Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
gehalten und miteinander geflirtet. Aber nach einer angespannten Pause, in der ich nicht
zu atmen wagte, antwortete er: »Ja, zweimal. Es tut mir Leid. Es tut mir Leid. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen, aber ich war nicht ganz bei Sinnen.«
»Und warum, wenn ich fragen darf?« Eifersucht säuerte meinen Magen.
»Ich war unglücklich. Es waren auch meine Babys. Aber keiner hat sich dafür interessiert, was ich empfand. Ich weiß, dass es für dich schwerer war, aber es hat mich auch unglücklich gemacht. Dann haben wir aufgehört, miteinander zu sprechen, und die Einsamkeit war unerträglich, und dann –« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern, so dass ich ihn kaum verstehen konnte » – als ich nicht mehr mit dir schlafen konnte, habe ich mich rundum wie ein Versager gefühlt.«
»Mit ihr hattest du vermutlich keine Probleme. Mit deiner Schnepfe. Und sieh dir doch an, was du aus mir gemacht hast«, schrie ich. »Jetzt sage ich schon ›Schnepfe‹.«
»Es tut mir Leid«, sagte er ganz leise.
»Wann fing das an?«
»Nachdem du nach L. A. abgereist warst.«
Ich schnaubte verächtlich. »Es hatte schon lange davor angefangen.«
»Nein, wir waren nur … nur befreundet. Ich schwöre es.«
»Nur befreundet. Ich kann es mir vorstellen. Ein kleiner Flirt, und dabei wurden Trüffel genascht. Du brauchst nicht mit jemandem zu schlafen, um untreu zu sein! Du kannst auch in deinen Gefühlen untreu sein.«
Er senkte den Kopf.
»War das das erste Mal, dass du mich betrogen hast?«
»Natürlich«, sagte er und klang schockiert.
»Deine einzige Schnepfe?«
»Meine einzige Schnepfe.«
»Aber eine zu viel.«
»Ich weiß, ich weiß. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Ich würde meinen linken Arm hergeben, wenn ich es ändern könnte«, sagte er aufgewühlt.
»Du hast mir die Schuld gegeben, nicht? Wegen der Fehlgeburten?«
»Wie denn? Wie konnte das deine Schuld sein?«
»Es war meine Schuld. Vielleicht hatte ich mir … Schaden zugefügt … damals, bei der Abtreibung. An dem Tag, als wir bei Dr. Collins waren, da hast du mir die Schuld gegeben. Aber das war in Ordnung, denn ich hatte mir selbst auch die Schuld gegeben.«
»Das stimmt nicht. Du warst diejenige, die böse war, auf mich.«
»Das ist gar nicht wahr.«
»Du hattest das Gefühl, dass ich dich dazu überredet hatte, ein Kind zu bekommen. Und wenn wir es nie versucht hätten, wäre uns das ganze Leid mit den Fehlgeburten erspart geblieben.«
Ich presste die Lippen aufeinander und weigerte mich, das zuzugeben, aber meine Gefühle waren zu überwältigend. »Gut, ich war böse.« Ich war es immer noch. Wütend, genau genommen, wie ich jetzt feststellte. Unser gemeinsames Leben war sehr glücklich gewesen, bis er damit angefangen hatte. »Aber ich war nicht diejenige, die eine Affäre hatte«, sagte ich voller Bitterkeit.
»Nein, du bist stattdessen nach Los Angeles geflogen, um Shay Delaney zu treffen.«
»Wie …? Das stimmt überhaupt nicht«, stammelte ich empört.
»Doch. Du hättest auch zu Claire nach London oder zu Rachel nach New York gehen oder in Dublin bleiben können, aber du bist hierher gekommen.«
»Wegen Emily.«
»Nein, nicht wegen Emily. Oder nicht nur wegen Emily. Du hattest in der Zeitung gelesen, dass Dark Star Productions in Hollywood zu tun hat. Und da hast du vermutet, dass er hier ist. Ich war ehrlich zu dir, warum bist du nicht ehrlich zu mir?«
In zornigem Schweigen gingen wir weiter. Diese unglaubliche Frechheit, dass er es wagte, mir die Schuld für seine Affäre zu geben. Irgendwo im Hintergrund meines Verstandes bewegte sich ein Gedanke langsam an die Oberfläche. Doch bevor er dort ankommen konnte, hatte ich diese Frage an Garv: »Warum hasst du Shay Delaney so sehr?«
Er blieb stehen, setzte sich auf einen Felsen und stützte den
Kopf in die Hände; er atmete ein-, zweimal tief ein und sah mich an. »Das ist doch offensichtlich, oder?«
»Sag es mir.«
»Also, ich sag es dir. Du bist für mich der teuerste Mensch von der Welt, und Shay Delaney hat dich wie den letzten Dreck behandelt. Als du mir von der Abtreibung und dem allem erzählt hast, wollte ich ihn umbringen. Dann haben wir geheiratet, und alles war bestens, solange wir in Chicago wohnten, aber als wir zurückkamen … jedesmal, wenn Delaney erwähnt wurde, bist du ganz blass geworden.«
Wirklich? Ich hatte nicht gewusst, dass seine Wirkung auf mich nach außen hin so sichtbar war.
»Wirklich«, sagte Garv und bejahte
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