Ausweichmanöver (German Edition)
enttäuschen.
28
Campingwecken sind nicht unbedingt meine Leib- und Magenspeise, aber da Kofi sie morgens im Zehnerpack mit zur Arbeit brachte, waren immer genug davon da.
Mit einer Scheibe kalter Butter schmeckten sie sogar mir, obwohl ich ein herzhaftes Roggenbrötchen mit Mett oder Schinken, meinetwegen auch mit Käse, vorgezogen hätte.
Wir warteten seit mehr als einer halben Stunde auf den Kollegen Marc. Er wollte uns eine Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse liefern.
Da er nicht kam, nahm ich mir noch eine Wecke.
Marc platzte herein, ohne anzuklopfen, wie immer. Er war außer Puste, wie immer, und er hatte ganz wenig Zeit, auch wie immer.
Wenn er jetzt noch sagte, dass er nichts Neues für uns hatte, …
„Fangen wir mit den Untersuchungsergebnissen zu dem gestohlenen Kraftfahrzeug an. Die meisten Fingerabdrücke sind durch den Mist verschmiert. Einige konnten wir eindeutig dem Besitzer zuweisen. Dann haben wir ein paar recht deutliche Abdrücke an den Felgen und der hinteren Tür links, die wir noch nicht zuordnen können. Allerdings vermuten wir, dass sie von Mitarbeitern des Autohauses stammen.“
Er hob den Kopf.
„Im Innenraum haben wir zwei Abdrücke von Timo Fleck gefunden. Einen des Zeigefingers auf dem Radio und einen Daumenabdruck auf dem Schalthebel.“
„Ich hätte gewettet, dass der Handschuhe anhatte.“
„Davon gehen wir auch aus. Allerdings waren die bei dem Zwischenstopp auf dem Bauernhof wohl schmutzig geworden.“
„Er hat sie ausgezogen, als er den Wagen auf den Parkplatz gebracht hat? Wie dumm ist das denn?“
Marc sah mich vorwurfsvoll an.
„Gar nicht so dumm. Bei einem normalen Kraftfahrzeugdiebstahl hätten wir nie so sorgfältig gesucht. Keiner der beiden Abdrücke ist vollständig. Ein Verteidiger würde uns mit den Dingern in den Orkus treiben. Für unsere internen Zwecke ist jedoch klar, Timo Fleck hat in dem Auto gesessen.“
„Dass Timo das Auto gestohlen hatte, ist also bewiesen. Fragt sich nur, ob er auch der Schütze ist.“
„Dazu komme ich gleich. Noch etwas zum Wagen. Er ist, abgesehen von den Lackschäden durch den Kuhmist, völlig unbeschädigt. Unser Freund Timo ist etwa 120 Kilometer gefahren.“
„Das engt den Radius ja unglaublich ein, wenn wir den Bauernhof finden wollen.“
Marc ließ sich nicht unterbrechen.
„Auf dem Beifahrersitz haben wir zwei recht kurze, rote Haare gefunden.“
„Gordon Willig?“
„Eindeutig. Die Kollegen Heinrich und Schnitter sprechen gerade mit ihm und seinen Eltern.“
Als ich nicht reagierte, fügte er hinzu: „Da Gordon Willig nicht verdächtigt wird, geschossen zu haben, dachte ich, die müsst ihr nicht persönlich vernehmen.“
„Ist schon okay. Herbert ruft durch, wenn er was Wichtiges erfährt, da können wir sicher sein. Wo ist der Wagen jetzt?“
„Wir haben ihn freigegeben. Das Autohaus holt ihn morgen ab. Man kann nicht durch die Scheiben gucken. Deshalb kommen die mit ’nem Abschleppwagen.“
„Wie sind Timo und Gordon dann vom Bauernhof bis zur B46 gefahren?“
„Ich denke, die hatten eine Ladung Mist in den Kofferraum geschaufelt.“
„Den sie dann erst am Zielort auf den Scheiben verteilt haben. Verstehe. Habt ihr die Dame im Lovemobil verhört? Hat sie was gesehen oder gehört?“
„Versucht haben wir’s. Die Kollegen haben nie jemanden angetroffen. Das Teil wirkt irgendwie verwaist.“
„Haben die Kollegen energisch genug geklopft?“
„Da gehe ich von aus. Im Moment läuft eine Halternachfrage.“
Ich winkte ab. „Der wird wohl nachts nicht selbst in dem Anhänger hocken.“
Marc klappte einen Schnellhefter zu und öffnete den nächsten. „Zu den Ergebnissen vom Dach. Das Gewehr haben wir unter den Lüftungsrohren gefunden. Der Täter hat es mehr weggeworfen als versteckt. Es stammt eindeutig aus dem Besitz von Oswald Eggebrecht.“
„Dem Förster aus Grünenplan.“
„Die Munition ebenfalls. Auf dem Gewehr befanden sich gar keine Fingerabdrücke. Da ist jemand akribisch zu Werke gegangen. Er hat restlos alles gereinigt. Innen und außen.“
„Können wir daraus schließen, dass sich der Täter mit Waffen auskennt?“
Marc wiegte den Kopf. „Schwer zu sagen. Vermutlich nicht richtig. Darauf weist auch das Schussverhalten hin. Insgesamt 18 Schuss hat er abgefeuert, davon haben drei getroffen, zwei tödlich, ein Streifschuss. Alle anderen Verletzungen stammen von herum fliegenden Splittern, Steinchen usw. Bei dem Schuss, der das Fenster zertrümmert
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