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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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hindurchsehen, die darin leuchtete. Aus seinem Blick strahlte Liebe. Reine Liebe. Er nahm ihre Hand, und bei der bloßen Berührung schienen Funken zu sprühen. Im nächsten Augenblick schwang er sich hinter ihr auf Snowgums Rücken.
    Emilys leichtfüßiger Hirtenhund hatte die Kühe und Kälber schnell umzingelt. Inzwischen trudelten um sie herum kleine rauchgeschwärzte Zweige zu Boden. Asche trieb durch die Luft und heftete sich auf ihre nasse Haut. Dann fuhr ihnen ein wütender Windstoß in den Rücken. Er fegte Lukes Hut von seinem Kopf und jagte ihn in ein Dickicht fester junger Hartriegelsträucher. Schwer keuchend brachen die Kühe mit weit heraushängenden Zungen durch das Unterholz. Hitze, Stress und Brandgeruch ließen sie panisch mit den Augen rollen.
    Feuerbälle flammten auf und explodierten auf dem strohtrockenen Boden. Auf der beweideten Seite, wo das Gras kurz war, arbeiteten sich die Flammen nur langsam vorwärts, aber auf dem Parkgelände breiteten sie sich wie ein Lauffeuer aus, sie leckten gefräßig an den wild im Wind schwankenden Samenkapseln, sprangen von dort aus auf die halbhohen Sträucher und kletterten an den Baumstämmen aufwärts, von denen brennende Borkenstücke herabregneten wie flüssige Flammen.
    »Lass mich bloß nicht los!«, rief ihm Emily über die Schulter zu und trieb Snowgum den Hang hinunter. Sie hatte die Führungsleine von Bonus gelöst, der ihnen trotzdem auf dem Fuß folgte, sein Maul an den Schweif der Stute gepresst.
    Luke schlang die Arme um Emily und zog etwas Trost daraus, sie zu spüren, obwohl die Angst in ihnen allen pulsierte: Pferden, Menschen, Hund und Rindern. Emily lenkte die Stute von dem breiten Fahrweg auf einen praktisch unsichtbaren Pfad. Luke staunte, dass sie wusste, wo sie abbiegen musste, schließlich konnte man kaum die Hand vor Augen erkennen. Er schickte ein stilles Gebet zum Himmel und bat um Vergebung, dass er je an diesem Mädchen und ihrer Verbindung zu diesem Land gezweifelt hatte. Sie war eine unglaubliche Reiterin und ein echtes Buschmädchen. Er spürte, wie ihr kräftiger Körper jedes Schaukeln des Pferdes auf dem unebenen Boden ausglich. Er hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er den VPP -Geschichten über die Cattlemen Glauben geschenkt hatte. Dieses Mädchen zumindest war unglaublich. Er hörte, wie sie Snowgum zuredete, während sie sich durch das Gestrüpp auf einem Südhang kämpften, und er spürte, wie die Stute auf ihren sanften Tonfall reagierte.
    Äußerlich schien Emily alles unter Kontrolle zu haben, aber innerlich kochte das Adrenalin in ihren Adern. Ihre Augen tränten, ihre Brust brannte, sie und Luke krümmten sich immer wieder unter trockenen Hustenanfällen, und der Schmerz in ihren Lungen war kaum auszuhalten. Auch Snowgum bekam nur noch schwer Luft. Ihre Flanken bebten, und aus ihren Nüstern rann Blut. Vor ihnen sah sie, wie die Rinder im Dunst den Abhang hinabrutschten, während Rousie alle Kühe zurückholte, die in eine andere Richtung abzudriften drohten. Auch er hechelte wie wild, und Emily hatte Angst, dass er irgendwann zusammenbrechen könnte und sie ihn dann tragen müsste.
    Sie redete dem Hund aufmunternd zu und stellte erleichtert fest, dass er mit einem matten Schwanzwedeln antwortete. Sie verließ sich fest darauf, dass er die Rinder ins Tal brachte. Ab und zu drehte er sich zu ihr um, als wollte er ihr sagen, dass das Irrsinn war. Sie drängte ihn trotzdem weiter. Ihr war klar, dass es Irrsinn war, dass sie nicht hätte umkehren dürfen, um die streunenden Kühe zu suchen. Aber jetzt war es zu spät. Wenigstens hatte Luke ihr versichert, dass die Mädchen sicher nach Dargo gelangt waren.
    Plötzlich rutschte die Stute zur Seite weg und drohte einzuknicken, konnte sich aber gerade noch abfangen. Luke presste die Beine um ihren Bauch und klammerte sich an Emily fest, um auf keinen Fall abgeworfen zu werden. Links von ihnen knallte ein dicker Ast, laut wie ein Schuss, und krachte dann zu Boden. Die Stute scheute heftig, aber auch diesmal konnten sich die Reiter auf ihrem Rücken halten.
    Die Bäume beugten sich ängstlich unter dem heißen Wind, und immer mehr Asche regnete auf sie herab. Glutstücke brannten auf ihrer Haut wie Wespenstiche. Sie hörten ein Tosen in ihrem Rücken. Ob Feuer oder Wind, konnte keiner von beiden sagen, und umdrehen konnten sie sich auch nicht. Die Stute wieherte markerschütternd auf. Die rauchgeschwängerte Luft war so trocken und stickig, dass sie kaum noch atmen

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