Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
Kopfkissen gelegt haben. An anderen Tagen treffe ich dann erst im Bad oder der Küche auf die neueste Leiche. Wenn ich viel Glück habe, dann liegen die toten Tiere draußen auf der Fußmatte.
Immer mal wieder sind auch Vögel darunter. Klar, das finde ich auch nicht besonders toll. Ich kann es aber nicht verhindern. Und eigentlich hätte der Vogel, der von der Katze gefangen wurde, ja auch seinen Vorteil nutzen können: Er kann fliegen, die Katze nicht. Hätte er halt besser aufgepasst.
Die meisten Vögel hier kennen meine Katzen inzwischen. Sie hüpfen vor ihnen im Baum herum und wissen genau, wann es Zeit ist die Biege zu machen. Aber: Wusste Gesa das auch? Und würden die Katzen Gesa als Huhn und Rudelmitglied erkennen? Oder würden sie in ihr einen gewöhnlichen Vogel und somit eine lohnende Beute sehen? Für einen Menschen war der Unterschied kaum zu erkennen. Nachdem nun Mia, die eine der besten Jäger in der Truppe ist was Vögel anbetrifft, eine Nacht gemeinsam mit den Hühnern und somit auch mit Gesa verbracht hatte. Da war mir klar: Die Katzen erkennen den Unterschied.
Gesa ist ein Huhn und Hühner sind doof. Ich war darüber sehr erleichtert. Eine Sorge weniger.
Hühner leben im Wald gefährlich
Von nun an durften die Hühner wieder raus in den Garten. Es gibt wohl keinen schöneren Anblick für mich als glücklicher Hühner, die über einen grünen Rasen laufen und sich frei im Wald bewegen. Trotzdem machen mir solche Tage immer Angst. Die Gefahr, dass ein Greifvogel von diesem Anblick genau so entzückt ist wie ich, die ist hier schon groß. Früher, als ich meinen Hahn Max noch nicht hatte, da hat mehrmals der Habicht eine meiner geliebten Hennen getötet. So viele, dass ich etwas unternehmen musste. Damals hatten die Hühner nur das Hühnerhaus und einen kleinen abgesperrten Bereich, in dem ich sie einsperrte, wenn ich mal zum Einkaufen fuhr. Ansonsten konnten sie sich frei auf meinem Gelände bewegen. Nachdem der Habicht diese Speisekammer für sich entdeckt und sich innerhalb von kurzer Zeit vier Hennen geholt hat, da war mir klar: So kann es nicht weiter gehen. Freilaufende glückliche Hühner schön und gut. Wenn aus diesen aber tote Hühner werden, dann fange auch ich an diese Art der Haltung in Zweifel zu ziehen. Ich habe jedes Mal Rotz und Wasser geheult, wenn eines meiner Hühner abends im Stall fehlte. Dann bin ich stundenlang über das Grundstück und durch meinen Wald gelaufen auf der Suche nach dem fehlenden Huhn. Ich hoffte, dass es sich nur verlaufen hat. Und wenn ich dann nur noch einen Federhaufen vorfand – das zerriss mir das Herz. Natürlich ist mir klar, dass auch ein Habicht leben und fressen muss. Aber doch nicht meine Hühner. Für mich sind das keine Nutztiere – was ich übrigens für eine absolut schreckliche Bezeichnung für ein Lebewesen halte - ich liebe meine Hühner. Aber die Hühner komplett in den bisherigen kleinen, abgezäunten Bereich einsperren, die Vorstellung behagte mir auch nicht. Der Auslauf war zwar größer als so mancher Auslauf anderer Hühnerhalter, aber für meine Ansprüche an artgerechte Haltung nicht groß genug. Derzeit hatten die damaligen zehn Hennen einen etwa fünfzig Quadratmeter großen Bereich zur Verfügung. Ich fand das zu wenig. Also musste ein größerer Auslauf her. Und der sollte sicher sein, also komplett mit einem Vogelnetz überzogen, so dass der Habicht von oben nicht rein fliegen kann.
Ich wohne ja im Wald. Und ein Wald hat eine blöde Eigenschaft: Es stehen lauter Bäume drin. Und die sind sehr lästig, wenn man einen Bereich mit einem Netz überspannen will. Ich deckte mich im Baumarkt erst einmal mit einem riesigen Berg an Vogelschutznetzen ein. Dazu kaufte ich Hühnerdraht, Rollendraht und jede Menge Kabelbinder. Außerdem bekam mein Akkuschrauber einen Bruder: Mister Akkutacker. Wir wurden schon in kurzer Zeit die besten Freunde. Als erstes baute ich aus dem vorderen Teil eine verschlossene, überdachte Voliere. Mit Hilfe meines neuen Tackers spannte ich Hühnerdraht an den Seiten und auch an der Decke. Das machte mir richtig Spaß, denn der Tacker hatte ordentlich „Wumms“. Nadel um Nadel jagte ich in das Holz. Nach einer knappen halben Stunde kam der erwartete Anruf meiner Nachbarin Petra. War ja klar. Ich ignorierte erst einmal das energische Bimmeln meines Telefons in stiller Hoffnung sie möge aufgeben. Dann fiel mir aber ein, dass sie eine noch blödere Angewohnheit hat, als durchs Telefon zu nerven. Erreicht
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