Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
einem wenig überzeugenden: „Dann mal noch viel Spaß dabei.“
Nachdem die Voliere nun dicht war, machte ich mich an den Auslauf im Wald. Eingezäunt hatte ich ihn ja bereits vor einer Weile. Nun fehlte nur noch der Schutz von oben. In dem Auslauf standen Bäume – dicht an dicht. Mein Netz hatte eine Breite von vier Meter. Der Abstand zwischen den Bäumen betrug aber höchstens mal gerade zwei Meter. Doof. Also fing ich an einer Ecke an und befestigte dort das Netz am Zaun. Dann spannte ich es bis zum ersten Baum, schnitt das Netz mit einer Schere auf, legte es rechts und links um den Baum und band es dahinter mit einem Kabelbinder wieder zusammen. Ploing – ploing – ploing – und das Netz hielt dank Tackerhilfe am Baum. So arbeitete ich mich Stück für Stück durch den Auslauf. Am Abend war ich total durchgeschwitzt, übersät mit Tannennadeln und konnte meinen Hals vom vielen Nachobenschauen kaum noch bewegen.
Nun waren die Netze zwar überall gespannt, aber der Auslauf war noch lange nicht dicht. Die Netzstreifen hatte ich ja nur grob mit den Kabelbindern verbunden, so dass die aufeinander treffenden Netze lauter 8-förmige Löcher hatten. Da konnte der Habicht locker durchschlüpfen. Der ist ja nicht blöd. Also musste ich alle Netze wie ein Fischer miteinander vernähen. Dafür hatte ich mir mehrere Rollen Blumendraht besorgt. Das Vernähen der Netze war noch bescheuerter, als das vorherige Spannen. Da konnte ich wenigstens ab und an noch tackern und so ein paar Aggressionen loswerden. Wenigstens machte das Nähen keinen Krach und ich konnte so mit Hilfe meiner Stirnlampe in Ruhe auch in der Nacht weiter arbeiten – dachte ich. Bis das Telefon mal wieder klingelte. Hier im Wald ist es verdammt hellhörig und so lässt sich das penetrante Klingeln nicht auf Dauer ignorieren. Also wischte ich grob die Tannennadeln aus dem Haar und ging rein zum Telefon. Petra war dran – welch' Überraschung!
„Was ist das denn für ein Licht bei dir da im Wald?“ „Das ist meine Stirnlampe!“
„Bist du immer noch nicht fertig?“
„Nein! Werde ich wohl auch nicht, wenn ich dauernd gestört werde!“–
„T’schuldigung – ich habe mir halt Sorgen gemacht …“
„Worüber? Für ein Ufo ist das Licht ja wohl zu klein.“
Die Frau treibt mich noch in den Wahnsinn … Ein letztes Aufbegehren von Petra: „Naja – dann mach mal nicht mehr so lange. Ist ja schon spät. Ich geh nun schlafen.“ Ich antwortete nur: „Ja – gute Nacht“ und legte mal wieder genervt auf.
Den kleinen Auslauf bekam ich bis zum nächsten Mittag dicht. Nun sollten die Hühner noch ein weiteres Stück des Waldes dazu bekommen. Alles voller Bäume fand ich für die Hühner zu langweilig und für mich zu schwierig. Eine bessere Lösung musste her.
Ein paar Bäume müssen weichen
Neben dem nun übernetzten Auslauf war ein Stückchen des Wald weniger dicht bepflanzt. In der Mitte stand eine morsche Birke, die sich leider schon von selbst in ihre Bestandteile auflöste. Daneben ein paar kleinere und einige große Kiefern. Das Stück lag günstig, weil es zum einen direkt an den fertigen Auslauf grenzte, zum anderen schien die Sonne genau dort hin. Perfekt also, um den Hühnern einen sonnigen, weiteren Platz zu schaffen. Ich schaute mir das Gelände genauer an. Mit einer normalen Säge oder Axt war hier kein Weiterkommen. Eine richtige Säge musste her. Also ab in den Baumarkt. Etwa drei Stunden später packte ich stolz meine erste eigene Kettensäge aus. Ganz schön beeindruckend so ein Ding. Ich hatte mich für eine Elektro-Kettensäge mit Kabel entschieden. Die Benzin-Motorsägen sind zwar viel praktischer im Wald, aber auch ziemlich schwer. Zu schwer für mich. Und Stromkabel habe ich ja genug. Also ging ich mit der Kettensäge in den Wald. Ein wenig mulmig war mir schon. Was mache ich, wenn mir ein Baum auf den Kopf fällt? Oder ich mir ins Bein säge? Ach, was soll´s, andere können das auch. Kann ja nicht sooo schwierig sein. Munter fing ich an die Säge zu schwingen und tobte mich erst einmal an den kleineren Tannen aus. Spaß machte es ja! Irgendwann waren alle kleinen Tannen weg und die großen von den unteren Ästen befreit. Und ich ziemlich erledigt. Ist doch anstrengend so eine Sägerei.
Skeptisch beäugte ich die verbliebenen Kiefern. Die waren doch ganz schön hoch. … Schluck. … Ok, ich strich die Segel. Damit fühlte ich mich dann doch überfordert. Aber weg müssen sie nun mal. Noch so eine
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