Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
auf einem extrem schmalen Waldweg wenden. Und das war beim Cachen bereits mehr als einmal nötig.
Da ich von GPS noch so gar keine Ahnung hatte, umkreiste ich besagten Findling mehrmals. Unglaublich, wie gut sich ein etwa drei Meter hoher Stein in einem Wald verstecken kann! Dann fand ich ihn endlich. Und wenig später auch die besagte Dose. Glücklich und ein wenig verschwitzt trug ich mich in das Logbuch ein, tauschte einen kleinen Ü-Ei-Elefanten gegen eine schöne Muschel und fuhr zufrieden wieder nach Hause. Stolz loggte ich mein erstes „Found it“. Mein erster Cache war gehoben. Der erste von vielen, die noch folgten.
Nun hielt mich nichts mehr. Das Fieber hatte mich gepackt. Ich wollte raus, raus in die Wildnis – mich der Natur stellen, mich durch Brennnesseln kämpfen, Sümpfe durchqueren, Berge überwinden … nur um auf einem kleinen Zettel in einer Tupperdose meinen Namen eintragen zu können. Bekloppt. Ich kaufte mir ein Säckchen mit Halbedelsteinen (die es im Internet erstaunlich günstig zu erwerben gibt) als zukünftiges Tauschgut und sammelte meine eroberten Objekte in einem Kästchen.
Nach einer Weile hatte sich mein Equipment erweitert um viele nützliche und aus meiner Sicht unbedingt notwendige Dinge: Ein Outdoor Rucksack, ein Notizbuch, eine UV-Lampe, eine normale Taschenlampe, ein Stift, der überall schreibt, auch über Kopf und unter Wasser (man weiß ja nie was noch kommt) und ein professionelles GPS-Gerät. Klar, man kann auch mit dem Smartphone cachen. Aber mit einem Garmin geht es halt noch besser. Und ich bin, wie bereits erwähnt, ein Technik-Freak. Für die Wochenenden plante ich richtige Cache-Touren. Morgens um zehn Uhr packte ich meine Sachen und den Hund ins Auto und los ging es. Meist kamen wir dann erst nach Einbrechen der Dunkelheit wieder zurück – erschöpft aber glücklich. Meine Biene wurde auch zu einer begeisterten Cacherin. Sie war immer dabei und fand es toll. Wir stapften durch fremde Wälder, kletterten zwischen Ruinen rum und schlenderten um Seen. Entdeckten Orte, die ich ohne Cachen wohl nie zu Sicht bekommen hätte.
Inzwischen hatte ich auch meine Schwester Paula angesteckt. Sie cachte zwar nicht so extrem wie ich, aber immer öfter machten wir uns gemeinsam zu Touren auf. Zu zweit macht es noch mehr Spaß. Wir suchten uns dann mit Vorliebe etwas längere Multicaches aus. Einer, der mir besonders Spaß gemacht hat, hieß „Wo die wilden Schweine baden“ und führte gut drei Kilometer durch einen wunderschönen Wald. Auf dem Weg zum Cache mussten wir sechs Stationen finden. Diese waren alle witzig versteckt: Kleine Plastik-Insekten waren auf Röhrchen geklebt. In den Röhrchen war ein Zettel mit den Koordinaten zum nächsten Hinweis. Und diese Röhrchen steckten in einem Loch eines Baums oder in einem Astloch. Natürlich soll man keine gesunden Bäume anbohren! Dieser Wald war aber ein Naturschutzgebiet, in dem alle alten und toten Bäume für die Hirschkäfer liegen blieben. Und tote Bäume kann man natürlich beruhigt anbohren, um ein Röhrchen darin zu verstecken.
Das Finden der Hinweise war nicht einfach, da natürlich in diesem Wald auch massenhaft echte Insekten herumkrochen. Aber das Gefühl, wenn man dann das gesuchte Objekt findet – das ist einfach unbeschreiblich. Unsere Suche führte uns auch zu einem Tümpel, der diesem Cache seinen Namen gab: Die „Badewanne“ der Wildschweine. Schon auf dem Weg dahin waren immer wieder Warnschilder aufgestellt. Man sollte auf keinen Fall den Weg verlassen. Die Spuren der wilden Schweine waren überall zu sehen. Uns sind keine begegnet, aber in der Dämmerung würde ich dort nicht rumlaufen wollen, … Der sonnige Herbst-Nachmittag mit Paula im Wald, der aber war toll. Fantasievolle „Multis“ sind mir die liebsten Caches.
Wenn ich mit Biene alleine unterwegs bin, dann fahre ich meist mit dem Auto so dicht wie möglich an einen Cache ran. Ich bin halt faul und hab ein Auto mit Allrad. So einige Male fragte ich mich allerdings schon: „Was mache ich hier eigentlich?“ Wenn ich mal wieder hirnlos einem Waldweg gefolgt bin, der immer schlechter und matschiger wurde. Und enger. Nicht selten stand ich mitten im fremden Wald vor einem umgekippten Baum und fragte mich: „Wie zum Teufel komm ich hier wieder raus?“ Und wenn es dann bereits dämmert … da wird mir schon etwas mulmig.
Es dauerte nicht lange und ich verlegte meine ersten eigenen Caches: Einen Multichache rund um die Fischteiche hier im
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