Ausweichmanöver (German Edition)
ankommen und dachte, Sie wollten sich nach etwas Modernem umsehen.“
Was hatten alle gegen mein Auto?
„Wir sind wegen des gestohlenen Volvo hier“, sagte Kofi.
„Herr Heckmann?“
„Sie haben ihm den Wagen verkauft, und in Ihrer Werkstatt wurde er nach dem Diebstahl wiederhergestellt. Uns interessiert, ob ein bestimmter Mitarbeiter sich darum gekümmert hat oder ob es verschiedene waren? Wie viele Mitarbeiter haben Sie?“
„Zwei im Verkauf und drei in der Werkstatt, außerdem eine Reinigungskraft. Für den SUV von Herrn Heckmann war Sebastian Posner verantwortlich. Der Kunde hatte einige Extras bestellt, zum Beispiel Hancock-Reifen, die wir vor Ort montiert haben.“ Sie lächelte verbindlich.
„Ist Herr Posner schon lange bei Ihnen beschäftigt?“
„Seit knapp zwei Jahren. Warum?“ Ihre Miene drückte Verwunderung aus und … Anspannung? Ich ließ Kofi weiterfragen und beobachtete sie.
„Sie vertrauen ihm?“
Ein minimales Zögern. „Bisher hat er sich nichts zuschulden kommen lassen.“
„Hat er bei Ihnen gelernt?“
„Nein, er hat in Alfeld gelernt, und dann zwei Jahre in Hameln und eines in Höxter gearbeitet, bevor er bei mir angefangen hat.“
„Das wissen Sie alles auswendig? Ziemlich viele Stationen für einen jungen Mann.“
Sie zögerte, fand dann ihr Lächeln wieder. „Er war ein wenig unstet, das stimmt, aber zwischendurch nie arbeitslos.“
„Wir würden ihn gern sprechen.“
Hatte sie das erschreckt? „Das geht nicht, Herr Posner ist unterwegs nach Hameln, einen Jahreswagen abholen, für den ich einen Interessenten habe.“
„Haben alle Mitarbeiter Zugang zu allen Autos?“
„Im Prinzip ja, die Schlüssel werden zwar verschlossen aufbewahrt, aber nur, damit kein Fremder sich einen aneignen kann. Sie wissen ja, Gelegenheit macht Diebe. Wieso fragen Sie?“
„Herr Heckmann hat heute Morgen im Seitenspiegel gefälschte Papiere für seinen Wagen gefunden, inklusive Stempel und Unterschrift.“
Sie hatte ihr Gesicht gut unter Kontrolle. Trotzdem konnte ich erkennen, wie die kleinen Rädchen anfingen zu klickern. Sie ahnte etwas, würde uns aber anlügen.
Ich hatte recht. Sie brauchte Zeit, bis sie eine angemessene Entgegnung formuliert hatte. „Was wollen Sie damit ausdrücken?“
„Dass jemand gefälschte Papiere in dem Wagen deponiert hat.“
„Dieser Jemand muss Ihrer Meinung nach bei mir arbeiten?“
„Nicht zwangsläufig, möglicherweise.“
Ihr dämmerte etwas. „Sie denken, der SUV wurde präpariert, um gezielt gestohlen zu werden. Hören Sie, das ist lächerlich, wenn ich meinen Kunden Autos verkaufen würde, die kurz darauf gestohlen werden, das wäre geschäftsschädigend.“
Kofi grinste. „Eigentlich nicht, die Versicherung zahlt den Schaden, die Leute kaufen ein neues Auto – womöglich bei Ihnen.“
„Werden Sie nicht unverschämt. Das könnte ich mir nicht erlauben. Außerdem können Sie das sicher überprüfen, Wagen, die hier verkauft wurden, sind nicht öfter gestohlen worden als die anderer Händler.“ Sie hatte sich ereifert. Rote Flecken zogen an ihrem Hals auf.
Mir war aufgefallen, dass Kofi zwei wichtige Sachen gesagt hatte, Versicherungsbetrug. Und dann die Sache mit den Formularen und den Stempeln. Das passte zu den Einbrüchen ins Rathaus, wenn es denn welche gab und Knesebeck nicht nur olfaktorische Halluzinationen hatte. Darüber musste ich in aller Ruhe nachdenken. Doch zuerst hatte ich noch eine Frage an Frau Gambach. „Wenn ich meinen Autoschlüssel verliere, kann ich bei Ihnen einen neuen bekommen?“
„Selbstverständlich. Ich würde allerdings eher erwarten, dass Sie in eine VW-Werkstatt Ihres Vertrauens gehen. Wenn Sie keine kennen, kann ich Ihnen …“
„Nein, nein, danke, es war eine rein prophylaktische Frage.“
Sie betrachtete mich nachdenklich, schien mit sich zu ringen, kam zu einem Entschluss. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Posner mein Vertrauen missbraucht. Er hatte eine schwierige Kindheit. Den Schulabschluss hat er mit Ach und Krach geschafft. Dann die Lehre, in der Praxis super, in der Berufsschule viele Probleme. Autos sind seine Leidenschaft, auch privat. Sie haben sicher den Oldtimer bemerkt, den wir draußen ausstellen. Alles Handarbeit.“
„Woher wissen Sie das alles?“
„Sein Chef aus Höxter hat mir den Jungen angeboten. Ihm war aufgefallen, dass er zur Chefin immer höflich und zuvorkommend war, während er ihn selbst öfter, na, ich sage mal, abfällig behandelt hat,
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