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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Ernstfall zu tun hatten. Er ließ den Pappbecher ins trockene Gras fallen, wo der zuckersüße Inhalt die Ameisen anlockte.
    »Penny!«, schrie er. »Schieb deinen Arsch auf den Beifahrersitz!«
    Im Bachbett kniete Rod neben einem Streckenposten, der behutsam den Klettverschluss um Emilys Schutzweste löste. Rod schrie entsetzt auf, als er den verdrehten, zerschmetterten Leib seiner Tochter sah. Das durchscheinende, weißliche Leuchten ihrer sonst so braunen Haut, das aus dem Mundwinkel rinnende Blut, die unnatürlich schlaffen Arme und Beine, all das jagte ihm Todesangst ein. Der Streckenposten beugte sich über Emilys Gesicht, legte das Ohr an ihre bleichen Lippen und lauschte angestrengt nach einem Atemzug. Neben ihm zerrten andere Helfer an Snowgums Zügeln und flehten die Stute an, still stehen zu bleiben, damit sie sie von Emily wegführen konnten. Snowgums Schreie waren so schneidend und verstörend, dass Rod sich wünschte, die Stute würde einfach zu Boden sinken und sterben. Er ertrug es nicht, das Blut über ihre weißen Flanken laufen und sie sich vor Schmerzen winden zu sehen. Gleich darauf hörte er jemanden schreien: »Hat irgendwer ein Gewehr?« Nicht weit von ihm hielt Mick Parker sein schnaubendes Pferd fest, das Gesicht war erschrocken verzerrt, und er murmelte immer wieder mit seltsam weinerlicher Stimme, wie leid es ihm tat.
    Rods Welt kippte aus den Angeln. Das durfte einfach nicht passieren. Wieder sah er auf den leblosen Leib seiner Tochter und flüsterte: »Bitte, Gott, nein.«
    Sie durfte nicht sterben. Nicht seine Emily. Bis Clancy sie in die Vorstadt verschleppt hatte, war Emily das Herz ihrer Familie und der gesamten Gemeinschaft gewesen. Irgendwie stand dieses wunderschöne Mädchen für die Zukunft von ihnen allen. Wenn Rod und seine Schwester Flo jahrelang darum gekämpft hatten, die Traditionen der Mountain Cattlemen gegen die ständigen Angriffe durch Politiker, Bürokraten und Umweltfanatiker zu verteidigen, dann vor allem, weil sie gehofft hatten, dass Emily eines Tages zu ihnen zurückkehren würde. Jedes Mal, wenn sich Rod zu einer der zahllosen Konferenzen geschleppt hatte, auf denen er mit ständig neuen Regierungsvertretern um seine Weiderechte gefeilscht hatte, hatte ihn vor allem der Gedanke an Emily durchhalten lassen. Ihre Anwesenheit belebte ihn, sie hatte es noch jedes Mal geschafft, dass die allmählich müde werdenden Cattlemen nicht das Lachen und die Hoffnung verloren. Aber dann war sie mit Clancy in die Vorstadt gezogen, und Rod hatte schweren Herzens und stillschweigend zusehen müssen, wie die Ehe Emilys Seele aufgezehrt und ihre Lebensgeister unterwandert hatte. Die strahlende Flamme ihrer Jugend hatte immer matter geleuchtet.
    Jetzt lag sie leblos vor ihm, und Rod hatte schreckliche Gewissensbisse. Er hatte sie ermuntert, beim Cattlemen’s Cup mitzureiten. Er hatte geglaubt, das würde symbolisch für ihre Heimkehr stehen. Er legte eine Hand auf ihre Wange. Stattdessen lag sie jetzt vor ihm und ließ ihn auf die schlimmste nur denkbare Weise im Stich.
    »Sie braucht eine Herzdruckmassage.« Der Streckenposten sah ihn ängstlich an. »Sie atmet nicht mehr, und ich spüre auch keinen Puls.« Rod spähte durch die Eukalyptusbäume und hielt ängstlich nach dem Krankenwagen Ausschau. Als der Mann behutsam Emilys Helm abzog und sich vorbeugte, um ihr frischen Sauerstoff in den Mund zu blasen, erkannte Rod entsetzt, dass die langen dunklen Haare abgeschnitten worden waren und sich die Scherenspuren schroff und zackig vor ihrem weichen, herzförmigen Gesicht abzeichneten.
    »Emily«, weinte er. »Emily! Bleib bei uns, Emily …«

2
    Irgendwo im Nebel spielte Garth Brooks. Sam Flanaghan wälzte sich auf die Seite; ihm dröhnte der Schädel nach dem vielen Budweiser, das er gestern Abend nach seinem Gig gekippt hatte. Als er auf dem Gehsteig in Nashville gestanden und zu dem riesigen knallroten Cowboystiefel und der blinkenden Gitarre über Robert’s Western World aufgesehen hatte, hatte er gewusst, dass er im Honkytonk-Himmel angekommen war.
    Mit dem Gitarrenkoffer in der Hand war er in die Bar getreten und in ein Inferno aus Burgern, Bier und großbusigen Blondinen eingetaucht. Die aufgeputzten Cowgirls in ihren hautengen Jeans und den protzigen zweifarbigen Sonntagsstiefeln waren ihm sofort zu Kopf gestiegen. Der Geruch von frittiertem Huhn hatte sich mit dem scharfen Aroma von verschüttetem Bier und dem süßlichen Duft der parfümierten und gebleichten Frauen

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