Ausweichmanöver (German Edition)
mir, dass ich denen ein paar Tage schulfrei spendiert habe‘, dachte er.
„Herr Posner?“
Frau Gambach. Er erschrak, zog den Stöpsel aus dem Ohr.
„Hier bin ich. Was gibt’s?“
„Brauchen Sie mit dem noch lange?“
„Halbe Stunde.“
„Gut, das passt. Fahren Sie anschließend bitte mit dem Zug nach Hameln und holen Sie bei Günthers einen Jahreswagen ab. Unser Kunde kommt um 15 Uhr zur Besichtigung.“
Das verbesserte seine Laune deutlich. Wenn er unterwegs war, blieben der Vergaser und der Kotflügel am dicken Kurt hängen. Manchmal waren die Kollegen ein bisschen neidisch, dass er dauernd in der Gegend herumkutschierte und sie eine Reparatur nach der anderen ausführen mussten. ‚Mir vertraut die Chefin halt‘, dachte er.
Auf dem Weg zum Bahnhof sah er diesen Lars. ‚Die Götter meinen es gut mit dir‘, dachte er bei sich. ‚Ein kleiner Umweg kann nicht schaden.‘
Lars stand vor einem Feinkostladen und wartete. War der mit seiner Mama einkaufen? Nein, nicht die Mama. ’Ne Schnecke. Viel zu hübsch für den Versager. Andererseits, die beiden sahen gar nicht fröhlich aus.
Sebastian versuchte, näher an sie heranzukommen, er wollte sie belauschen, wollte wissen, ob der Russe übern Deister war. Aber die beiden redeten kein Wort miteinander.
Als sein Handy klingelte, fluchte er und blieb stehen. Er schaute auf das Display. Lirim.
Lirim wies man nicht ab.
„He, was geht?“
„Morgen bin ich in der Gegend. Was hast du für mich?“
„Coupé rot, Jahreswagen.“
„Was ist mit dem SUV?“
„Wieder aufgemöbelt.“
„Papiere?“
„Und Schlüsselcode, ja, aber die Bullerei hat ein Auge auf die Gegend.“
„Das lass meine Sorge sein. Ich habe noch was gut bei dir, und mein Auftraggeber hat noch einen Riesen draufgelegt, ein Drittel für dich. Enttäusch mich nicht.“
Verbindung unterbrochen.
Es ging nicht anders.
Er musste anrufen.
„Lirim, hör mal. Der Wagen stinkt nach Kuhscheiße. Polster, Himmel, alles. Ich besorg dir was anderes. Aber den will dein Auftraggeber bestimmt nicht.“
„Kuhscheiße? Du verarschst mich?“
„Niemals. Bengels haben den Wagen geklaut, weil er dem Lehrer gehört.“
Lirim lachte.
War das ein gutes Zeichen?
„Lehrern eine Lektion erteilen mit Kuhscheiße im Auto, das gefällt mir. Kannst du den anwerben für uns?“
Timo? Sebastian verschluckte sich vor Schreck an der eigenen Spucke. „Ist Söhnchen von Anwalt.“
Lirim lachte wieder. „Du verstehst nie, wenn ich einen Spaß mache. Bis morgen.“
Hoffentlich verstehe ich, wenn du es ernst meinst, dachte Sebastian, keineswegs beruhigt.
37
„Familie Belfano oder Auto-Gambach, wo möchtest du zuerst hin?“
Kofi überlegte.
„Ich rekapituliere. Die Jugendlichen, zu denen auch Eugenia gehört, sagen, Timo war’s nicht, wir sind das Ziel des Täters. Wir müssen davon ausgehen, dass sie versucht haben, Timo zu erreichen.“
„Was ihnen gelungen zu sein scheint.“
„Genau, denn erstens war er ausgeflogen und zweitens hat sich Valentin keine Sorgen mehr gemacht, sagte seine Mutter. Sobald wir uns dieser Argumentation anschließen, müssen wir nach einem anderen Täter und damit nach einer anderen Motivation suchen. Unser einziger anderer Anhaltspunkt ist das gestohlene Auto.“
„Und damit das Autohaus Gambach. Den Weg kenne ich.“
Die ganze Fahrt über brütete Kofi vor sich hin. Sein düsterer Gesichtsabdruck hellte sich noch nicht einmal auf, als „Sweet Home Alabama“ im Radio dudelte. Normalerweise zappelte er sich dabei einen ab und sang lauthals mit. Er konnte alle Strophen auswendig und nicht nur den Refrain.
Ich konzentrierte mich auf den Verkehr.
Wir kamen am Schulzentrum vorbei, wo gerade große Pause war. Jedenfalls hörte es sich so an. Das Gewerbegebiet begann gleich dahinter. Eine Autofirma neben der anderen. Beim Mitzkat-Verlag mussten wir abbiegen. Da stand der Buckelvolvo, blinken und in die Einfahrt.
Frau Gambach telefonierte, winkte uns aber zu sich hinein. Weißblond, Nadelstreifenkostüm, auffällig gemusterte Schuhe, zu rote Lippen.
Nicht mein Typ.
„Was kann ich für Sie tun, meine Herren? Nehmen Sie doch Platz.“ Sie hielt den Hörer noch ans Ohr. „Ich warte auf eine Auskunft. Scheinbar müssen die erst im Keller Akten wälzen.“
Wir setzten uns auf die Besucherstühle. Kofi schob ihr seine Marke zu.
„Polizei? Moment.“ In den Hörer sagte sie: „Ich rufe später noch mal an.“ Sie lächelte uns an. „Ich sah Sie mit dem Passat
Weitere Kostenlose Bücher