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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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dieser abgelegenen Flussschleife einen Feuerbunker geben sollte. Er wollte sie danach fragen, aber kein Laut kam über seine Lippen. Er brachte keinen Ton mehr heraus und konnte kaum noch schlucken. Emily zog ihn zu sich her.
    Beklemmend warmes Wasser floss über seine Sachen, und schlagartig geriet er unter dem Qualm und in der Dunkelheit in Panik. Dann spürte er an beiden Wangen Emilys ruhige, feste Hände, die ihn sanft zu sich hinabzogen. Er hatte das Gefühl, unter dem Schutz eines Engels zu stehen. Als das Feuer den Kamm über ihnen erreicht hatte und den Hang hinab auf sie zugerast kam, blendeten sie das grässliche Tosen aus, indem sie unter die Wasseroberfläche tauchten.
    Emily drückte unter Wasser einen letzten Kuss auf Lukes gesprungene Lippen, dann tauchten sie wieder auf und fanden sich in einem Hagel von brennenden Borkestücken und Blättern wieder, die zischend auf dem Fluss auftrafen. Dampf kräuselte sich auf der Wasseroberfläche. Luke versuchte, die dicke, giftige Luft einzuatmen, bekam einen unkontrollierbaren Hustenanfall und stolperte blindlings aus dem Fluss, Emily hastete hinterher und schleifte im Laufen den Wasserschlauch mit.
    Ihre andere Hand hielt ihn die ganze Zeit über fest. Hustend und würgend kletterten sie eine Böschung hinauf, krallten sich mit den Fingern in den heißen Boden und duckten sich unter dem Pfeifen der grünen Eukalyptusblätter über ihnen. Er hörte, wie Emily ächzend alte Gräser, Steine und ein Blech beiseitezerrte. Dann zog sie ihn in den ruhigen, dunklen Schutzraum des Feuerbunkers, der einst eine Goldmine gewesen war.
    Es roch nach Erde, Würmern, Tod und Verfall. Aber es war halbwegs kühl, und die modrige Luft war wesentlich leichter zu atmen.
    Luke brachte immer noch keinen Ton heraus. Er lag flach auf der kühlen, harten Erde und versuchte, winzige Atemzüge in seine blutenden Lungen zu ziehen. Sein ganzer Körper schmerzte, denn überall hatten ihn kleine Glutstücke versengt wie glühende Zigarettenspitzen.
    »Hier«, sagte Emily. »Trink.« Sie legte das Ende des Trinkschlauches in seine Hände, und er spürte ein Wasserrinnsal über seine Lippen laufen, brachte aber nicht mehr die Kraft zu schlucken auf.
    »Die Pferde«, sagte sie. »Ich muss sie in der Flussmitte aneinanderbinden. Ich bin gleich wieder da.«
    Luke wollte noch den Kopf heben und protestieren, aber im selben Moment wurde ihm so leicht zumute, dass er liegen bleiben musste.
    »Emily«, flüsterte er in dem Wissen, dass sie bald wieder in seinen Armen liegen würde. »Emily Flanaghan.« Dann verlor er die Besinnung.

45
    Ein lautes Geräusch riss ihn in dem stockfinsteren Bunker aus dem Schlaf. Sein Kopf pochte vor Schmerz. Sein Mund war wie ausgedörrt und seine Zunge so angeschwollen, dass er kaum schlucken konnte. Blindlings grabschte er nach dem Mundstück des Wasserschlauches und tastete dabei hilflos in der Dunkelheit herum. Aus der Stille um sich herum schloss er, dass das Feuer vorbeigezogen war, aber wie lange hatten sie hier gelegen?
    »Emily?«, krächzte er, beschwor im Geist ihr Gesicht herauf und streckte in der Dunkelheit die Hand nach ihr aus. »Ist alles okay?« Er spürte, wie ihm vor Freude die Tränen kamen, weil damit klar war, dass sie überlebt hatten und fortan zusammenbleiben würden. »Du bist wirklich das schönste Cowgirl, das mir je begegnet ist.«
    Sie antwortete nicht. Vielleicht hatte sie ihn nicht gehört? Er registrierte, dass jemand an dem Blech vor dem Eingang zerrte. Ein fremdes, mildes Licht schien auf seine Lider.
    »Emily? Emily?« Luke reckte die blasigen und rußschwarzen Finger, tastete auf dem Boden herum und hob sie zuletzt dem Licht entgegen.
    »Ist schon gut«, hörte er eine Männerstimme. »Wir haben dich gefunden, Kumpel.« Luke spürte eine Hand auf seiner Schulter. »Kannst du mich sehen?«
    Luke schüttelte den Kopf. »Emily? Wo ist sie? Emily!«
    Hilflos krabbelte er auf allen vieren herum. Die Angst schnürte ihm das Herz zusammen und machte ihn fast wahnsinnig.
    »Kumpel, hier drin ist sonst niemand. Du hast wirklich verfluchtes Glück gehabt.«
    »Aber … Emily?«
    »Tut mir leid«, antwortete der Katastrophenhelfer und leuchtete mit der Taschenlampe den höhlenartigen Unterschlupf aus. Der Strahl fiel auf einen vor vielen Jahren mit Brettern verbarrikadierten Schachteingang. »Hier drin ist niemand außer dir.«
    Trotz der mörderischen Schmerzen versuchte Luke, die Augen zu öffnen. Verschwommen konnte er die

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