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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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den Eltern sicher kein Trost.
    „Mann, stell dir das mal vor. Du denkst, dein Sohn liegt im Bett und schläft, dann klingelt die Polizei bei dir und sagt dir, dass dein Sohn gerade mehr tot als lebendig ins Krankenhaus gebracht wurde.“
    Da fiel mir etwas ein. „Herr Mausig, noch eins, wer hat Valentin gefunden?“
    „Eine Freundin, warten Sie, ich habe den Namen hier.“ Er reichte mir einen Zettel.
    „Eugenia Belfano. Klingt spanisch für mich.“
    „Ist sie auch. Die Familie betreibt einen Feinkostladen“, sagte Kofi. „War sie dabei, als ihr Freund zusammengeschlagen wurde?“
    Mausig antwortete zögernd: „Soweit ich weiß nicht, sie hat den Notarzt um 1.24 Uhr alarmiert. Unsere Leute kamen erst am Tatort an, als der Rettungswagen bereits abgefahren war.“
    „Und das Mädchen war weg.“
    „Der Sanitäter hat ihren Namen notiert. Er wollte sie mitnehmen. Doch dann hielt ein Wagen, angeblich der Vater des Mädchens. Jedenfalls ist sie freiwillig eingestiegen.“
    „Danke, Herr Mausig, dass Sie sich persönlich darum gekümmert haben.“
    Er lächelte. „Wir müssen auf unsere jungen Leute aufpassen. Aber eigentlich bin ich hier, weil ich einen Vorsorgetermin habe. Guten Tag, meine Herren.“
    Mich hätte schon interessiert, in welcher Abteilung. Doch er wartete, bis wir die Treppen hinaufgestiegen waren, bevor er selbst losging.
    „Was glaubst du, was der vorhatte?“, fragte Kofi mich.
    „Darmspiegelung?“
    „Quatsch! Nicht Mausig. Valentin.“
    „Heckmanns Wagen klauen, seine Garage beschmieren, seinen Rasen zertrampeln, such dir was aus.“
    „Glaube ich alles nicht. Er hat uns gesagt, dass der Schütze es auf ihn abgesehen hatte. Wir haben ihm nicht geglaubt. Und jetzt?“
    Darüber hatte ich auf der Fahrt hierher bereits nachgedacht. „Sag mal, wenn Valentin zu Hause losgeht, um zu Lars Asmus, Julia Sproy, Timo Fleck oder dieser Eugenia zu gehen, kommt er dann an Heckmanns Haus vorbei?“
    „Zu Timo ja, alles andere wäre ein Umweg, wobei ich nicht genau weiß, wo die Familie Belfano wohnt. Ich kenne nur den Laden.“
    Ich erkannte Valentins Eltern in dem Aufenthaltsbereich vor der Intensivstation auch ohne Vorstellung.
    Ich drückte ihnen mein Mitgefühl aus und bat sie, uns dabei zu helfen, den Täter zu fassen.
    „Mein Sohn hat sich noch nie nachts weggeschlichen“, sagte Herr Shekovietz.
    Die Mutter verdrehte die Augen. „Natürlich hat er das. Als er mit dieser Lilo zusammen war. Drei Jahre älter als er, das taugt nichts, stimmt’s, Herr Kommissar?“
    Sie rollte die Rs und sprach langsam. Dass sie Russin war, hörte man deutlich an der singenden Betonung.
    „Ist Valentin noch mit dieser Lilo zusammen?“
    „Nein, nein, das ist vorbei, letztes Jahr schon. Sie wollte Mann mit Bart, hat sie gesagt.“
    „Valentin hat es das Herz gebrochen“, warf der Vater ein.
    „Hat es nicht“, sagte Frau Shekovietz, „ist er schon eine ganze Weile verliebt in Nora, die Schwester von seinem besten Freund Lars.“
    „Valentin ist ein guter Junge“, sagte Herr Shekovietz.
    Als seine Mutter Luft holte, erwartete ich fast, dass sie auch das leugnete.
    „Das ist er wirklich“, sagte sie, seufzte tief und sah mich mit wässrig blauen Augen an. „Fangen Sie den Täter und schicken Sie ihn nach Weißrussland, da kann er helfen, Atomkraftwerk abzureißen.“
    „Das ist nicht möglich. Haben Sie eine Ahnung, wo er gestern Nacht hin wollte?“
    „Haben wir nicht.“ Herr Shekovietz machte eine Pause und fragte dann seine Frau: „Oder haben wir doch?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Haben wir nicht. Er war in Sorge wegen Timo und Julia. Das ja. Aber dann kam Anruf, und er schien beruhigt.“
    „Wann?“
    „Anruf? So gegen Tagesschau.“
    „Wissen Sie, wer angerufen hat?“
    „Ein Mädchen. Ich denke Nora, aber Stimme klang anders. Vielleicht Gini.“
    „Gini?“
    „Richtiger Name ist ungewöhnlich, alle sagen Gini.“
    „Sie meinen Eugenia Belfano?“
    Eine Schwester trat zu uns. „Ihr Sohn ist noch immer bewusstlos. Sie können jetzt einen Moment zu ihm.“
    Die Eltern eilten davon.
    Wie auf Kommando verließen wir das Krankenhaus.

36
    Sebastian war stinksauer. Was spielte der Affenarsch sich so auf? Wegen zwanzig Minuten. Was konnte der schon Wichtiges vorhaben? Er wackelte an dem Auspuff, den er austauschen sollte. Warum kamen die Leute immer erst, wenn alles schon vergammelt war?
    Sollte der nicht in seiner Schule sein, sich um die Schüler kümmern?
    ‚Eigentlich nett von

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