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Auszeit

Auszeit

Titel: Auszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco von Münchhausen
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Langsamkeit und Geduld üben können. Selbst ein Stau bietet dazu eine zwar unfreiwillige, aber ideale Gelegenheit. Keine Sorge: Weder laufen Sie Gefahr, einzurosten noch zur Schnecke zu mutieren. Die Schnelllebigkeit des Alltags wird Sie immer wieder ein- und überholen. Haben Sie auch damit Geduld!

    Fragen zum Nachdenken
Wobei bin ich besonders ungeduldig?
|194| Was habe ich mir im Leben durch Ungeduld und Nicht-warten-Können schon verdorben?
Wobei könnte ich, möglichst spielerisch und kreativ, wieder etwas mehr Geduld und Langsamkeit üben?

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|195| Gleichgewicht
    Je höher die Wogen schlagen, umso wichtiger ist das Gleichgewicht eines Schiffes. Je vielfältiger die Aufgaben, je höher die Anforderungen, je komplexer der Arbeitsalltag und je zerrissener unser Leben, umso wichtiger auch für uns selbst, unser Gleichgewicht nicht zu verlieren. Während der rasanten Fahrt durch die Wellen des Alltags auf dem eigenen inneren Surfbrett stehen zu bleiben, wird eine immer größere Kunst. Oft ist einem die Bedeutung des Gleichgewichts gar nicht so bewusst, und man erkennt sie erst, wenn man das eigene verloren hat. In seinem Buch Buddha und der Manager schildert Werner Schwanfelder folgende asiatische Weisheitsgeschichte Vom Gleichgewicht :
    Es war in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, da kam ein Europäer zu einem chinesischen Meister und bat diesen , ihn in Kampfkünsten zu unterrichten. Der Meister willigte ein und ließ den Europäer langsame Bewegungen mit voller Konzentration durchführen. Der Europäer folgte zunächst willig. Nach drei Stunden ähnlicher Bewegungen verlor er jedoch die Geduld und protestierte. Er mahnte den Meister, dass er eigentlich Kampfübungen lernen wollte.
    Der Meister hieß ihn sich setzen. Nachlässig ließ er sich auf einer Bank nieder. Er fragte den Meister, wann er ihn |196| Kampfesübungen lehren wollte. Doch der Meister fragte nur, ob er gut sitzen würde.
    »Ja, sicher.«
    Der Meister machte ihn auf seine Fehler aufmerksam: Der Rücken sei nicht gerade genug. Der Kopf sei nicht die Verlängerung der Wirbelsäule.
    Der Europäer wollte sich auf diese Diskussion nicht einlassen. Er sei doch nicht gekommen, um das Sitzen zu lernen. Der Meister erklärte ihm, dass das Trainieren des Sitzens auch den Gleichgewichtssinn stärke. Das wollte der Europäer nicht einsehen. Was habe denn sitzen mit kämpfen zu tun? Gut zu sitzen sei die Bewahrung des Gleichgewichts, und während der Meister dies erläuterte, schob er den Europäer sanft an. Dieser kippte einfach von der Bank. Dann setzte sich der Meister auf die Bank und forderte den Europäer auf, ihn umzustoßen. Dieser versuchte es mit aller Kraft, doch er schaffte es nicht, den Meister auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Da verlagerte der Meister plötzlich sein Gewicht und der Europäer stürzte zu Boden.
    »Ich hoffe«, sagte der Meister, »Ihr habt nun die Bedeutung des Gleichgewichts für Leib und Seele erkannt.«
    Es geht um die Bedeutung des Gleichgewichts für Leib und Seele: körperlich für den handfesten physischen Kampf, innerlich für die emotionalen und psychischen Konflikte. Besonders um Letztere geht es in der heutigen Zeit, um das Gleichgewicht im Spannungsfeld der verschiedenen Kräfte des Alltags: die Balance zwischen Arbeit und Familie, zwischen äußeren Anforderungen und eigenen Bedürfnissen, zwischen Vernunft und Emotion. Vor allem aber, wie in der Geschichte, bei unerwarteten Hieben und Schicksalsschlägen. Wie kann man lernen, bei all dem sein Gleichgewicht zu halten und nicht, wie der Europäer »zu Boden zu stürzen«?
    |197| Ein Schiff hält sein Gleichgewicht in den hohen Wellen durch seinen Kiel. Je tiefer dieser ins Wasser eintaucht, umso besser ist es davor gefeit zu kentern. Das Gleiche gilt im übertragenen Sinn für uns Menschen: Je größer unser Tiefgang, je stärker unser inneres Gegengewicht gegen allen äußeren Sog und die mannigfachen Alltagsturbulenzen, umso besser können auch wir unser Gleichgewicht halten und in Balance bleiben. Daher ist es so wichtig, rechtzeitig für dieses Gegengewicht zu sorgen, Zeit und Energie darin zu investieren und herauszufinden, wo man seinen inneren Halt finden und bei Sturm vor Anker gehen kann. (Mehr zu diesem Aspekt finden Sie in dem Kapitel »Tragender Halt«, S. 47.)
    Im normalen Alltag können schon kleine Übungen helfen, sein Gleichgewicht wiederherzustellen und seine inneren Batterien wieder aufzuladen:
Sich für fünf

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