Ausweichmanöver (German Edition)
senkte den Kopf. Ahnte wohl, was ich als Nächstes fragen würde. „Geladen?“
„Acht Schuss im Magazin.“ Er zögerte kurz. „Und Ersatzmunition.“
Ich nickte. Das hatte ich mir gedacht. „Haben Sie eine Waffenbesitzkarte?“
Er schüttelte den Kopf.
Rund eine Stunde später saßen wir wieder in meinem Passat. Bevor ich Kofi vor seiner Wohnung absetzte, sagte ich: „Die PK380 ist übrigens eine neun Millimeter.“
Er sah mich verständnislos an.
Ich sagte: „Du hast acht Millimeter gesagt.“
„Das zählt nicht. Du wolltest nicht wetten. Kannst ja das nächste Mal auf neun Millimeter setzen.“
„Scherzbold, ich hoffe doch sehr, dass es kein nächstes Mal gibt.“
„Woher nimmst du den Optimismus?“
„Das war der vierte Einbruch dieser Art.“
„Der uns gemeldet wurde. Es könnten noch Dutzende sein, die nichts gemerkt haben.“
„Oder die sich nicht trauen, weil sie illegale Waffen besessen haben.“
Da es vor seiner Wohnung sowieso nie einen Parkplatz gab, hielt ich in zweiter Spur. Ein Lkw hinter uns bremste und fuhr laut hupend an uns vorbei. Der Fahrer zeigte mir einen Vogel.
Kofi sprang aus dem Wagen und rief: „Ich habe nichts gesehen. Hab schon Feierabend.“
„Ich auch“, dachte ich und fuhr wieder an, langsam. Wo sollte ich jetzt hin? In meine leere Wohnung? Hungrig war ich.
Ich hielt schnell bei Netto und kaufte mir Heringe in Joghurtsoße. Hatte ich noch Kartoffeln?
Spontan packte ich eine Packung Vanilleeis in meinen Einkaufswagen. Was Süßes zum Nachtisch war nie verkehrt.
Als mich eine alte Dame mit ihrem Rollator überholte, fiel mir auf, dass ich meine Heimkehr künstlich hinauszögerte.
Entschlossen legte ich das Eis wieder in die Kühltruhe zurück, bezahlte den Fisch und ging die wenigen hundert Meter zum Roxy Kino Centrum. Ich hatte die Wahl zwischen X-Men und Hangover 2. Lachen oder gruseln? Eigentlich hatte ich keine Lust auf Superschurken, auf Superhelden noch viel weniger, und kaufte ein Ticket für Hangover 2 und natürlich Popcorn.
Freitag, der 10. Juni 2011
2
„Du musst auch mal lächeln!“ Genervt hielt Lars Asmus seinem Freund den Fotoapparat so hin, dass er auf dem kleinen Monitor etwas erkennen konnte. „Guck selbst. So sehen Zwangsarbeiter aus, aber keine glücklichen Praktikanten.“
Valentin winkte ab. „Okay, ich mach’s noch mal.“ Er wuchtete den Reifen von der Felge, drehte dabei den Kopf zu Lars und sagte: „Erdbeeeermaaaarmeeelaaade.“
„Schon besser. Jetzt noch den Pressluftschrauber ansetzen, so stehen bleiben. Hab ich. Was brauchst du noch?“
Valentin zeigte auf eine Schalttafel. „Kriegst du mich und die Hebebühne drauf?“
Lars ging ein paar Schritte zurück. „Wenn du den Wagen ein bisschen runterfährst.“
Valentin drückte einen Hebel, die Bühne fuhr abwärts. Eine tiefe Stimme übertönte das Summen der Hebebühne.
„Es ist mir ein Vergnügen.“
Die beiden Jungs erstarrten, als sie die Stimme hörten. Lars sah seinen Freund fragend an. Als der nicht reagierte, fragte er beinahe lautlos, mit ausgeprägten Mundbewegungen: „Was will der hier?“
„Ich sage nur schnell dem Gesellen Bescheid, einen Moment bitte, Herr Heckmann“, sagte eine Fauenstimme.
Valentin flüsterte: „Hat sich ein Auto gekauft.“
Die Tür zum Verkaufsraum klappte auf. Lars sah weißblonde Haare, und als die Frau um den Wagen auf der Bühne herumkam, auch das dunkelblaue Kostüm. Er begann zu fotografieren.
„Ach, Herr Shekovietz, sind Sie alleine hier? Na, macht nichts. Sagen Sie bitte Herrn Posner Bescheid, dass ich ihn ganz dringend brauche.“
Das musste Leonore Gambach sein, die Besitzerin des Autohauses und Valentins Chefin. Trotz des starken Geruchs nach Metall und Öl konnte Lars ein Parfüm wahrnehmen, das mit ihr in den Raum wehte. Er zoomte ihren Ausschnitt heran. Was der alte AW-Lehrer Karmann wohl sagen würde, wenn er solche Fotos in der Praktikumsmappe finden würde.
Valentin nickte. „Sebastian ist im Lager.“
„Im Reifenlager? Das passt. Bitte sagen Sie ihm, er soll gleich die Hancocks für Herrn Heckmann mitbringen. Die müssen SOFORT aufgezogen werden.“
Damit entschwand sie aus Lars’ Sucher. Ein leises Klicken zeigte an, dass die Tür hinter ihr zugefallen war. „’Ne nette Tante.“
Valentin schüttelte den Kopf. „Nur wenn du Kunde bist, am besten Neuwagenkunde. Ich sag Sebastian schnell, dass die Gambach ihn sehen will. Knipst du schon mal die Werkzeuge?“
„Kann ich machen. Bist du
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