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Auszeit

Auszeit

Titel: Auszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco von Münchhausen
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die uns tatsächlich begegnen. Ständig sind wir von Negativem und Positivem umgeben, in unserem nahen Umfeld genauso wie auf der ganzen Erde, die im Zuge der Globalisierung und Kommunikationsvernetzung immer näher zusammenrückt. Für meine Einstellung ist zuerst von maßgeblicher Bedeutung, worauf ich fokussiere und was für Informationen ich überhaupt an mich heranlasse. Wer sich kontinuierlich mit Schreckensmeldungen aus Boulevardzeitschriften und Sensations-TV-Sendungen füttert, wer sich an stundenlangen Gesprächen beteiligt, was alles im Argen liegt, wie schwer das Leben ist und was alles wieder Schlimmes geschehen ist, wird sich kaum davor schützen können, emotional und seelisch immer mehr heruntergezogen zu werden. Leider kann dies zu einem Teufelskreis werden, denn die »Brille«, durch die ich in die Welt schaue, entscheidet auch darüber, was ich wahrnehme. Wenn ich schlecht gelaunt bin, nehme ich in erster Linie die widrigen Dinge wahr, selbst wenn ich gleichzeitig völlig gesund bin und die Sonne scheint. Und dann geht es einem so wie den Probanden des folgenden Versuchs:
    Einer Versuchsgruppe wurde ein Blatt mit zehn einfachen Rechnungen vorgelegt. Da stand beispielsweise 12 + 7 = 19; 26 – 4 = 22; 5 + 8 = 13 und so weiter. Und unter diesen Rechnungen stand allerdings auch: 37 – 5 = 33, also sofort erkennbar unrichtig. Die Frage an die Teilnehmer lautete: »Fällt Ihnen an diesem Blatt etwas auf?« – und alle, ausnahmslos alle antworteten spontan: »Da ist eine Rechnung falsch!« Keiner sagte: »Da sind neun Rechnungen richtig.«
    |57| Und mit jeder negativen Wahrnehmung trübt sich meine Brille noch mehr ein, und die »neun Richtigen« verschwimmen immer mehr dahinter. So wie die Natur unter den Folgen der Umweltverschmutzung leidet, können auch wir auf Dauer an den Auswirkungen einer kontinuierlichen Innenweltverschmutzung erkranken. Ein Prozess, der zumeist so unmerklich und schleichend vonstatten geht, dass wir ihn bewusst kaum wahrnehmen können. Vergleichbar ist dies mit dem Frosch, den Sie in eine Pfanne mit heißem Wasser werfen. Er wird sofort herausspringen. Würde man ihn dagegen in eine Pfanne mit kaltem Wasser setzen und dieses langsam auf Siedetemperatur erhitzen, so würde er qualvoll ums Leben kommen, weil das Nervensystem (bei Fröschen wie auch bei Menschen) graduelle Veränderungen nicht bewusst wahrnimmt. So merken auch wir nicht, was die kontinuierliche Aufnahme von Negativbotschaften und Schreckensbildern mit uns macht.
    Das bedeutet nun keineswegs, mit sogenanntem »positiven Denken« das Negative auszublenden und zuzudecken. Denn das käme dem Versuch nahe, einfach nur »Schlagsahne auf den Mist zu schmieren«. Vielmehr geht es darum, durch Fokussierung auf das Positive, das uns genauso umgibt, die eigenen inneren Ressourcen zu stärken, um dann an den Stellen anzupacken und Probleme zu lösen, die zu unserem tatsächlichen Wirkungskreis gehören. Wenn wir innerlich stark sind und eine positive Einstellung haben, können wir uns umso besser engagieren, sei dies nun im sozialen, politischen, beruflichen oder privaten Umfeld: Wir können dann gewissermaßen mit einer guten Haltung den »Mist« wegräumen. Bei allem ist entscheidend, worauf ich fokussiere und was ich aufnehme – sowohl bei Nahrungsmitteln als auch bei Informationen.
    Wie stark die Wirkung von Informationen auf unsere Einstellung und diese wiederum auf unser Erleben sein kann, zeigt das Phänomen der sogenannten Selffulfilling Prophecys, das in folgender Geschichte anschaulich zum Ausdruck kommt:
    |58| Ein Mann lebte am Straßenrand und verkaufte heiße Würstchen.
    Er war schwerhörig, deshalb hatte er kein Radio.
    Er sah schlecht, deshalb las er keine Zeitung. Aber er verkaufte köstliche heiße Würstchen.
    Das sprach sich herum und die Nachfrage stieg von Tag zu Tag.
    Er kaufte einen größeren Herd und musste immer mehr Fleisch und Brötchen einkaufen. Er holte seinen Sohn von der Universität zurück, damit der ihm helfen sollte.
    Aber dann geschah Folgendes:
    Sein Sohn sagte: »Vater, hast Du denn nicht Radio gehört? Eine schwere Rezession kommt auf uns zu. Der Umsatz wird zurückgehen. Du solltest nichts mehr investieren !«
    Der Vater dachte: »Mein Sohn hat studiert. Er schaut Fernsehen, hört Radio und liest Zeitung. Der muss es wissen .«
    Also verringerte er seine Fleisch- und Brötcheneinkäufe und sparte an der Qualität des Fleisches.
    Er verringerte seine Kosten, indem er keine Werbung

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