Auszeit
reserviert werden und dann gegen alle möglichen neu auftauchenden Anforderungen von außen geschützt werden. – Daraus ergibt sich die folgende Strategie:
Sich eine Liste all der Dinge machen, die man eigentlich (irgendwann) nachzuholen hofft.
Realistische Zeitnischen durch Planung terminlich reservieren und
diese schützen und verteidigen. Nur so können Sie schon in der Gegenwart erfüllt leben und das Schicksal der beiden oben erwähnten Geschäftsleute vermeiden.
Fragen zum Nachdenken
Was würde ich gerne alles noch in meinem Leben machen, wovon ich glaube, das könnte ich »später« noch nachholen?
|68| Was hält mich eigentlich wirklich davon ab, das eine oder andere davon jetzt schon zu (er-)leben?
Welche kleinen und größeren Zeitnischen könnte ich reservieren, um einiges davon jetzt schon zu verwirklichen – vor allem die Dinge, die realistisch später nicht mehr nachholbar sind?
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|69| Kooperation statt Konfrontation
Einst kam ein Mann, den die Frage nach Himmel und Hölle bewegte, zum Propheten Elias, denn er wollte seinem Leben einen Sinn geben.
Da nahm ihn der Prophet bei der Hand und führte ihn durch dunkle Gassen in einen großen Saal, wo sich viele ausgemergelte Gestalten um die Feuerstelle drängten. Dort brodelte in einem großen Kessel eine köstlich duftende Suppe. Jeder der Leute besaß einen gusseisernen Löffel, der so lang war wie er selbst. Der Löffel war aufgrund seiner Größe zu schwer, um allein die Suppe damit zu schöpfen, und zu lang, um damit die Nahrung zum Mund führen zu können. So waren die Menschen halb wahnsinnig vor Hunger und schlugen aufeinander ein vor Wut.
Da fasste Elias seinen Begleiter am Arm und sagte: »Siehst Du, das ist die Hölle.«
Sie verließen den Saal und traten bald in einen anderen. Auch hier viele Menschen. Auch hier wieder ein Kessel Suppe. Auch hier die riesigen Löffel. Aber die Menschen waren wohlgenährt, und man hörte in dem Saal nur das zufriedene Summen angeregter Unterhaltung. Männer und Frauen hatten sich zusammengetan. Einige tauchten gemeinsam die schweren Löffel ein und fütterten die Gegenübersitzenden . Umgekehrt geschah es ebenso. Auf diese Weise wurden alle satt.
|70| Und der Prophet Elias sagte zu seinem Begleiter: »Siehst Du, das ist der Himmel.«
Wann immer es uns gelingt, unsere Energien zu bündeln und zu kooperieren, statt sie gegeneinander zu richten, können wir im Kleinen wie im Großen ein Stück »Himmel auf Erden« erleben – oder zumindest, wie bei Katastrophen, dazu beitragen, die »Hölle« ein wenig zu lindern. Die Beispiele der vergangenen Jahre, als grundsätzlich verfeindete Völker in akuten Notsituationen vorübergehend ihre gegenseitigen Ressentiments vergessen konnten und sich gegenseitig halfen, setzen in dieser Hinsicht Maßstäbe: In den neunziger Jahren kamen sich Griechen und Türken gegenseitig zu Hilfe, als kurz nacheinander jedes ihrer Länder von verheerenden Erdbeben heimgesucht wurde, ebenso halfen sich Inder und Pakistanis nach den schrecklichen Erdbeben im Jahr 2005. Im gleichen Jahr konnte die Mannschaft des russischen U-Boots AS-28 mit britischer Hilfe gerettet werden, während noch wenige Jahre zuvor die Besatzung der Kursk möglicherweise nur deshalb ums Leben kommen musste, weil Russland die ausländischen Hilfsangebote ablehnte. »Not schweißt zusammen«, doch es müssen nicht immer Notsituationen sein. Überall, wo Menschen sich gegenseitig helfen und ihre Potenziale synergetisch bündeln, wird das Leben auf dieser Erde etwas erträglicher oder – im Sinne der obigen Geschichte – etwas »himmlischer«. Auch im Wirtschaftsleben können Kooperationen und Informationsaustausch beiden Seiten einen größeren Erfolg bringen, als in gegenseitigen Vernichtungsschlachten zu versuchen, den Rivalen auszuschalten. Natürlich gilt es zunächst die eigene Position zu sichern und vorsichtig abzuwägen, wo die Offenlegung von Informationen und Zusammenarbeit angebracht sind. In einem bekannten Fallbeispiel zum Thema Verhandlungsstrategie (ursprünglich aus dem Klassiker Das Harvard-Konzept ), das an einigen namhaften Business-Schools |71| gelehrt wird, treffen in einem südamerikanischen Hafen die Abgesandten zweier Länder aufeinander. Jeder von ihnen hat den Auftrag, für sein Land die Ladung eines Apfelsinenfrachters zu ersteigern, deren normaler Marktwert etwa bei 10 000 Euro liegen mag. Doch es sind die einzigen noch erwerbbaren Apfelsinen und jedes Land braucht
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