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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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unter dem Overall hervorzog und es über Mund und Nase legte. Blinzelnd versuchte er den Weg auszumachen, aber seine Hoffnungen, Emily zu finden, schwanden mit jeder Minute.
    Fast vierzig Minuten rollte Luke langsam dahin und spürte, wie ihm die Panik immer stärker zusetzte. Dann endlich entdeckte er im fahlen Licht einen Kuhfladen, der ihn mit solcher Hoffnung und so einem Glücksgefühl erfüllte, dass er am liebsten losgeheult hätte. Sie war mit den Kühen hier entlanggezogen! Der Fladen war noch frisch, und das Land, auf dem er sich befand, gehörte zum Nationalpark. Aber was war, wenn der Fladen von einer Kuh stammte, die sich durch den Zaun gezwängt hatte und durchgebrannt war?
    Gerade als seine Zweifel übermächtig wurden, entdeckte er sie ganz unvermutet auf einer Lichtung. Emily Flanaghan. Sie stand neben einem neuen Zaun, der bis vor wenigen Augenblicken das Parkgebiet von den Weideflächen ihrer Familie getrennt hatte. Die glänzenden Drähte lagen durchtrennt und schlaff im Gras. Sechs silberne Stränge, wie gerissene Gitarrensaiten. Hinter ihr stand ihre Stute angebunden, tänzelte nervös herum und schlug mit ihrem von Ruß geschwärzten Schweif gegen die schneeweißen Flanken. Direkt daneben wartete Bonus, mit Wasserschläuchen beladen, unruhig und offensichtlich mit lahmendem Hinterfuß.
    Rechts von ihnen blickte eine Herde gesunder, weißgesichtiger Kühe und Kälber in seine Richtung und begann sofort zu muhen, als würden sie um Hilfe bitten. Er sah wieder auf Emily, die ihn verwundert anlächelte. Luke sprang aus dem Geländewagen und rannte über die moosige Wiese auf sie zu. Vor Erleichterung weinend kam sie ihm entgegen. Sie fielen einander in die Arme, küssten sich ab und schmeckten den Schweiß, die Tränen und den Ruß.
    »Luke! Was tust du hier?« Emily hielt sein Gesicht in den Händen und sah ihm tief in die Augen. Sie war zutiefst erleichtert und gleichzeitig entsetzt, ihn hier inmitten der brennenden Berge zu sehen. Es war so wunderbar, ihn zu umarmen, aber das Gefühl war mit der grauenvollen Erkenntnis gepaart, dass damit nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch seines auf dem Spiel stand. »Wir müssen hier weg!«
    »Ich weiß! Komm«, sagte er, nahm ihre Hand und wollte sie zu seinem Wagen führen. Sie zog die Hand aus seinem Griff.
    »Aber Luke, ich kann meine Mädchen nicht im Stich lassen«, erklärte sie und deutete auf ihre Rinder. »Genauso wenig wie Snowgum oder Bonus.«
    »Bist du verrückt?«, fragte er. »Emily! Du hast den Zaun durchgeschnitten. Lass sie allein. Sie finden schon einen Weg hinaus.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nicht durch dieses Chaos, nein.« Im selben Moment begriff er, was sie meinte. Beschämt blickte er auf die Gräser und Unkräuter, die seit dem Winter auf der Seite des Nationalparks gewuchert waren.
    »Emily, ich kann nicht zulassen, dass du …«
    »Dass ich was, Luke? Parkeigentum beschädige? Rinder in den Park lasse?«
    »Nein, ich kann nicht zulassen, dass du dich in Gefahr bringst.«
    »Siehst du, dasselbe kann ich auch nicht! Du musst mit mir kommen«, erklärte sie ihm. »Auf demselben Weg kannst du auf keinen Fall zurück. Ich schätze, wir haben noch eine halbe Stunde, ehe uns hier ein Feuersturm erwischt. Glaub mir, wenn du über die Straße und den Kamm zurückfährst, wirst du gegrillt!«
    »Aber wo willst du von hier aus hin?« Vor ihm erhob sich eine Wand aus Bäumen und Gräsern.
    »Zu einem ganz besonderen Ort«, sagte sie.
    »Emily«, warnte er sie.
    »Luke, bitte vertrau mir. Wenn du auf der Straße zurückfährst, wirst du sterben.«
    Sie lief zu Bonus und nahm ihm einen Wassersack ab.
    »Hier, besprüh mich damit.«
    Luke begann zu pumpen, und sie besprühten sich gegenseitig mit Wasser, bis ihre Kleidung durchtränkt war. Danach besprühten sie die Pferde und gaben Rousie aus Emilys Hut zu trinken. Schließlich nahm Emily Snowgums Zügel und schwang sich auf ihren Rücken. Die Stute schlug mit dem Schweif und senkte den Kopf, weil sie endlich weiterziehen wollte, weg aus dem Wind, der aus einem Heißluftofen zu kommen schien. Emily packte Bonus an seiner Führungsleine und holte ihren Kelpie mit einem scharfen, kurzen Pfiff zu sich.
    »Bonus lahmt. Du musst mit mir zusammen reiten.« Sie streckte Luke die Hand entgegen. Er sah von ihr zu dem Geländewagen, auf dem immer noch der Wassertank montiert war.
    »Dieser Weg ist sicherer.« Sie sah in seine warmen, bitterschokoladebraunen Augen. Sie konnte durch die Angst

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