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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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dass sie damals unter Depressionen gelitten hatte.
    Während des letzten Jahres hatte sie, um sich aufzumuntern und um nicht völlig durchzudrehen, zur Ablenkung die Kinder in den Kinderwagen geladen und war mit ihnen durch die großen hässlichen Shoppingzentren in der Nähe gezogen, wo sie nach Unterwäsche für sich gesucht hatte. Es war eine Art Test für Clancy, um festzustellen, ob er sie überhaupt noch wahrnahm.
    Manchmal zog sie morgens rosa Rüschenhöschen mit Stoffkirschen darauf an oder einen lila-schwarzen Slip mit der Aufschrift Erst anklopfen, dann eintreten. Ihr liebster Slip war der grüne mit dem dreieckigen aufgedruckten Schild mit der Aufschrift Geschütztes Jagdgebiet . Bestimmt würde sich der Ökohasser Clancy darüber auslassen … aber er sagte nie auch nur ein Wort dazu. Er merkte nichts. Die Monate verstrichen. Ihre Kollektion an albernen Höschen wuchs und damit ihre Überzeugung, dass ihre Ehe im Sterben lag. Kein Wunder, dass er keinen Blick für ihre Slips übrighatte, dachte sie, als sie den belastenden Kassenzettel zerknüllte. In Gedanken war er bei Frauen, die ganz anders waren als sie.
    Emily zog sich bis auf den BH und ihre »Bootiliscious«-Unterhose aus dem Supermarkt aus und begutachtete wutentbrannt den lächerlichen Anblick. Die Mutterschaft und die mangelnde Bewegung hatten ihren einst durch die Arbeit gestählten Körper erschlaffen lassen. Sechs Jahre lebte sie nun schon hier! Wie ein Hammerschlag traf sie die Erkenntnis, wie schnell ihr die Zeit durch die Finger geronnen war. In der unaufhaltsam wachsenden Stadt Brigalow hatte sich ihre Welt auf Wäschewaschen, Vormittagsfernsehen und eine gelegentliche zwanzigminütige Fahrt ins Stadtzentrum beschränkt, auf der sie sich von Shoppingzentren und hässlichen Vorstädten erschlagen fühlte … während ihr Mann sich mit Truckerhuren vergnügte! Jahrelang hatte sie so gelebt – oder besser gesagt vegetiert.
    Ihr phantastisches Arbeitspferd Snowgum fristete sein Dasein auf einer von Unkraut überwucherten, ölverpesteten Brache, wo es zwischen Clancys LKW -Aufliegern graste. Ihr hochspezialisierter Arbeitshund Rousie war in einen Zwinger im Hinterhof eingesperrt, ohne jede Aufgabe, um sich zu beschäftigen, und ohne Aussicht, sich abzulenken. In letzter Zeit bekamen beide Tiere nur noch äußerst selten etwas auf der Rinderfarm ihres Vaters zu tun. Seit der Geburt ihrer zweiten Tochter Meg hatte Emily kaum noch die Kraft aufgebracht, alle einzupacken – Kinder, Hund und Pferd – und auf Großvaters Farm zu fahren. Auf einmal meinte sie hinter dem hohen Sichtschutzzaun und unter der monumentalen Wäschespinne, die den ganzen Garten zu überspannen schien, zu ersticken. Im Gefängnis zu sitzen. Als wäre ihre Seele zerbrochen.
    Emily sah in den Spiegel, auf ihren weichen weißen Bauch und die schlabbrigen Arme und konnte kaum glauben, was aus ihr geworden war. Das war doch idiotisch. Bei den Flanaghans zählten die Frauen genauso viel wie die Männer. Manchmal waren die Frauen der Flanaghans sogar die Standhafteren. Sie hielten das Haus in Ordnung, aber sie ritten auch mit ihren Männern, sie kampierten in den Bergen, trieben das Vieh zusammen, pflegten die Rinder und arbeiteten mit den Hunden. So waren sie erzogen worden. Alle Kinder mussten mithelfen, ob Junge oder Mädchen. In jener wilden Bergwelt war kein Platz für starre Geschlechterrollen; jeder musste alles können, alle wurden als gleichwertig respektiert. In Clancys Welt dagegen waren Frauen nur Objekte: Sexobjekte oder Haussklavinnen.
    Während ihrer Ehe hatte Clancy sie nie wirklich geschlagen. Dafür hatte er sie mit abfälligen Bemerkungen und negativer Energie gedemütigt. Blöde Kuh. Fette Sau. Miesepetrige Schlampe. Alte Schachtel. Wenn er mit seinen Kumpeln redete, bezeichnete er sie als »die Missus« oder »der Boss«, und er sprach auch in ihrer Gegenwart über sie, als wäre sie gar nicht da. Worte, spitz wie Pfeile, die mit Widerhaken in ihrer Haut stecken blieben.
    Die Emily Flanaghan, die so gern gelächelt, so laut gelacht, die ihr Pferd angetrieben, Rinder markiert und mit der Kettensäge Zaunpfosten zurechtgesägt hatte, war verschwunden. Aber als Emily jetzt in den Spiegel sah, schwor sie sich, dieses Mädchen wiederzufinden, und zwar noch an diesem Wochenende beim Mountain Cattlemen’s Cup. Sie warf die Quittung in den Papierkorb.
    »Mach’s dir selbst, Clancy«, sagte sie. »Mich kriegst du nicht klein.« Aber noch während sie das sagte,

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