Ausweichmanöver (German Edition)
sogar aufsässig war.“
„Angeboten?“
„Wegen seiner Fähigkeiten, er selbst musste ihn wegen dieser Aufsässigkeit entlassen, da kam er auf die Idee, dass er mit mir als Chefin eventuell gut zurechtkäme. Das hat sich bisher bewahrheitet.“
„Haben Sie eine Erklärung für sein Verhalten?“
Sie wand sich etwas. „Ich gebe zu, das Ganze war mir nicht geheuer. Deshalb habe ich Frau Posner, also seine Mutter, angerufen, bevor ich ihm die Probezeit angeboten habe.“
„Was hat sie gesagt?“
„Das Übliche, gewalttätiger Vater, Alkohol und immer zu wenig Geld.“
„Da haben Sie gedacht, dem geb’ ich eine Chance.“
„Ich bin nicht Mutter Theresa, sondern Geschäftsfrau. Ich habe ihn trotzdem genommen, weil er fachlich mehr drauf hat als Herr Kriescher, der schon bei meinem Vater beschäftigt war.“
Kofi nickte. „Wann, denken Sie, können wir persönlich mit Herrn Posner sprechen?“
„Hier in der Firma? Am Montag.“ Sie stand auf.
War das ein Rauswurf? Hatte sie nicht gesagt, er holt das Auto her?
Ihr schien aufzufallen, dass sie zu schroff reagiert hatte. „Herr Posner kommt nur ganz kurz herein, er hat anschließend noch zwei Termine außer Haus, dabei geht es um den Ankauf von Gebrauchtwagen. Wenn Sie Montagmorgen kommen, hat er Zeit für Sie.“
Sollte ich ihr drohen? Wir konnten diesen Posner jederzeit abholen. Nein. So weit waren wir noch nicht. Sicher war es besser, keine schlafenden Hunde zu wecken.
Wir verabschiedeten uns und schlenderten durch die Ausstellungshalle ins Freie.
„Mich würde interessieren, ob er wirklich außer Haus ist“, sagte Kofi und schaute zur Werkstatt hinüber.
„Warum sollte sie uns in dieser Hinsicht anlügen? Guck mal, wer da kommt! Guten Tag, Herr Weber.“
„Der Herr Kommissar und sein Kuli. Fahren Sie auch Volvo?“
„Nein, deutsche Wertarbeit“, sagte Kofi.
Herr Weber überhörte seinen Einwurf. „Ich muss zur Inspektion. Haben Sie den Kerl geschnappt, der meine Uhr geklaut hat?“
„Wir haben einen Einbrecher mit Fünfzigeuroscheinen ergriffen, wenn Sie mir eben die Nummern der Scheine nennen, die bei Ihnen entwendet wurden, können wir sie auszahlen.“ Kofi strahlte ihn an.
Herr Weber lächelte amüsiert und klopfte seine Taschen ab. „Warten Sie, das sollte mit dem Teufel zugehen, wenn ich die nicht irgendwo notiert hätte.“
38
Zum ersten Mal, seit wir zusammen arbeiteten, schlug Kofi vor, dass wir getrennt Mittagspause machen sollten. Ich wunderte mich ein wenig, stimmte aber sofort zu, weil ich endlich ein bisschen wegen der Rathauseinbrüche recherchieren wollte.
Ob er eine Freundin hatte?
„Wenn ich vorbeikomme, soll ich gleich in den Feinkostladen der Belfanos gucken?“
„Mach mal ruhig, es könnte sein, dass wir auf Eltern treffen, die tatsächlich wissen, was ihre Kinder so treiben.“
Er zeigte mir den Stinkefinger und verschwand.
Konnte ich davon ausgehen, dass der Täter mit einem Nachschlüssel ins Rathaus gelangte? Wozu?
Ich fuhr den Rechner hoch und schaute mir an, welche Aufgaben in einem Rathaus so erledigt wurden. Die Zulassungsstelle befand sich nicht im Rathaus, sondern im Straßenverkehrsamt an der Rehwiese.
Wer Rathausschlüssel hatte, konnte bestimmt auch alle anderen besorgen.
Erwiesen sich die Schlüssel als Fingerzeig? Wenn die Täter Schlüssel zu den Wohnungen und Häusern hatten, gäbe es eine gute Erklärung, warum wir keine Einbruchspuren fanden. Es gab keine, weil überhaupt nicht eingebrochen wurde.
Andererseits, wie kamen die Täter an die Schlüssel? Über einen Schlüsseldienst?
Konnte die Verbindung über das Autohaus laufen? Die konnten sicher Haustürschlüssel herstellen, wenn sie wollten.
Doch was sollte ein Kraftfahrzeugmechaniker wie dieser Posner mit Ausschreibungsunterlagen?
Zulassungspapiere, das leuchtete mir ein. Die Sache mit den Spiegeln war wirklich elegant. Es würde auch erklären, warum er in gewissen Abständen den Arbeitsplatz wechseln musste. Sogar die Diebstähle aus den Wohnungen traute ich ihm zu. Wie passte der Überfall auf die Schule ins Bild?
Ich seufzte. Irgendetwas entging mir noch.
Ich musste unbedingt mit Kofi darüber sprechen.
39
Sebastian hatte den Jahreswagen gleich in die Waschanlage gefahren. Er war kaum ausgestiegen, als Frau Gambach neben ihm auftauchte.
„Ich muss Sie sprechen, in drei Minuten in meinem Büro. Unauffällig.“ Sie ging um den Wagen herum, als begutachte sie ihn und verschwand dann wieder.
Sebastian wusste
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