Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
Vom Netzwerk:
vermischt. Sam hatte das alles mit dem ersten tiefen Atemzug eingesogen. Sofort war ihm klar gewesen, dass er hier mit Freuden untergehen würde.
    Als Sam jetzt in seinem gerade erst bezogenen Zimmer die langen, dunklen Wimpern auseinanderzwang, fiel sein Blick zuerst auf den offenen Gitarrenkoffer. Neben dem zu einem Schatten verblassten Sticker aus dem Conargo Pub sah er einen heißen rosa BH über dem Metallverschluss des Koffers hängen. Sein Blick wanderte weiter zum Nachttisch, wo die Melodie von »Friends in Low Places« herzukommen schien. Dort entdeckte er, eingerollt wie eine schlafende Katze, einen großen schwarzen BH neben dem Bett. Nicht eines, sondern zwei traurig wirkende Kondome lagen auf dem Boden wie abgerissene Windhosen. Sofort hellwach und mit einem genüsslichen, bubenhaften Grinsen löste Sam seine Glieder von denen der beiden nackten, schlafenden texanischen Mädchen, zwischen denen er lag.
    Das eine Mädchen war dunkel und schlank und lag auf dem Rücken, den Unterarm quer über die Stirn gelegt, als hätte sie Migräne. Ihr Mund stand einen Spaltweit offen, und aus ihrer Kehle stiegen leise Schnarchgeräusche, während die Brüste auf ihrem breiten Brustkorb ein wenig zu weit nach unten sackten.
    Das andere Mädchen, eine Blondine, lag auf dem Bauch und ließ ein Knie aus dem Bett hängen, sodass ihr angewinkeltes Bein die Lage ihres Armes kopierte. Sie sabberte ein bisschen. Ihr sahniger Pfirsichteint, der Sam schon von der Bühne aus aufgefallen war, wirkte jetzt fahl und teigig. Ellen und …? Er wusste es nicht mehr. Allerdings wusste er sehr wohl, dass sie beide in der Army dienten. Sie waren gerade erst aus dem »Krieg gegen den Terror« zurückgekehrt und machten Heimaturlaub in Tennessee, wo sie Whisky kippten, als gäbe es kein Morgen. Schneidige, wichtigtuerische Frauen in Uniform … Jetzt steckten sie allerdings eindeutig nicht mehr in Uniform, dachte er benebelt. Sams Blick senkte sich auf die Brüste der Blonden. Gestern Abend hätte er sie so gern als Kissen benutzt, um sein Heimweh zu lindern, aber seine Wange war nicht auf nachgiebigem Fleisch zu liegen gekommen, sondern auf störrischem Plastik. Implantate.
    Sam verzog das Gesicht. Garth spielte immer noch. Erst jetzt wurde ihm klar, dass es sein Handy war, das an jedem Wochentag einen anderen Country-Klingelton spielte. Das sollte ihn motivieren oder die Demütigung, in Nashville plötzlich ein Niemand zu sein, erträglich machen. Er war hierhergekommen, weil in praktisch jedem Aufnahmestudio eine musikalische Legende darauf wartete, gegen Bezahlung auf einem neuen Album zu spielen. Falls er seinen Aussie-Hit »Jillaroo Junkie« über einen Kerl, der die Hände nicht von den Landmädchen lassen konnte, hier noch einmal aufnahm, würde sein Traum, in den Vereinigten Staaten so groß herauszukommen wie Keith Urban, möglicherweise in Erfüllung gehen. Aber bis jetzt hatte jeder, wirklich jeder Produzent gemault: »Ein Jilla- Was ?« So wie es aussah, hatte er einen klassischen Fehlstart hingelegt – genau wie sein Manager es ihm prophezeit hatte.
    »Sam Flanaghan«, hatte Ike kurz vor dem Abflug aus Sydney gesagt und gegen Sams untertassengroße Gürtelschnalle geklopft, »du bist ein Cowboy aus dem Busch, du bist einfach noch nicht bereit für Nashville. Bevor du das angehst, musst du unterhalb der Gürtellinie professioneller werden. Du solltest lieber noch ein bisschen erwachsen werden, Kiddo, bevor du in die Staaten fliegst.« Dann hatte Ike mit den Knöcheln gegen Sams Kopf geklopft. »Aber da drin scheint mir niemand zuzuhören.«
    Letztendlich hatte Ike Johnson recht behalten. Seit Monaten putzte Sam in Nashville Klinken, aber bislang hatte noch kein Label zurückgerufen. Wenn ihn überhaupt jemand anrief, dann einer aus dem Haufen von unzuverlässigen Gefährten, die er in den schummrigen Bars gefunden hatte.
    Er fasste über die Blondine hinweg, stieß dabei ein Wasserglas um, das sich auf den schmierigen braunen Teppichboden ergoss, und tastete blind nach dem flachen silbernen Handy. Er klappte es auf. In der Leitung knisterte es.
    »Hallo? Sam?«
    »Dad?«
    »O Gott sei Dank! Sam, es hat einen Unfall gegeben. Emily …«
    Schlagartig meldete sich die Welt zurück, die Sam zurückgelassen hatte. Nicht Emily! Seine große Schwester, die er bewundert hatte, seit er denken konnte. Er saß senkrecht im Bett, und seine Gedanken überschlugen sich.
    »Was für einen Unfall? Wird sie wieder?«
    »Ich weiß es nicht,

Weitere Kostenlose Bücher