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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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Wo war dieser Kerl nur? Nicht, dass ich mich nach seiner Gesellschaft gesehnt hätte! Es wäre mir angesichts meiner schamlosen Tat sogar recht, wenn er sang- und klanglos aus meinem Leben verschwunden wäre. Trotzdem irritierte mich sein stiller Abgang.
    Langsam ging ich zum Fenster und öffnete es. Ich brauchte dringend frische Luft. Meine Kopfschmerzen brachten mich fast um! Ich würde noch einen Augenblick warten und dann an der Rezeption nach Giuseppes Zimmernummer fragen. Vielleicht war er noch nicht abgereist. Nun konnte ich mich ruhig vor ihm outen. Nun war sowieso alles egal! Mir wurde schlecht. Oh nein! Ich hatte keine Lust, mich schon wieder zu übergeben.
    Der Türöffner summte und Nils betrat das Zimmer.

    „Guten Morgen.“ Er drückte mir gut gelaunt eine schicke Papiertüte mit der Aufschrift Max Mara in die Hand.
    „Ich habe deine Kleider in der Wäscherei des Hotels abgegeben. Sie müssten in etwa einer Stunde fertig sein. Und für die Übergangszeit habe ich dir etwas zum Anziehen besorgt.“
    Ich griff in die Tüte und holte ein Stück roten Stoff heraus. Irritiert hielt ich ihn in die Höhe. Ein halblanges Kleid! Ein rotes Kleid!
    Nils blieb angesichts der Irritation, die sich auf meinem Gesicht spiegelte, cool.
    „Es ist ziemlich warm draußen“, erklärte er. „Und ich kenne deine Größe nicht. Ich dachte, mit einem Kleid kann ich am wenigsten falsch machen.“
    „Danke. Ich ziehe es schnell an“, murmelte ich, ohne mich groß darum zu bemühen, Begeisterung vorzutäuschen. „Es passt bestimmt super zu meinen vollgekotzten Turnschuhen.“
    „Und auch für diesen Fall habe ich vorgesorgt.“ Nils holte hinter seinem Rücken noch eine zweite Tüte hervor. „Und ich habe sogar noch etwas für dich.“ Er hielt mir eine Kopfschmerztablette vor die Nase.
    Dankbar ergriff ich sie und verschwand unter der Dusche. Am liebsten wäre ich stundenlang unter dem heißen Wasserstrahl stehen geblieben. Aber der Gedanke an Giuseppe zwang mich zu Eile und so trocknete ich mich schon nach wenigen Minuten lustlos ab und schlüpfte in das Kleid. Bewusst vermied ich den Blick in den Spiegel, denn garantiert sah ich darin wie eine rote Ampel aus.
    Doch ich wollte nicht undankbar erscheinen. Es war nett von Nils gewesen, mir etwas zum Anziehen zu kaufen. Und woher sollte er wissen, dass ich auffällige Farben im Allgemeinen und Kleider insbesondere nicht leiden konnte? Aber ich würde es anziehen, zumindest bis meine eigenen Sachen wieder trocken waren. Bis dahin musste ich nur aufpassen, dass ich keinem Stier begegnete!
    Schnell zog ich mir das Handtuch herunter, das ich wie einen Turban um den Kopf gewickelt trug und ließ meine nassen Haare locker über die Schultern fallen. So fühlte ich mich in dem engen, knappen Kleid nicht ganz so nackt wie vorher.
    Dann lugte ich zaghaft in die zweite Tüte. Fast erwartete ich, dass mich ein paar hochhackige Pumps mit Pfennigabsätzen anspringen würden, doch meine Erwartungen wurden glücklicherweise enttäuscht. In der Tüte befanden sich ein paar lederne Flip Flops. Sie waren zwar etwas zu groß und auch rot, aber ansonsten absolut akzeptabel. Erleichtert zog ich sie an und stapfte nach draußen.

    Nils stand am Fenster und beschäftigte sich mit seinem Handy. Als ich das Zimmer betrat, grinste er und pfiff leise durch die Zähne. „Nicht schlecht. Du hast eine richtig gute Figur. Das hat man in deinen anderen Kleidern gar nicht gesehen.“
    Eine unangenehme Hitze stieg in mir auf. Da war er wieder! Der arrogante, machohafte Nils, den ich überhaupt nicht leiden konnte. Der nette, fürsorgliche Nils von gestern Abend war wohl nur eine Rolle gewesen. Und ich hatte sie ihm abgekauft. Anscheinend schien er doch über ein gewisses schauspielerisches Talent zu verfügen.
    „Was hast du weiter geplant?“, fragte ich steif und hoffte, dass die Farbe meines Teints in der meines Kleides untergehen würde.
    „Das wollte ich dich fragen. Ich muss mich so langsam in Richtung Vinci aufmachen. Und du?“
    „Ich werde an der Rezeption nach Giuseppes Zimmernummer fragen.“
    „Und was machst du, wenn er mit dieser Angela im Bett liegt?“
    „Das tut er bestimmt nicht. Die ganze Angelegenheit ist wahrscheinlich ein einziges Missverständnis.“
    „Und was machst du, wenn er schon weitergefahren ist?“
    Ich zuckte genervt die Schultern. „Keine Ahnung. Und ich habe auch keine Lust darüber nachzudenken. Das werde ich intuitiv entscheiden.“
    „Ich mache dir einen

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