenne ich nicht. Irgendwo auf der anderen Seite des Flusses. Auf der Herfahrt kamen wir an einer steinernen Fußgängerbrücke vorbei. Ach ja, und kannst du noch einmal auf deinem Zimmer im Hotel Milano vorbeifahren und dir etwas Ordentliches anziehen, bevor du herkommst? Es wäre mir wirklich sehr wichtig.“
    „Auf welchem Zimmer?“ Nils klang irritiert.
    „Auf deinem Zimmer, das im Hotel Milano. Das, das du gestern gebucht hast“, wiederholte ich ungeduldig.
    „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
    „Ich brauche ein Zimmer in diesem Hotel. Mein Gott, ist das denn so schwer zu verstehen“, zischte ich, mit einem schnellen Seitenblick auf meinen siamesischen Zwilling und hoffte inständig, dass dieser tatsächlich kein Wort Deutsch verstand.
    Nils stöhnte. „Ich hätte Sie am Flughafen stehen lassen sollen.“ Er legte auf.

    Nils erschien nur 20 Minuten später auf der Polizeiwache. In dieser Zeit hatte ich mir eine zwar abenteuerliche, aber doch, wie ich hoffte, einigermaßen plausible Erklärung für meinen Einbruch zurechtgelegt.
    „Schatz!“ Ich warf mich in seinen Arm, kaum dass er durch die Tür getreten war. „Gut, dass du gekommen bist.“
    Nils erwiderte meine Umarmung etwas irritiert.
    „Haben Sie das Zimmer bekommen?“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
    Er nickte unmerklich und ich drückte ihn vor Erleichterung fest an mich.
    „Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung für alles.“
    „Ja, habe ich.“ Ich wandte mich an den Polizisten und zeigte mit der Hand auf Nils.
    „Mon fidanzoto, mein Freund, Nils Schöneberger. Commediante celebrato.“
    Nils verzog das Gesicht. „Commediante heißt übersetzt so viel wie Heuchler. Und besonders umjubelt werde ich auch nicht.“ Er wandte sich an den Polizisten. „Sono attore. Devo chiedere scusa ma mia amica non lo parla tanto bene l’Italiano“, erklärte er ihm meine sprachlichen Unzulänglichkeiten.
    „Was soll ich noch sagen?“, fragte Nils genervt, nachdem wir uns nebeneinander vor dem Schreibtisch niedergelassen hatten.
    „Du musst netter zu mir sein. Schließlich bin ich deine Freundin“, sagte ich in einem freundlichen Ton und legte meine Hand auf sein Knie. „Sag also bitte dem Herren, dass ich dir nach Verona gefolgt bin, dich in deinem Hotelzimmer überraschen wollte und deswegen über das Baustellengerüst in dein Zimmer eingestiegen bin.“
    Nils hob zweifelnd eine Augenbraue.
    „Ja, ich wollte in deinem Bett liegen, wenn du nach Hause kommst, so als Überraschung eben. Leider habe ich mich dabei aber in der Zimmernummer geirrt.“
    „Ich glaube nicht, dass er uns das glauben wird.“
    „Sag es!“ Ich merkte, wie sich meine Wangen wegen meines aufgesetzten Lächelns langsam verkrampften. „Ich habe auch überhaupt nichts mitgenommen. Das kann er überprüfen. In meiner Handtasche befinden sich lediglich mein Portemonnaie, mein Handy und der Autoschlüssel. Ich kann bei allem nachweisen, dass es mir gehört. Sag ihm das!“
    Nils verzog ein wenig schmerzhaft das Gesicht und legte dann los. Seine Worte begleitete er mit großen Gebärden. Der Polizist nickte hin und wieder verständnisvoll und lachte mehrere Male kurz auf. Nachdem sich beide etwa zehn Minuten unterhalten hatten, stand er auf, überreichte Nils die Plastikbox, in der sich meine Handtasche nebst Inhalt befand, und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    „Wir können gehen“, meinte Nils. „Packen Sie Ihre Handtasche! Und dann machen wir, dass wir hier rauskommen.“
    Vor dem Polizeirevier atmete ich erst einmal tief durch. „Was haben Sie dem Polizisten alles erzählt? Haben Sie gesagt, dass ich Sie überraschen wollte?“
    Nils lächelte belustigt. „Ich habe mich für die glaubhaftere Version entschieden.“
    „Für welche denn?“
    „Dass Sie eine eifersüchtige Furie sind, die mich bei einem Seitensprung ertappen wollte, aber so doof war, ins falsche Zimmer einzusteigen.“
    „Und diese Geschichte hat er geglaubt?“
    „Hat er“, antwortete Nils knapp. „Wo steht

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