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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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Fleck aus den Betten klingelten. Die beiden Jugendlichen blieben wie vom Erdboden verschluckt.

Freitag, der 17. Juni 2011

35
    Völlig übermüdet saß ich am nächsten Morgen in unserem Büro. Kofi sah nicht viel besser aus, als er seine Riesentüte Campingwecken auf den Tisch legte. „Die mit Rosinen waren aus.“
    Wie konnte der dauernd ans Essen denken? Bevor ich etwas sagen konnte, klingelte unser Telefon. Kofi ging dran, an seinem Brötchen kauend. „Herr Heckmann, guten Morgen.“
    Pause. Kaugeräusche.
    „Wir sollen zu Ihnen kommen?“
    Kofi krümelte auf die Tastatur.
    „Ungewöhnliche Fundsache im Auto.“
    Er biss noch einmal ab.
    „Bleiben Sie, wo Sie sind, wir sind in fünfzehn Minuten da.“
    Er fädelte den Arm mit Brötchen zurück in seine Jacke. „Los, komm.“
    „Wohin?“
    „Der Heckmann sagt, er hätte gefälschte Papiere in seinem Wagen gefunden.“
    „In der Mistschleuder?“
    „Eben jener.“
    Wir sahen Heckmann vor seinem Haus auf dem Bürgersteig stehen, als wir um die Ecke bogen. Der schwarze SUV glänzte in der Sonne. Ich fuhr in seine Einfahrt und erntete einen abschätzigen Blick. Ob der mir, meinem Passat oder der Tatsache, dass ich in seine Einfahrt gefahren war, galt, konnte ich nicht erkennen, war mir auch wurscht.
    Mein Handy zeigte an, dass ich eine SMS bekommen hatte. Später.
    „Was haben Sie Feines für uns?“ Kofi war freudestrahlend auf Heckmann zu marschiert.
    Der schüttelte den Kopf. „Junger Mann, das ist Zierrasen.“
    Kofi schaute sich um. „Schön grün. Tiergartenmischung?“
    „Nein, ganz bestimmt nicht. Lassen wir das.“ Er ging um den Wagen herum, zeigte auf den Außenspiegel. „Hier.“
    „Ich sehe nichts.“
    „Dies scheint Sinn und Zweck des Ganzen zu sein.“ Er ging wieder auf den Bürgersteig zurück. „Ich habe den Wagen heute Morgen bei Gambach abgeholt. Er sollte um halb zehn fertig sein, es dauerte allerdings bis zehn nach zehn. So war ich etwas ungehalten. Deshalb touchierte ich beim Einparken den Laternenpfahl. Es entstand keine Beschädigung, denn der Außenspiegel klappte um.“ Er zeigte uns, was er meinte, indem er den Spiegel wie übergroße Hundeohren anlegte.
    „Schauen Sie selbst.“
    Im Inneren der Spiegelverkleidung steckte ein Plastiktütchen mit Papier darin. „Sie haben die Tüte bereits angefasst, oder?“
    „Ich ahnte nicht, dass es prekär sein könnte.“
    In der Tüte steckte in der Tat ein Kraftfahrzeugschein. Ausgestellt auf Lirim Bogdanovich in Münster. „Die Fahrgestellnummer stimmt überein?“
    „Das Kennzeichen ist ein anderes.“
    „Was bedeutet das?“ Heckmann wurde unruhig.
    „Das könnte bedeuten, dass nicht Ihr Schüler den Wagen gestohlen hat.“ Ich zeigte auf die Papiere. „Die sind von echten nicht zu unterscheiden. Das sieht mir nach Profis aus.“
    „Kennen Sie einen Lirim Bodganovich?“, fragte Kofi.
    „Ich, nein, um Gottes willen. Woher denn? Ich war noch nie in Münster.“
    „Ein ehemaliger Schüler?“
    Er überlegte. „Lirim, ja, aber Bogdanovich, nicht, dass ich wüsste.“
    Ich mischte mich wieder ein. „Die andere, allerdings ziemlich unwahrscheinliche, Möglichkeit ist, dass es zwei Parteien auf Ihren Wagen abgesehen hatten. Die Schüler mit ihrer Spritztour und die Wagenschieber.“
    Nachdem ich es ausgesprochen hatte, klang es gar nicht so abwegig.
    Mein Handy summte wieder seine SMS-Melodie. Ich zog es heraus und las: „Valentin Shekovietz schwer verletzt in Garten aufgefunden. Mausig.“
    Ich hielt Heckmann die Hand und Kofi das Handy hin. „Wir müssen los, die Papiere nehme ich mit. Sobald wir was hören, melden wir uns. Auf Wiedersehen.“
    Kofi dirigierte mich auf dem kürzesten Weg zum Evangelischen Krankenhaus. Der Chef persönlich wartete auf uns. Stumm schüttelte er unsere Hände. „Der Junge ist nicht ansprechbar. Unbekannte haben ihn um Mitternacht herum bewusstlos geschlagen und getreten, unweit von Heckmanns Haus. Wahrscheinlich wurde ein Totschläger eingesetzt. Wegen der schweren Kopfverletzungen mussten die Ärzte ihn ins künstliche Koma versetzen. Er trug eine Taschenlampe, hatte Hausschlüssel und sein Handy dabei. Kein Geld, kein Portemonnaie.“
    „Raubüberfall?“
    „Kann sein. Die Eltern sind oben. Sie werden feststellen können, ob er Geld mitgenommen hatte. Ach, noch eins. Sie sind sehr verstört. Sie hatten nicht mitbekommen, dass der Junge so spät abends noch einmal das Haus verlassen hat.“
    So waren sie in dem Alter. Doch das war

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