Aussicht auf Sternschnuppen
Vorschlag.“ Nils drückte mich auf das Bett. „Ich komme mit und …“
„Nein!“
„Hör mir erst einmal zu!“ Nils setzte sich neben mich. „Denn mein Vorschlag hätte nur Vorteile für dich.“
„Das glaube ich nicht.“
„Doch. Denn wenn Giuseppe mit Angela zugange ist, kannst du mich als deinen Lover ausgeben.“
„Bestimmt nicht.“
„Gestern im Gefängnis hattest du auch keine Hemmungen.“ Wieder dieses anzügliche Grinsen. „Und wenn Giuseppe bereits abgereist ist, fahre ich dich zum nächsten Flughafen.“
„Und wie erkläre ich Giuseppe deine Gegenwart, wenn er nicht mit Angela zugange ist, wie du es so nett ausdrückst, und sich alleine in seinem Zimmer aufhält.“
Nils lächelte selbstgefällig. „Na, in diesem Fall bin ich einfach ich selbst. Ein lieber Mitfahrer, mit dem du dir einen Mietwagen nach Italien teilst.“
„Und was hast du davon? Oder handelst du völlig uneigennützig?“
Nils schüttelte den Kopf. „Nein. Diese Tat bietet mir eine willkommene Ausrede dafür, die Tatsache noch ein wenig länger zu verdrängen, dass ich die nächsten sechs Wochen in einer dämlichen Vorabendserie einen noch dämlicheren Immobilienmakler spiele. Kann ich mitkommen?“ Er sah mich treuherzig an.
Ich verzog das Gesicht. „Meinetwegen. Aber nur wegen des Autos. Und ich gebe dich auf keinen Fall als meinen Liebhaber aus.“
“Mi dispiace ma devo deluderla, signorina. Giuseppe Ferro è partito tre ore fa.”
Dieses Mal stand ein winzig kleiner Mann mit halbmondförmiger Brille und kunstvoll über die Glatze drapiertem Haar am Empfang.
„Tre ore fa. Giuseppe ist schon vor drei Stunden abgereist!“, wiederholte ich bekümmert.
Der Mann nickte entschuldigend. „Posso aiutarla in qualche altro modo?“
„Non, grazie.“ Ich schüttelte den Kopf. Wie sollte er mir jetzt noch behilflich sein?
Ich wandte mich an Nils: „Frag ihn, wo der nächste Flughafen ist!“
Doch dieser kam nicht dazu, mir meine Bitte zu erfüllen, denn hinter uns ertönte auf einmal eine scharfe Stimme: „Der Täter kehrt tatsächlich immer wieder an den Tatort zurück. Oder sollte ich besser die Täterin sagen?“
Ich drehte mich um. Angelas Chauffeuse stand vor mir. Ihren Spazierstock hielt sie drohend in die Höhe. Von nahem betrachtet hatte sie große Ähnlichkeit mit Miss Marple. Aber nicht mit Magret Rutherford, sondern mit der kleinen, dünnen Schauspielerin, der ich die Rolle nie richtig abgekauft hatte.
Hilfesuchend sah ich zu Nils, doch der inspizierte die durchlöcherten Spitzen seiner frisch gewaschenen Turnschuhe.
„Es war nicht so, wie es ausgesehen hat“, begann ich wenig überzeugend.
„Ach!“ Die Frau hob spöttisch eine Augenbraue. „Sie sind also aus Versehen in mein Zimmer eingedrungen.“
Der kleine Portier begann unruhig zu werden und seine Blicke schweiften nervös hin und her.
„Nein, aber …“
„Warum sprechen wir nicht beim Frühstück über dieses Missverständnis“, schaltete sich Nils ein. „C’è ancora la prima colazione?“, fragte er den Herren am Empfang.
Dieser schüttelte entschuldigend den Kopf. „No! Solo fino alle 11. Però potrei offrirle un caffè?“
Nils nickte.
„Le mostro la sala colazione.“ Der kleine Mann kam hinter seinem Empfangstresen hervor.
„Frühstück gab es leider nur bis elf. Aber wir können noch einen Kaffee haben. Er zeigt uns den Frühstücksraum“, übersetzte Nils.
„Das müssen Sie nicht. Ich weiß, wo es lang geht.“ Die ältere Dame streckte energisch ihr Kinn nach vorne. „Kommen Sie mit!“, sagte sie in einem Ton, bei dem auch hochrangige Militärs widerspruchlos gehorcht hätten.
Ich folgte ihr zusammen mit Nils. Doch vor der Tür zum Frühstücksraum blieb dieser stehen.
„Geh du nur! Ich habe schon gefrühstückt. Ich werde in der Zwischenzeit unser Zimmer bezahlen und meine Sachen zusammenpacken.“
„Aber du kannst mich nicht allein lassen“, sagte ich verzweifelt.
„Bei eurem Gespräch von Frau zu Frau wäre ich sowieso fehl am Platz. Du machst das schon.“ Aufmunternd schlug er mir auf die Schulter. „Und wenn sie handgreiflich wird, ruf mich an! In einer Minute bin ich bei dir.“
„Haha!“ Der Zynismus blieb mir im Halse stecken. Zögernd folgte ich der kleinen Frau zu einem Tisch.
Sie setzte sich hin und zitierte umgehend einen jungen, gut aussehenden Kellner mit schwarzen Schmachtlocken zu sich her, der gerade dabei war, für den nächsten Tag einzudecken.
„Einen Kaffee.
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